Pferd und Mensch__Das Glück der Erde

Großes Tier, großer Markt: Wer glaubt, dass das Pferd nur eine Nebenrolle unter den deutschen Heimtieren spielt, irrt gewaltig. Schätzungen zufolge leben hierzulande rund 1,25 Millionen Pferde. Für viele Menschen gehören die Einhufer zur Familie.

Die Katze ist das häufigste Heimtier in Deutschland, der Hund des Menschen treuester Freund. Aber kein anderes domestiziertes Tier hat die Geschichte der Menschheit derart tiefgreifend beeinflusst wie das Pferd. Aktuelle Forschungen gehen davon aus, dass Wildpferde vor über 5.000 Jahren in der eurasischen Steppe gezähmt wurden.

Damals konnten Menschen auf dem Rücken dieser Tiere erstmals große Strecken in kurzer Zeit zurückzulegen. Damit war es später möglich, große Reiche zu gründen und aufrecht zu erhalten – ein erster Schritt auf dem Weg zu modernen Nationalstaaten. Auch wurde das Pferd in kriegerischen Auseinandersetzungen eingesetzt, was berittenen Kämpfern enorme Vorteile in Gestalt neuer Angriffstechniken und Kriegsstrategien eröffnete.

Vom Pferd hingen Leben ab

Auch wenn Pferde lange Zeit vor allem als Nutztiere dienten, lag eine enge Bindung zwischen Halter und Tier in der Natur dieser Beziehung. In vielen Gesellschaften war das Pferd für den Einzelnen so wichtig geworden, dass sein Leben davon abhing. Sei es, weil das Pferd die einzige Möglichkeit war, zurück zum sicheren Zuhause zu gelangen. Oder etwa, weil das Tier den Pflug ziehen musste und so einen wichtigen Beitrag zum Broterwerb der Familien leistete. In manchen Kulturen hatte das Pferd daher einen geradezu mystischen Platz. Die Germanen etwa hielten sie für Vertraute der Götter.

Heute ist das Pferd in Deutschland vor allem Sportpartner und Familienmitglied. Halter legen großen Wert darauf, ihren Gefährten etwas zu bieten. Nur das Beste soll in den Trog. Einige Zoofachhändler machen sich das zunutze, wie etwa die Kiebitzmärkte, die breit aufgestellte Pferdeabteilungen in ihren Märkten installieren.

Der deutsche Markt rund um das Pferd ist groß. Laut der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN, von Fédération Équestre Nationale) gibt es hierzulande rund 600.000 Haushalte mit mindestens einem Pferd. Weitere 920.000 Haushalte besitzen Anteile an einem Pferd.

Reiten braucht Raum

Der typische Reiter ist weiblich, 38 Jahre alt, gut ausgebildet und arbeitet in Voll- oder Teilzeit. Das Haushalts-Nettoeinkommen eines Reiters oder einer Reiterin liegt statistisch deutlich über dem deutschen Durchschnitt. Außerdem leben Reiter eher auf dem Land in Orten mit weniger als 100.000 Einwohnern. Reiten braucht eben Platz.

Die Liebe der Deutschen zum Pferd ist ein Wirtschaftsfaktor. Laut FN werden in Deutschland rund um Reitsport und Pferdezucht mehr als 6,7 Millionen Euro pro Jahr umgesetzt. Am Pferd hängen im weiteren Sinne hierzulande rund 300.000 Arbeitsplätze, etwa bei Stallbetreibern, Tierärzten oder Hufschmieden. Hinzu kommt die Wertschöpfungskette von Industrie bis Handel für alles, was das Pferd sonst noch braucht. Mehr als 10.000 Firmen, Handwerksbetriebe und Dienstleistungsunternehmen in Deutschland haben direkt oder indirekt das Pferd als Haupt-Geschäftsgegenstand, heißt es in einer FN-Veröffentlichung.

Reiter sind gut informiert

Ein großer Markt, der aber eine ganz eigene Spezifik aufweist. Pferdehalter kennen sich aus, verlangen das auch von der Beratung im Geschäft. Für einen Zoofachhändler, der auch in diesem Marktsegment erfolgreich sein möchte, bringt das Engagement große Herausforderungen mit sich. Einfach ein paar Pferde-Artikel ins Sortiment zu nehmen, wird kaum reichen. Ein breites Angebot mit Qualität, dazu fundierte Beratung, darunter dürfte es wohl nicht funktionieren.

Das Pferd hat seinen besonderen Platz in der menschlichen Gesellschaft. Das mag mit der Geschichte zu tun haben, in deren Verlauf Pferde dem Menschen immer wieder große Dienste erwiesen haben. Vielleicht hat sich in unserem kulturellen Gedächtnis ein Stück Dankbarkeit gegenüber diesen starken Tieren festgesetzt. Letztlich wirkt aber stets der Zauber der Gegenwart. Wer schon einmal ein Pferd aus nächster Nähe erlebt oder sogar auf einem gesessen hat, weiß, was damit gemeint ist. Oder um es mit einem Sprichwort zu sagen: Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.

dh