Neue Geschäftsfelder__Katzenmöbel statt Messestände

Foto: Meinkatzenmöbel

Als Ende Februar 2020 die ersten Messen wegen Corona abgesagt wurden, brach für Iris Wörnlein-Herbke von einem Tag auf den anderen die Geschäftsgrundlage weg. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern suchte die Unternehmerin nach Alternativen. Mittlerweile stellt Messebau Wörnlein individuelle Katzenmöbel her.

Den 27. Februar des vergangenen Jahres werde sie wohl zeitlebens nicht mehr vergessen, sagt Iris Wörnlein-Herbke. An diesem Tag hätten Veranstalter die ersten Messen abgesagt. Architekten, Designer, Handwerker, Lkw-Fahrer – für die rund 80 Mitarbeiter beim Nürnberger Messebau-Unternehmen Wörnlein war plötzlich nichts mehr zu tun. „Wir hatten in den vier Wochen danach noch eine Veranstaltung abzubauen. Eine weitere Messe war schon zum Teil aufgebaut und musste wieder deinstalliert werden“, sagt Inhaberin Wörnlein-Herbke. Danach waren die Auftragsbücher leer.

Erstmal Kosten sparen

Nach dem ersten Schock versuchte die Chefin Lösungen zu finden, meldete beispielsweise den Firmenfuhrpark ab, um Kosten zu sparen. Immer dienstags traf sie sich mit ihren Mitarbeitern, um Ideen zu diskutieren, die der Firma helfen könnten. Als erstes nähten sie Masken. Die Maschinen hierfür brachten einige von zu Hause mit, das Büro wurde kurzerhand zu einer Näherei umfunktioniert.

In der Schreinerei fertigten die Mitarbeiter Plexiglasvorrichtungen für die Universität und Behörden, damit die ihre Hygienevorschriften umsetzen konnten. „Das hat auch einige Zeit Arbeit gebracht“, sagt Iris Wörnlein-Herbke. Alles nur übergangsweise, alles nicht genug, um die Firma für die Zeit ohne Messen auf betriebswirtschaftlich tragfähige Füße zu stellen.

Start-up gegründet

Als dann eine Mitarbeiterin zwei Katzen aus einem Tierheim aufnahm und für ihren Balkon ein Sicherheitsgitter benötigte, baute das Unternehmen das Gitter kurzerhand. Darauf aufbauend diskutierten Chefin und Mitarbeiter, ob die Herstellung von Katzenmöbeln nicht eine Möglichkeit wäre, die messefreie Zeit zu überbrücken. „So fingen wir langsam an“, sagt Wörnlein-Herbke.

Mittlerweile entwerfen und bauen diejenigen, die sich sonst mit Messeständen beschäftigen, Katzenhäuser und Kletterlandschaften für den Heimtiermarkt. Dazu wurde ein Start-up aus der Taufe gehoben. Bei Wörnlein kümmern sich zwei Mitarbeiter ausschließlich um die neue Geschäftssparte.

Individualisiert oder in Reihe

Hochwertige, individualisierte Katzenmöbel bietet Iris Wörnlein-Herbke nach eigenen Angaben nun an. Individualisiert heißt hier: An die jeweiligen räumlichen Bedingungen angepasst. Das Produkt soll sich in den Raum integrieren, etwa als Beistelltisch, erläutert die Unternehmerin die Idee. Interessierte können ein Foto des Raumes schicken, wo etwa eine Kletterlandschaft aufgebaut werden soll. Am Computer wird das Möbelstück dann visualisiert. Kunden können über Holz, Farbe und Machart des Stückes entscheiden und es sich erstmal am Bildschirm anschauen, bevor sie den Auftrag erteilen. Wörnlein baut das Stück dann und installiert es auf Wunsch auch in der Wohnung.

Neben den individualisierten Einzelstücken stellt das Unternehmen aber auch Katzenhäuser für unterschiedlich große Tiere in Reihe her. Um im Heimtiermarkt Fuß zu fassen, will Iris Wörnlein-Herbke ihren Kunden gehobene Qualität bieten. „Mit den Preisen günstiger Fabrikate aus Asien können und wollen wir nicht mithalten“, sagt sie. Sie setzt vielmehr auf intensive Beratung und umfangreichen Service. An Partnern aus dem Großhandel sei sie deshalb auch nicht interessiert, verkauft lieber über die eigene Internetseite direkt an den Tierhalter. Gut vorstellen kann sich die Unternehmerin aber, mit Einzelhändlern zusammenzuarbeiten. „Die können einzelne unserer Stücke auch gerne auf Kommissionsbasis im Laden ausstellen“, sagt sie.

dh