Hunde im Auto sichern__Wenn Waldi plötzlich 500 Kilo wiegt

So nicht: Hunde im Auto müssen gesichert werden, damit sie sich im Falle eines Aufpralles nicht verletzen. Foto: Ferenc Tóth/Pixabay

Unfälle lassen sich nie sicher vermeiden, aber der technische Fortschritt trägt maßgeblich dazu bei, dass das Risiko von Verletzungen sinkt. Allerdings geht die Rechnung nur auf, wenn Autofahrer die Möglichkeiten auch nutzen. Das gilt natürlich auch für Hunde, die im Auto mitfahren.

Unwissenheit und Nachlässigkeit sind die Hauptgründe für teils katastrophale Unfallfolgen. Das gilt nicht nur für den Menschen, sondern auch für den Hund im Auto. Das Soester Unternehmen Dogstyler hat sich mit dem Pressesprecher des ADAC Ostwestfalen-Lippe über das Thema unterhalten. Ralf Collatz ist 62 Jahre alt und leitet bei dem Verkehrsclub neben der Öffentlichkeitsarbeit auch die Abteilung „Verkehr und Technik“.

Außerdem ist er Experte für Verkehrstechnik und war als Sicherheitstrainer tätig. Das Thema „Ladungssicherheit“ ist ihm laut Dogstyler bestens vertraut. Und genau darum geht es beim Hund im Auto, denn der Gesetzgeber behandelt den Hund nach Paragraf 23 der Straßenverkehrsordnung nicht als einen Beifahrer, sondern als Ladung.

Bußgeld droht

„Letztendlich ist der Fahrzeugführer dafür verantwortlich, dass die Verkehrssicherheit durch Ladung oder Besetzung nicht leidet“, sagt Collatz. Bei Nichtbeachtung drohten Verwarn- oder Bußgelder von 25 bis 75 Euro, eventuell sogar ein Punkt in Flensburg. Deshalb warnt Collatz davor, die Verordnung auf die leichte Schulter zu nehmen. Damit wolle der Gesetzgeber Autofahrer vor schwerwiegenden Folgen bewahren. Für den ADAC spiele daher die korrekte Ladungssicherung eine große Rolle.

„Man glaubt gar nicht, was in Autos so alles und dann vorzugsweise nicht gesichert transportiert wird“, so Collatz, der die Nachlässigkeit von manchen Autofahrern gut kennt. Und das gelte auch bei Hunden im Auto. Weder kann der Hund sich am Sitz festkrallen noch der Fahrer oder Beifahrer den Hund auffangen.

Erhebliches Verletzungsrisiko

Ralf Collatz verdeutlicht die Gefahr an einem Beispiel: „Waldi mit 20 Kilogramm Körpergewicht wird bei einer Kollisionsgeschwindigkeit von nur 50 Stundenkilometern mit dem 25-fachen seines Eigengewichtes nach vorne beschleunigt. Das Aufprallgewicht des Hundekörpers an der Kopfstütze oder am Armaturenbrett beträgt in diesem Fall also rund 500 Kilogramm – eine Belastung mit tödlichen Folgen für den Vierbeiner und erheblichem Verletzungsrisiko für Fahrer oder Beifahrer.“

Ralf Collatz macht zudem deutlich, dass es für das Verletzungsrisiko keine Rolle spielt, was genau durch das Auto geschleudert wird. Ob es sich um ungesicherte Tiere oder andere Ladung wie Getränkekisten, Urlaubsgepäck oder den Großeinkauf handelt, spielt bei einem Aufprall für den Menschen keine Rolle. „Die Fahrphysik lässt sich nun mal nicht austricksen.“

Herumspringende Tiere

Gleichzeitig warnt er vor dem Trugschluss, dass nur erfasste Unfälle ein zuverlässiges Bild von den Risiken abliefern. „Wie viele tatsächliche Unfälle oder Beinahe-Kollisionen es real gibt, wird man allein an der offiziellen Unfallstatistik sicherlich nicht ablesen können.“ Zu nennen sei hier auch das Thema Ablenkung durch herumspringende Tiere, herunterfallende Taschen oder das Smartphone. Collatz weiß von Experten, die davon ausgehen, dass zwischen zehn und 20 Prozent aller Unfälle durch Ablenkung ausgelöst werden.

Auch Dogstyler hat sich als Anbieter von Zubehör für Hunde mit Autounfällen befasst, bei denen Hunde nachweislich Mitfahrer waren. Beteiligt waren insgesamt 39 Hunde. Davon seien 15 nach dem Unfall aus dem Auto entkommen und entlaufen. Sechs Hunde wurden im Auto verletzt. Elf Hunde starben während des Unfalls oder wurden auf der Flucht vom Unfallort überfahren. Das Unternehmen wirft die Frage auf, ob viele Hundehalter das Risiko nicht kennen oder nicht ernst genug nehmen.

Fahrphysik gilt für jeden

Den ADAC-Experten Collatz verwundern die Ergebnisse hingegen nicht. Das würde auch der Blick in die Autos auf Parkplätzen vor Möbelhäusern oder auf Raststätten deutlich machen. Seiner Ansicht nach sind es erschreckend viele Verkehrsteilnehmer, die aus Unwissenheit oder Gleichgültigkeit ihre Ladung nicht ausreichend sichern. Er warnt daher: „Die Grenzen der Fahrphysik gelten immer und für jeden. Sie lassen sich auch durch moderne Fahrzeugtechnik nicht ausblenden. Dies gilt gleichermaßen für Insassen, mitfahrende Kinder, Hunde oder Gepäck.“

Diese Grenzen der Fahrphysik könne jeder gefahrlos und mit Spaß bei einem ADAC-Fahrtraining selbst erfahren. Teilnehmer könnten dort in der Gruppe lernen, wie man es besser macht, beispielsweise, indem der Familienhund im Auto immer gut und richtig gesichert mitfährt.