Interview mit Malte Hübers__„Nur zu reden, reicht nicht“

Das Snack-Segment war in den vergangenen Jahren stets Wachstums- und Innovationstreiber beim Heimtierfutter. Malte Hübers, geschäftsführender Gesellschafter von Dr. Clauder’s, spricht im zza-Interview über Markt, Chancen und glückliche Halter.

zza: Zur Interzoo hatte Dr. Clauder’s ein neues Produkt mitgebracht, dass für einiges Aufsehen sorgte: ein Hunde-Snack, der mit Hilfe eines Bakteriums durch Fermentation produziert wird. Schnappen die Hunde zu?
Malte Hübers: Wir haben große Resonanz darauf bekommen. Ich denke, alternative Proteinquellen werden noch wichtiger, als man das vielleicht jemals gedacht hätte. Richtig gute Proteinquellen auszumachen, ist jetzt extrem wichtig. Da reden wir nicht wie alle anderen immer nur über Insekten als Möglichkeit, die sicherlich interessant sind, aber es gibt noch ganz andere Quellen.
zza: Nahrung aus Bakterien klingt jetzt erstmal nicht so supersexy. Wie groß sind die Vorbehalte am Markt? Wie versuchen Sie die Halter zu überzeugen?
Hübers: Ich selbst esse auch gerne ein Steak. Aber wir müssen uns ja über die Zukunft Gedanken machen. Dort liegen unsere Chancen. Damit müssen wir uns ernsthaft auseinandersetzen. Und wir müssen das Thema Klimawandel dann auch ernst nehmen und nicht nur darüber reden. Das Thema Nachhaltigkeit ist in unserer Branche zwar gerade sehr populär, aber nur darüber zu sprechen, reicht eben nicht. Wir haben reagiert und sind nun gespannt, wie ein lösungsorientiertes Produkt angenommen wird. Ich habe mit vielen Branchenkennern, Endverbrauchern und Influencern gesprochen, die daran interessiert sind und die überzeugt sind, dass genau darin die Zukunft liegt. Die Kunden zu überzeugen, bekommen wir dann relativ schnell hin, weil wir das Thema um alternative Proteinquellen mit in den Vordergrund gestellt haben und ein Produkt anbieten können, das Fleisch komplett ersetzen kann. Der umweltfreundliche Snack bietet ein vollwertiges Aminosäurenprofil wie Fleisch und wir werden ihn zum selben UVP auf den Markt bringen können.
zza: Das Produkt ist in Sachen Nachhaltigkeit ein Vorzeigeprojekt. Spüren Sie wachsenden Druck seitens der Verbraucher, mehr in Richtung ökologische Verantwortung zu denken?
Hübers: Leider noch nicht genug. Aber wir werden das in Zukunft spüren, weil das Fleisch einfach knapp werden wird. Deshalb müssen wir Menschen und somit Verbraucher uns damit mehr beschäftigen. Und wir wollen dann als innovatives Unternehmen mit vorne dabei sein. Deshalb machen wir uns ständig Gedanken darüber, wie wir nachhaltige Innovationen entwickeln können. Die Interzoo war dafür die richtige Bühne, weil sie genau dafür da ist – um Innovationen vorzustellen.
zza: Was tun Sie bei Dr. Clauder’s noch, um nachhaltiger zu werden?
Hübers: Wir haben im gesamten Unternehmen ein Nachhaltigkeitskonzept. Wir schulen in jedem Quartal unsere Mitarbeiter. Das Thema ist für uns sehr wichtig und wir reden nicht nur darüber, Papier und Plastik zu trennen. Vielmehr wollen wir in der Produktion nachhaltiger werden. Ich möchte, dass jeder das Thema lebt. Viele Unternehmen reden viel darüber, aber nur wenige machen etwas.
zza: Welche Trends machen Sie neben dem Thema Nachhaltigkeit im Snack-Segment derzeit aus?
Hübers: Alles, was mit Tiergesundheit und einer entsprechenden Funktion zu tun hat. Wie unsere neue Serie „Nahrungsergänzungsmittel als Snacks”, die neben den „Trainee Snacks kultiviertes Protein” auch Ende des Jahres gelauncht wird. Wir reagieren auf die Bedürfnisse der Halterinnen und Halter, die gesunde Snacks für ihre Tiere wünschen. Und genau darauf konzentrieren wir uns.
zza: Was passiert in anderen Ländern in diesem Segement?
Hübers: Ich war kürzlich auf der Petfair Asia in Shanghai. Dort wurde dieser Trend leider noch nicht erkennbar. Dort haben die klassischen Snacks ohne nennenswerte Funktion noch Vorrang. Wir können hier auch in Sachen Qualität und Funktionalität Maßstäbe setzen. Das finde ich natürlich schön.
zza: Snacks waren in den vergangenen Jahren stets ein Wachstumstreiber in der Branche. Wann wird der Markt gesättigt sein?
Hübers: Ich glaube, es wird keine Sättigung geben. Wer Tiere hat, der weiß, dass diese nie aufhören werden, zu fressen. Und die haben richtig Spaß, Snacks zu fressen, und Herrchen und Frauchen wollen ihre Liebsten auch belohnen. Deshalb bin ich überzeugt, dass Snacks in den nächsten drei bis fünf Jahren weiter Wachstumstreiber bleiben. Insbesondere bei den Functional Snacks sehe ich größtes Potenzial.
zza: Was ist für die nächste Zeit für das Produkt-Portfolio geplant? In welche Richtung soll es gehen?
Hübers: Wir sind ein Unternehmen, das weltweit verkauft, und wir müssen daher auch mit restriktiven Herausforderungen der Länder und deren Vorgaben umgehen. Wir haben verschiedene Produktionsverfahren, bei denen das funktioniert, Veggies, Hanf, Insekt, kultiviertes Protein et cetera. Ich sehe uns infolgedessen sehr gut aufgestellt und wir können noch mehr machen, falls der Markt das fordert. Am Ende des Tages müssen wir die Produkte herstellen, die der Verbraucher haben möchte und die das Tier benötigt sowie verträgt. Wir machen uns derzeit viele Gedanken darüber, wie wir weitere Wirkstoffe mit Snacks in Verbindung bringen können. Mir ist wichtig, dass das Produkt innerhalb von zwei Wochen seine Wirkung entfaltet und der Halter deutliche Unterschiede sehen kann.
zza: Deutschland hat in den vergangenen Jahren unter einer hohen Inflation gelitten. Wie schlägt das Thema bei Dr. Clauder’s durch? Wie haben sich Kosten und Geschäftszahlen verhalten?
Hübers: Die Kosten sind innerhalb kürzester Zeit explodiert. Aber wir konnten diese nicht einfach so an den Endverbraucher weitergeben. Die Kostensteigerung umfasst alle Bereiche. Wir haben Preiserhöhungen auch von kleinsten ABC-Lieferanten bekommen und dies schlägt sich in Summe selbstverständlich auf die Geschäftszahlen nieder.
zza: Wie entwickeln Sie den Vertrieb in Ihrem Unternehmen? Wo setzen Sie Schwerpunkte, beispielsweise im internationalen Geschäft?
Hübers: Wir schulen unseren Vertrieb insbesondere mit dem Blick auf Fachwissen sehr gut. Ich denke, es wird sich in der Branche zeigen, wer Fachwissen weitergeben kann. Im Export sind wir jetzt in über 60 Ländern. Da sind die Leute offen für eine Fachberatung. Auch die Menschen in China sind sehr wissbegierig und haben Freude daran, das Wissen an die Tierhalter weiterzugeben. Wir werden im Ausland weiterwachsen. Im DACH-Raum zu wachsen, ist hingegen schwieriger. Das werden auch Unternehmen spüren, die aus anderen Ländern in diesen Markt wollen. Wer nicht die richtigen Kanäle kennt, hat ein Problem.
zza: Und wie soll es im Inland weitergehen? Was kann der hiesige Zoofachhandel von Dr. Clauder’s in den nächsten Jahren erwarten?
Hübers: Wir werden innovative Produkte bringen und auf die Marge für den Fachhandel achten. Wir machen viel im Private-Label-Bereich, da kommt man heute als Produzent gar nicht mehr drum herum. Wichtig ist, dass jeder Geld verdient, denn nur so kann die Branche existieren.
zza: Wo sehen Sie Dr. Clauder’s in fünf Jahren?
Hübers: Wir werden uns dann noch stärker auf innovative Produkte mit Blick auf die Tiergesundheit spezialisiert haben. Wir wollen uns noch stärker am Endverbraucher orientieren und ihm Probleme abnehmen. Wir werden noch mehr Lösungen für das Tier bringen, denn wenn das Tier gesund und glücklich ist, ist es auch der Halter.
Dominic Heitz