Giftiges Insekt__Uni forscht am Eichenprozessionsspinner

Ab dem 3. Larvenstadium bilden die Raupen die reizend wirkenden Brennhaare aus. Aus diesem Grund ist das akute Risiko für den Menschen während der Raupenfraßzeit am größten. Hohe Konzentrationen der Brennhaare finden sich auch in den Nestern. Foto: Envirus

Kahlgefressene Bäume, toxische Reaktionen bei Menschen: Forscher der Universität in Göttingen nehmen nun eine heimische Schmetterlingsart unter die Lupe.

An der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen ist ein dreijähriges Forschungsprojekt gestartet, das die Massenvermehrungen des Eichenprozessionsspinners untersucht. Dies teilte die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) kürzlich mit. In dem vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten Projekt „Rima – Risikobewertung, Überwachung und Auswirkungen von Massenvermehrungen des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea L.) in Eichen(misch)wäldern“ soll ein zunehmendes Auftreten dieses Insekts im Zuge des Klimawandels analysiert und bewertet werden.

Allergisch bis toxisch

Warnschilder verdeutlichen, dass Gefahr vom Eichenprozessionsspinner ausgeht. Wenn die Raupen dieser Schmetterlingsart in Massen auftreten, fressen sie nicht nur ganze Eichenbestände kahl, ihre Brennhaare können bei Menschen und Tieren zu allergischen und toxischen Reaktionen führen. Bisher gebe es aber kaum Befallsprognosen und Risikobewertungen für diese Tierart, so die FNR. Auch die Auswahl an möglichen Maßnahmen gegen die von den Raupen verursachten Kalamitäten bewerteten Experten als zu gering. Für Berufsgruppen, die im Umfeld der Raupen arbeiten müssen, gebe es zudem noch keinen effektiven Arbeitsschutz.

Das wollen Forscherinnen der Georg-August-Universität und der Universitätsmedizin Göttingen ändern. Daher gehen sie den Fragen auf den Grund, wann, wo und warum sich diese Eichenschädlinge in Massen vermehren und was man dagegen tun kann. Im vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die FNR geförderten Forschungsprojekt ermitteln sie zunächst die Ursachen für die großräumigen Verteilungsmuster von Eichenprozessionsspinnern.

Studien aus der Luft

Dazu wollen sie die Populationsdichten und Fraßintensitäten der Raupenstadien analysieren und räumlich einordnen, auch mit Hilfe von Drohnen. Mit den gewonnenen Daten sollen Populationsmodelle und Kalamitäts-Szenarien erstellt werden, die eine Analyse der Anfälligkeit verschiedener Eichenwälder zulassen, was wiederum wie eine Art Frühwarnsystem genutzt werden kann. Die Untersuchungen basieren auf einem speziellen Felddesign, das auch Flächen mit Insektizidbehandlung einschließt.

Doch auch die Auswirkungen auf das Wachstum von Eichen(misch)wäldern wollen die Forscher untersuchen. Welchen Anteil haben die Raupen am Eichensterben? Wie wirkt sich das auf die Holzproduktion aus? Und welche Handlungsoptionen für den Waldschutz sind effizient und notwendig, um Eichenbestände zu retten?

Zusammen mit Medizinern wollen die Göttinger Wissenschaftler zudem die Gesundheitsgefährdung durch Eichenprozessionsspinner untersuchen. Das Nesselgift Thaumetopoein, das über die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners übertragen wird, kann zu allergischen oder toxischen Reaktionen führen. Da sich die Brennhaare mit dem Wind verteilen, sind Informationen zu Gefährdungsbereichen, Grenzwertkonzentrationen und Handlungsoptionen bei Erkrankungen dringend gesucht.