Industrie__Corona schiebt Digitalisierung an

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In Zeiten einer globalen Pandemie und temporären Lockdowns steigen die Investitionen der deutschen Industrie in die Digitalisierung. Viele stellen fest: Die Technik hilft auch in der Krise.

Die Corona-Pandemie trifft die deutsche Industrie mit voller Wucht, führt zugleich aber zu einem Digitalisierungsschub in den Unternehmen. Das teilt der IT-Branchenverband Bitkom mit. So gäben mehr als vier von zehn Industrieunternehmen mit über 100 Beschäftigten an, bislang „sehr schlecht“ durch die Corona-Zeit gekommen zu sein, immerhin 23 Prozent „eher schlecht“.

Gleichzeitig sagen laut Bitkom 95 Prozent der Unternehmen, dass im Zuge der Corona-Pandemie die Digitalisierung in ihrem Unternehmen an Bedeutung gewonnen hat. Mehr als sechs von zehn Industrieunternehmen geben an, dass ihnen digitale Technologien helfen, die Corona-Pandemie zu bewältigen. Und 77 Prozent hätten festgestellt, dass Unternehmen, deren Geschäftsmodell bereits digitalisiert ist, besser durch die Krise kommen.

Nicht nur im Normalmodus von Vorteil

Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie zur Digitalisierung der deutschen Industrie, für die 551 Industrieunternehmen ab 100 Beschäftigten im Februar und März 2021 befragt wurden. „Das produzierende und verarbeitende Gewerbe ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Die Corona-Pandemie zeigt, dass Digitalisierung nicht nur im Normalmodus Effizienzgewinne und Wettbewerbsvorteile bringt, sondern auch eine hoch wirksame Krisenvorsorge ist“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Die Corona-Pandemie muss genutzt werden, den digitalen Umbau der deutschen Industrie voranzutreiben.“

Die Industrie habe bereits auf Corona reagiert, heißt es in einer Pressemitteilung. 81 Prozent der Unternehmen passen bestehende Produkte und Dienstleistungen an, 49 Prozent bieten neue an, 29 Prozent nehmen bestimmte Angebote vom Markt. In vier von zehn Industrieunternehmen habe sich das Geschäftsmodell durch die Corona-Krise verändert. Tatsächlich könnte die Corona-Pandemie in den kommenden Monaten für einen anhaltenden Digitalisierungsschub in den Fabriken sorgen. 61 Prozent der Unternehmen wollen als Corona-Folge langfristig die Digitalisierung vorantreiben. 62 Prozent sehen einen Innovationsschub für das eigene Unternehmen.

Industrie 4.0 und das Internet of Things

Industrie 4.0 ist inzwischen für alle größeren Industrieunternehmen ein Thema. Fast zwei Drittel setzen laut Bitkom bereits spezielle Anwendungen wie vernetzte Produktionsanlagen, Echtzeit-Kommunikation zwischen Maschinen oder intelligente Roboter ein. Vor drei Jahren lag der Anteil gerade einmal bei 49 Prozent.

Aktuell nutzen vier von zehn Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern sogenannte Internet of Things-Plattformen, mit denen Daten von Geräten, Maschinen und Anlagen an zentraler Stelle zusammengeführt und ausgewertet werden können. Jedes dritte plant die künftige Nutzung, nur für 19 Prozent sind solche Plattformen derzeit kein Thema. Ebenfalls vier von zehn Industriebetrieben setzen 3D-Druck ein, fast ebenso viele planen oder diskutieren den Einsatz (42 Prozent).

Mobilfunk als Schlüsseltechnologie

Herausragende Bedeutung kommt dem neuen Mobilfunkstandard 5G für die vernetzte Produktion zu. Inzwischen halten 85 Prozent der Industrieunternehmen die Verfügbarkeit von 5G für wichtig für das eigene Unternehmen, vor einem Jahr waren es erst 72 Prozent. „5G ist eine Schlüsseltechnologie, gerade für die Industrie“, so Rohleder. „5G ermöglicht Übertragungen in Echtzeit, eine höhere Netzwerk-Kapazität und eine praktisch unbegrenzte Zahl an Geräten und Bauteilen, die miteinander kommunizieren können.“

Industrie 4.0 wird zugleich auch die Arbeit in den Fabriken verändern. So erwarten fast sechs von zehn Unternehmen, dass neue Arbeitsplätze für gut ausgebildete Fachkräfte entstehen. Zugleich gehen aber auch rund zwei Drittel davon aus, dass Arbeitsplätze für gering Qualifizierte wegfallen werden. Auf diesen Wandel stelle sich die Industrie bereits heute ein, so der Bitkom. Ebenfalls rund zwei Drittel (68 Prozent) der Industrieunternehmen investieren bereits in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter rund um Industrie 4.0.

Unternehmen, die bereits Industrie 4.0-Anwendungen einsetzen oder dies planen, haben ihre Aktivitäten in der Corona-Krise tendenziell verstärkt. 18 Prozent haben in der Zeit ihre Investitionen in Industrie 4.0 deutlich und weitere 24 Prozent etwas erhöht. Nur 14 Prozent haben die Ausgaben etwas gesenkt, gerade einmal 9 Prozent deutlich gesenkt. In jedem dritten Unternehmen (32 Prozent) hat sich nichts geändert. „Mehr Investitionen in Industrie 4.0 – das ist eine gute Nachricht für den Standort Deutschland“, sagt Rohleder.