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Quappe im Rheingebiet__Ein verborgener Fisch kehrt zurück

Adulte Quappe: Der Bestand der gefährdeten Art soll in Nordrhein-Westfalen im Rahmen eines Projektes gestützt werden. Foto: Dr. Bernd Stemmer

Die Quappe (Lota lota L.) ist ein dorschartiger Süßwasserfisch, der einst deutschlandweit in Fließ- und Stillgewässern verbreitet war und in Flüssen auf intakte Auen angewiesen ist. Heute sind die Bestände der Quappe in mehreren Bundesländern gefährdet, in Nordrhein-Westfalen ist die Art vom Aussterben bedroht.

Lediglich eine Restpopulation existiert dort noch in der Lippe, einem Rheinzufluss. Diese Population befindet sich in einem Erhaltungsprogramm und soll im Projekt als zoogeografisch adäquate Spenderpopulation für eine Ausbreitung genutzt werden. Dies teilt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit.

Im deutschen Rheingebiet sind nur wenige weitere Quappen-Populationen erhalten. Wasserbauliche Restriktionen behindern zudem eine natürliche Ausbreitung. Daher ergreift die Wasserlauf-Stiftung für Gewässerschutz und Wanderfische NRW mit dem Projekt Pilotmaßnahmen zur Ausbreitung und Absicherung des Genpools der Quappe in Nordrhein-Westfalen.

Der Fokus der Maßnahmen liegt auf Habitaten des Rheinhauptstroms mit wiederhergestellten Auenbereichen sowie großen renaturierten Abgrabungsseen und Talsperren als Ersatzbiotop. Das Überleben der Jungfische und die Reproduktion werden durch Erfolgskontrollen überprüft.

Genetische Reserven

Im Projekt werden auch abgeschlossene Stillgewässer einbezogen, da große Baggerseen und Talsperren in Bezug auf klimatische Faktoren, zum Beispiel sommerkühle Temperaturzonen in tieferen Wasserschichten, und grobschotterige Uferstrukturen gute Voraussetzungen für die Quappe bieten. So sollen laut BfN wichtige genetische Reserven für den NRW-Quappenbestand in Stillgewässern gegründet werden.

An ausgewählten Orten werden zudem kleine Habitat-Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt, um die Strukturvielfalt für die Jungfische von Quappe und gegebenenfalls auch anderen Arten wie etwa Nase, Barbe und Gründling zu erhöhen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist zum Teil mit Beteiligung von Freiwilligen und Schulen geplant. Begleitend wird untersucht, wie die Quappe mit im selben Lebensraum vorkommenden Arten interagiert und inwieweit sie als natürliches Faunenelement zur Regulierung invasiver Fischarten beiträgt.

Schüler können lernen

Maßnahmen der Umweltbildung inklusive Workshops am Gewässer und Patenschaften für Schulklassen sollen Wissen zur Biologie der Quappe vermitteln und das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt am Fließgewässer stärken. Besonders im Fokus steht dabei die Vernetzung und Bedeutung von Auen in Zeiten des Klimawandels. Freiwillige Angler und Netzfischer können sich darüber hinaus als „Citizen-Scientists“ an der ökologischen Erfolgskontrolle der Artneschutzmaßnahmen beteiligen, indem sie Fangmeldungen abgeben.

Die Projektumsetzung über Beteiligte des Rheinischen Fischereiverbandes und der Rheinfischereigenossenschaft NRW sowie über örtliche Anglervereine und Gewässerwarte sichert eine direkte Vernetzung der fischereilichen Akteurinnen und Akteure. So sind auch die für den Projekterfolg wichtigen Nachweise und Rückmeldungen zu den Quappen in ihren neuen Lebensräumen gesichert. Die Bereitstellung der Quappen-Larven für das Erhaltungszuchtprogramm erfolgt über den Ruhrverband.