von Dr. Rolf Spangenberg

Vermutlich jedem Schlangenhalter ist es schon einmal passiert: zu seinem großen Erstaunen oder Entsetzen findet er das Terrarium leer vor - seine Natter istausgerissen. Wie konnte das passieren?

Schlangen sind unglaublich beweglich und entwickeln ein bemerkenswertes Talent darin, sich durch die kleinsten Öffnungen zu zwängen und durch den engsten Spalt zu schlüpfen. Es konnte eigentlich nicht passieren, ist nun  aber doch geschehen. Was ist zu tun?

Ruhe bewahren: Schlangen verhungern nicht so schnell

Zunächst einmal gilt es Ruhe zu bewahren! Schlangen verhungern nicht so schnell, da hat man Wochen (!) Zeit, anders als bei Ziervögeln. Nach dem geglückten Ausbruch neigen die Tiere dazu, sich zunächst einmal in eine dunkle Ecke oder einen Spalt hinter dem Schrank zu verziehen und dort liegen zu bleiben.

Zunächst sollte man sich erst einmal besonnen umzusehen. Wo in unmittelbarer Umgebung des Terrariums könnte sie sich versteckt haben? Beleibt sind etwa Bücherregale, denn Schlangen kriechen gern nach oben. Ist sie etwa hinter dem Schrank? Jetzt bloß nicht das große Möbelrücken anfangen, keine Hektik!

Das Tier im Dunklen überraschen

Wenn man sie nicht gleich entdeckt und wieder einfangen kann, am besten erstmal die Tür des betreffenden Zimmers schließen, damit die Schlange nicht ins übrige Haus entweicht. Dann warten bis es Nacht wird, also dunkel ist. Schlangen pflegen bei Dunkelheit aktiv zu werden und kriechen in der für sie ungewohnten Gegend herum. Diesen Moment kann man nutzen: Tür öffnen und das Licht einschalten. Schnell umherschauen, ist die Schlange irgendwo zu sehen? Dabei unbedingt sehr sorgfältig in alle Ecken sehen.

Diese Prozedur kann man beliebig, also einige Tage lang, wiederholen, wenn es in der ersten Nacht nicht geklappt hat. Um die Schlange hervorzulocken kann auch ein Lockmittel helfen. Dafür eignet sich ein kleiner Drahtkäfig – kein Plastik oder Glas, der Geruch ist wichtig – der mit einer Maus oder der von der Schlange bevorzugten Nahrung belegt ist. Den platziert man in eine Ecke. Dann wieder nachts das Licht einschalten – jetzt müsste die Schlange sichtbar sein.

Eins steht fest: Beim Einfangen der ausgebüxten Schlange ist Ruhe und Geduld gefragt. Eile ist unangebracht, denn – wie bereits erwähnt – Schlangen können es lange ohne Nahrung und Trinkwasser aushalten.