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Tierschutzbund will Internethandel regulieren__Illegaler Welpenhandel boomt

Die kleine Lulu aus illegalem Handel bei der Aufnahme im Hamburger Tierschutzverein. Foto: Hamburger Tierschutzverein von 1841

Der illegale Welpenhandel boomt und hat 2020 offenbar durch die Corona-Pandemie einen dramatischen Aufschwung erfahren: In den Sommermonaten, in der die Nachfrage nach Haustieren groß war, stieg die Zahl der Fälle an. Das zeigt eine Auswertung des Deutschen Tierschutzbundes zu den bekannt gewordenen Fällen aus 2019, die auch einen Ausblick auf 2020 gibt.

75 Fälle von illegalem Heimtierhandel wurden allein zwischen Januar und Oktober 2020 bekannt, die meisten davon Hunde. Insgesamt seien 818 Tiere betroffen gewesen, so der Deutsche Tierschutzbund. „Damit liegt die Zahl der Fälle und Tiere bereits über der Gesamtzahl des Vorjahres“, sagt die Fachreferentin für Heimtiere, Lisa Hoth.

Betroffen waren vor allem Hunde – insgesamt 683 – und mit 130 Tieren auch erstaunlich viele Katzen. Die finale Erfassung und Auswertung aller Fälle steht noch aus. Die Dunkelziffer dürfte – wie in jedem Jahr – deutlich höher liegen, so der Tierschutzbund. „Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Haustierboom und der anonyme Verkauf über das Internet machen es den Händlern besonders leicht“, sagt Hoth.

Mehr Kontrollen, härtere Strafen

Der Tierschutzbund fordert daher eine Regulierung des Internethandels und eine europaweite verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung für Haustiere, um deren Herkunft besser rückverfolgen zu können. Ebenso bräuchte es eine bessere länderübergreifende Zusammenarbeit, um alle involvierten Personen zu fassen sowie vermehrte Kontrollen und härtere Strafen für die Täter.

Der Deutsche Tierschutzbund wertet jedes Jahr alle Fälle von illegalem Tierhandel aus, die ihm auf der Basis von Medienberichten und den Meldungen betroffener, angeschlossener Tierheime bekannt werden. In seiner Auswertung für das gesamte Jahr 2019 berichtet der Verband von 66 Fällen von illegalem Handel mit mindestens 731 betroffenen Tieren. Im Großteil der Fälle (85 Prozent) wurden Hunde gehandelt, meist Rassehunde wie Malteser, Zwergspitz und Französische Bulldogge.

Besonders außergewöhnlich sei 2019 die Artenvielfalt gewesen: So fanden sich neben Hunden und Katzen unter anderem auch ein Bennet-Känguru, Weißwedelhirsche, Riesenschlangen und ein Lisztaffe unter den illegal transportierten Tieren.

Ämter sollen Kosten vorstrecken

Behörden übergeben beschlagnahmte Tiere in die Hände von Tierheimen. Viele der Tiere befinden sich laut Tierschutzbund in einem desolaten Gesundheitszustand und brauchen aufwändige Pflege. Auf den entstehenden Kosten – für einen Hundewelpen pro Tag durchschnittlich 21,40 Euro im Jahr 2019 – bleiben die Tierheime meist sitzen. Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes müsste daher dringend gesetzlich festgelegt werden, dass die Behörden die Kosten für die intensive Betreuung der kranken Welpen vorzustrecken haben.