Koch__Damit der Hund es bequem hat

Julia und Silvio Tanz während der Interzoo 2024. Foto: Koch

Die Firma Koch produziert Leinen, Halsbänder und Geschirre für Hunde. Geschäftsführer und Eheleute Julia und Silvio Tanz sprechen im exklusiven zza-Interview über Kunden, Markt und die Firmenphilosophie. Ihr Grundsatz: Funktion vor Optik.

zza: Welche Trends beobachten Sie im Bereich Outdoor-Produkte und wie hat sich die Nachfrage in den letzten Jahren entwickelt?

Silvio Tanz: Wir bemerken, dass im Outdoor-Bereich hochwertige Produkte gesucht werden. Jetzt ist natürlich die Frage, wie man ‚Outdoor‘ definiert: Wir spezialisieren uns auf Leinen, Halsbänder und Geschirre, aber es gibt ja beispielsweise auch Mäntel und vieles mehr. Beim Kernthema ‚Wandern mit Hund‘ wollen die Kunden hochwertige, langlebige und ergonomische Produkte, die auch die ein oder andere Funktion mitbringen, die beim Wandern benötigt wird. Auch das Thema Umweltfreundlichkeit ist wichtig. Das ist der Trend, der sich verfestigt hat.

zza: Welche Kundengruppen interessieren sich besonders für Outdoor-Produkte?

Julia Tanz: Die Halter, die viel wandern gehen, etwa in den Bergen, und auch diejenigen, die viel Hundetraining betreiben, sind unsere beiden Zielgruppen im Outdoor-Segement. Wir sind hier in Bayern in Landsberg am Lech ja den Bergen nahe und selbst affin. Wir bieten auch Sonderanfertigungen an, wodurch wir die Bedürfnisse der Halter besser kennenlernen. So kam beispielsweise auf, dass sich viele Kunden bei einer Schleppleine einen Sicherheitskarabiner wünschen. Wanderer haben häufig ihre eigene Ausstattung mit Karabinern, die kennen das daher. Eine weitere Zielgruppe sind Jogger, die heute viel mehr als früher ihren Hund gerne mitnehmen. Dafür braucht man natürlich nochmal anderes Zubehör.

zza:
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für Hersteller und wie gehen Sie damit um?

Silvio Tanz: Wir können darüber sagen, was vermutlich alle sagen werden: Die Kosten sind in den letzten Jahren bei Rohstoffen und in der Produktion gestiegen. Das ist die Herausforderung für ein in Deutschland produzierendes Unternehmen. Wir wollen möglichst viel aus Deutschland einkaufen. Unser Nylon kommt ausnahmslos aus Webereien in Deutschland. Wir wollen ein hochwertiges Produkt zu einem wettbewerbsfähigen Preis anbieten und das wird immer schwieriger. Daher verzichten wir bewusst auf Marge, damit der Kunde bereit ist, den Preis zu zahlen.

Julia Tanz:
Es gibt ein paar Synergien, die wir mit unserer Zielgruppe erzielen. Wer wandert, hat vielleicht auch ein bisschen mehr Geld und ist naturverbunden. Das bedeutet auch eine gewisse Affinität zur Nachhaltigkeit. Daher verstehen unsere Kunden auch, warum das in Deutschland gefertigte Produkte etwas mehr kostet und welche Vorteile es mit sich bringt, dass man beispielsweise an unseren Geschirren etwas anpassen oder sie bei uns reparieren lassen kann.

zza: Wie stark hat Sie die Inflation der vergangenen Jahre getroffen und wie sind Sie damit umgegangen?

Silvio Tanz: Wir zahlen im Durchschnitt das Doppelte für die Rohstoffe als noch vor vier Jahren. Deshalb haben wir ganz klassisch unsere Lieferanten neu bewertet. Teilweise beliefern uns diese schon seit 30 Jahren. Einer hat seine Preise für Rohstoffe in einigen Bereichen fast verdreifacht. Dann haben wir nach Alternativen gesucht und die auch gefunden. Dabei haben wir die Qualität sogar noch verbessern können.

Julia Tanz: Wir haben die Vereinbarungen mit den Lieferanten auch langfristig getroffen und vorausschauend geplant. Und wir haben – riskante Sache – in noch größeren Mengen eingekauft. 2021, 2022 und 2023 haben wir unsere Preise anpassen müssen. Im Nylonbereich haben wir seitdem aber aufgrund der Anpassungen bei den Lieferanten keine Preise mehr erhöhen müssen.

zza: Ihre Kunden sind naturverbunden, sagten Sie. Was macht Ihr Unternehmen bezüglich Nachhaltigkeit?

Julia Tanz: Wir machen schon viel, sprechen aber nicht viel darüber. Das fängt bei der Produktverpackung an, wo wir auf so viel Plastik wie möglich verzichten. Wir packen nicht alles einzeln in Tüten ein. Kartons werden bei uns wiederverwertet. Dann kann es auch mal passieren, dass die Koch-Ware in dem Karton eines anderen Unternehmens beim Kunden ankommt. Das ist eine Kleinigkeit, auf die wir schon seit Jahren achten. Unsere Mitarbeiter machen dabei toll mit, weil die das selber gut finden. Die bringen dann von Zuhause ihre Kartons mit. Wir geben jeder Verpackung eine zweite Chance. Unsere Kunden sprechen uns auch darauf an und sagen: finden wir klasse.

Silvio Tanz: Wir stoßen aber auch an Grenzen. Wir würden gern alles mit Solarstrom betreiben, aber wir haben unsere Betriebsstätte angemietet. Vom Vermieter kann ich natürlich nicht verlangen, dass er für hunderttausend Euro eine Solaranlage installiert. Wir selbst haben aber im vergangenen Jahr fast die komplette Beleuchtung auf LEDs umgestellt. Es ist unglaublich, was das an Strom spart.

zza: Gerade im Outdoor-Bereich spielt die Langlebigkeit der Produkte eine große Rolle. Das ist auch eine Qualitätsfrage. Wie stellen Sie Qualität sicher?

Julia Tanz: Wir testen viel, das komplette Produkt. Wir haben einen 500 Kilogramm schweren Stein, um etwa die Reißfestigkeit zu testen. Einige Lieferanten haben selbst Testanlagen. Wir setzen ganz gezielt auf Langlebigkeit statt auf Wegwerfmentalität. Ich hatte erst kürzlich einen Händler am Telefon, dessen Kunde nach einem Geschirr fragte. Der Kunde hatte eines unserer Geschirre schon seit zwei Hundegenerationen und wollte jetzt doch mal ein neues. Ein Feedback, das wir häufig von den Haltern zu hören bekommen.

Silvio Tanz: Der Händler da draußen sieht unsere Nähte, fühlt unsere Materialien und weiß sofort um die Qualität.

zza: Ist der Markt für Outdoor-Produkte gesättigt?

Julia Tanz: Mittlerweile haben viele Hunde eine Garderobe zuhause. Aber bis jeder Hundehalter auch nur ein einziges Koch-Produkt hat, haben wir noch Jahre zu tun.

zza: Welche Pläne haben Sie für die nähere Zukunft?

Julia Tanz: Wir wollen uns immer mehr darauf spezialisieren, worauf die Leute Wert legen. Wir werden in den nächsten Jahren unsere Geschirre breiter aufstellen, zum Beispiel mit unterpolsterten Klickverschlüssen und Ringen.

Silvio Tanz: Bei uns gilt auch Funktion vor Optik. Deshalb werden unsere Geschirre von vielen Tierärzten und Physiotherapeuten empfohlen, weil sie durch Material und Verstellbarkeit für das Tier so gut sind. In unserer Produktentwicklung liegt auch weiterhin der Fokus auf Funktionalität. An erster Stelle steht immer, dass der Hund es bequem hat.

Dominic Heitz