Planungsbüro__Räume für Tier und Mensch schaffen
Die Planer Tobias Löll und Heidi Waldhier hatten eine Idee: ein Planungsbüro, das sich darauf spezialisiert, Häuser und Wohnungen für Tier und Mensch zu entwerfen. „Architektier“ heißt die Marke, unter der die beiden ihre Leistungen nun anbieten.
Dass Tierhaltung gewisse Anforderungen an das gemeinsame Zuhause stellt, weiß Tobias Löll genau. Denn er lebt mit „Gustav“ zusammen, einem Irischen Wolfshund. Diese sanften Riesen brauchen schon etwas Platz, auch wenn sie vielleicht nicht den Bewegungsdrang eines Jack Russell Terriers haben. Besondere Bedürfnisse erfordern manchmal auch besondere Maßnahmen.
Manche Katzen möchten rein, raus und wieder rein. Manche Hunde wälzen sich gern im Dreck und bringen den dann mit ins Haus. Und wohl alle Tierhalter wollen das Beste für ihre Lieblinge. Das sind einige Prämissen der Geschäftsidee von „Architektier“. Löll und Waldhier arbeiten bereits einige Jahre in einem Architekturbüro zusammen. Immer wieder seien Bauherren mit besonderen Wünschen auf sie zugekommen, erzählt Löll. Der Gedanke reifte, dass man hier eine besondere Dienstleistung konzipieren könnte. Anfang 2024 gründeten sie das Unternehmen „Lebensraum für Mensch und Tier“, das die Marke „Architektier“ im Portfolio hält.
Da war beispielsweise der Jäger, der alles baulich vom Wohnbereich abtrennen wollte, was mit der Jagd zu tun hat. Mit einem doppelten Schleusensystem sollte sichergestellt werden, dass Geruch und Schmutz außerhalb der bewohnten Räume bleiben. Dann der Bau eines Hauses, in dem später auch mehrere Katzen leben sollten. Oder der Wunsch nach einer Hundedusche mit einer Schleuse und einem Waschplatz auf Brusthöhe, um das Tier für den Menschen bequemer saubermachen zu können. Auch Treppen mit einer rutschfesten Rampe wurden schon nachgefragt.
Gemeinsam glücklich leben
Was den Wohnraum angeht, sei der Bedarf eines Tierhalters ein anderer als der von Menschen ohne Tiere, so Löll. Das Wissen darum, was Tier und Mensch benötigen, um gemeinsam glücklich leben zu können, steckt im Team hinter „Architektier“. Tobias Löll ist Hundehalter und Angler, in seiner Familie gibt es Reiter und einen Pferdehof. Geschäftspartnerin Heidi Waldhier ist ebenfalls Hundehalterin, ihr Bruder ist Jäger und ihre Schwägerin Imkerin. Weiterhin gibt es Katzenhalter, studierte Agrarbiologen oder auch Statiker für größere Aquarien im Team. Sogar eine Hundeschule ist im Netzwerk angeschlossen. Dort bildet ein Trainer auch Polizeihunde aus.
Bevor Löll und Waldhier eine Gesellschaft gründeten, recherchierten sie erstmal, ob schon andere Unternehmen mit dieser Stoßrichtung am Markt unterwegs sind. Es gebe mit Sicherheit Architekten mit Expertise für gemeinsamen Wohnraum von Mensch und Tier, sagt Löll. „Aber die bieten das nicht so ganzheitlich an, wie wir es tun.“ Deshalb ist die Marke auch auf EU-Ebene geschützt.
Die Leistungen des jungen Unternehmens entsprechen denen eines klassischen Architekturbüros, nur eben erweitert um die Expertise um die Tierhaltung. „Wir packen alles zusammen, was es an Bedarf im Heimtierbereich gibt“, sagt Tobias Löll. Die angepeilte Zielgruppe seien Bauherren mit Neubauten, aber auch Umbauten, Sanierungen oder Renovierungen bieten Löll und Waldhier an.
Damit die Versicherung zahlt
Groomer können sich bei „Architektier“ beraten lassen, etwa wenn es darum geht, dass Behörden die Umnutzung einiger Räume eines privaten Wohnhauses in Geschäftsräume genehmigen. Das habe einen handfesten versicherungsrechtlichen Hintergrund und sollte auf jeden Fall korrekt vollzogen werden, damit etwa im Schadensfall die Versicherung aufkommt. „Angenommen ein Hundesalon ist nicht von Behörden genehmigt, ein Fön brennt durch und das Haus ab – dann kann es sein, dass die Versicherung nicht zahlt“, skizziert Löll einen drastischen Fall.
„Architektier“ bietet auch die „Tisa“, eine eigene, sogenannte Tiersicherheitsabnahme an, eine Überprüfung von Haus und Hof ähnlich solcher Überprüfungen, die auch einige Tierheime vornehmen, bevor sie ein Tier in die Obhut neuer Halter geben. Die Vermittler wollen so sicherstellen, dass die Tiere in ihrem neuen Zuhause gut untergebracht wären. „Wir haben eine Checkliste und einen Ablaufplan entwickelt“, sagt Löll. Diese Sicherheitsabnahme möchten die Verantwortlichen von „Architektier“ gern etablieren. „Wir haben schon erste Gespräche mit Versicherern geführt, wo ein Rabatt bei einer Tierversicherung bei Durchführung einer Tiersicherheitsabnahme denkbar ist.“
Was die Preise der eigenen Dienstleistungen angeht, kann Tobias Löll mögliche Interessenten beruhigen: Die Planung tiergerechter Bauten oder Umbauten koste das gleiche wie eine konventionelle Planung. Spätere, nicht geplante Kompromisse durch Nachrüsten gebe es aber zur Genüge. Diese seien in der Regel auch immer teurer.
Löll und Waldhier haben „Architektier“ bereits im Mai auf der Interzoo in Nürnberg präsentiert. „Wir haben ausschließlich positives Feedback bekommen“, sagt der Geschäftsführer Löll. Jetzt müsse der Service nur noch am Markt bekannt werden. Die Voraussetzungen sieht er gegeben. Schließlich hätten Heimtiere heute einen bedeutend höheren Stellenwert im Leben der Menschen, als das noch vor zwanzig Jahren der Fall gewesen sei. Und wer ein Haus baut, dem sind sicher auch die Bedürfnisse für sein Heimtier wichtig.
Dominic Heitz