Recycling-Report__Frühzeitige Aufklärung gefordert

Eine neue Studie beleuchtet, wie eine Erhöhung der Recyclingquoten für Papier, Pappe und Karton auf 90 Prozent in Europa jährlich fünf Millionen Tonnen Verpackungsmaterial zusätzlich zurück in die Recyclingkreisläufe führen könnte. Foto: Adobe Stock

Durch eine europaweite Steigerung der Recyclingquoten für Papier, Pappe und Karton auf 90 Prozent könnten jährlich zusätzlich fünf Millionen Tonnen Verpackungsmaterial in die Recyclingkreisläufe gelangen. Das entspricht einem Wert von bis zu eine Milliarde Euro pro Jahr.

Papierbasierte Verpackungsmaterialien haben die höchste Recyclingquote – höher als alle anderen häufig verwendeten Verpackungsarten aus Kunststoff, Metall oder Glas. Laut der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung hat in Deutschland insbesondere Wellpappe mit über 95 Prozent eine sehr hohe Recyclingquote.

Europaweit sind jedoch die Recyclingquoten für Papier und Pappe seit 2017 immer weiter zurückgegangen. Dies ist das Ergebnis des Reports „Altpapier: Ein Weg zu besserem Recycling“ von Whitespace Economy und DS Smith, einem Anbieter faserbasierter Verpackungen. Der Report zeigt auch Maßnahmen auf, um die Quote auf 90 Prozent zu steigern und die Kreislaufwirtschaft rund um das bereits am häufigsten recycelte Material in Europa voranzutreiben.

Onlinehandel treibt Verpackungsbedarf

Der Aktionsplan komme zu einem Zeitpunkt, an dem das Wachstum des Onlinehandels zu einem erhöhten Verpackungsverbrauch beiträgt, heißt es in einer Pressemitteilung des Verpackungsanbieters. Neue Schätzungen zeigten, dass die EU-Länder bis 2030 jährlich 39 Millionen Tonnen Papier- und Kartonverpackungen erzeugen werden.

Der Report stellt dar, dass sich 2023 die Recyclingquoten und die Nachfrage in den einzelnen Ländern unterschieden: Deutschland produzierte so viel Verpackungsmaterial aus Papier, Pappe und Karton wie die 24 Länder mit dem geringsten Abfallaufkommen zusammen.

Deutschland überdurchschnittlich

Gleichzeitig hatte Deutschland eine überdurchschnittlich hohe Recyclingquote von 84 Prozent bei Papier, Pappe und Karton (PPK), besser als andere große Erzeugerländer wie Frankreich (82 Prozent), das Vereinigte Königreich (74 Prozent) und Spanien (72 Prozent).

Dabei werden in Deutschland bei der Herstellung von Verpackungen aus Wellpappe durchschnittlich rund 80 Prozent recyceltes Altpapier als Rohstoff eingesetzt. Wellpappe besteht aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen. Papierfasern können im etablierten Rohstoff- und Recyclingkreislauf mehr als 20-mal recycelt werden.

Frühzeitige Aufklärung gefordert

„Die starke Recyclingquote von Wellpappe in Deutschland ist ein Grund zur Freude, aber wir dürfen nicht nachlassen“, sagt Uwe Väth, Geschäftsführer bei DS Smith Packaging Deutschland & Schweiz. Es sei wichtig, den kommenden Generationen von klein auf beizubringen, wie wichtig richtiges Recycling ist.

„Auch wenn wir bereits gut dastehen, gibt es immer Raum zur Verbesserung. Unsere Studie zeigt, dass 83 Prozent der Deutschen der Meinung sind, dass Schülerinnen und Schüler mehr über Recycling lernen sollten. Das unterstreicht die Bedeutung, frühzeitig ein Bewusstsein für nachhaltiges Handeln zu schaffen.“

Potenzial bei den Jüngeren

Der Bericht zeigt auch, dass die Recyclingquoten vor allem bei jüngeren Menschen gesteigert werden müssen. Nur etwas mehr als die Hälfte (58 Prozent) der 18- bis 24-jährigen Deutschen recycelt vollumfänglich alle anfallenden PPK-Verpackungen über die dafür vorgesehenen Altpapiertonnen.

Damit liegen sie deutlich hinter dem Europäischen Durchschnitt von 62 Prozent. Die über 65-Jährigen liegen hingegen mit 96 Prozent deutlich vor dem Europäischen Durchschnitt von 88 Prozent.

Mangelndes Wissen?

Eine geringere Recyclingquote könnte auf mangelndes Wissen zurückzuführen sein: Bereits vier von zehn der befragten Deutschen (39 Prozent) zwischen 18 und 24 geben an, verwirrt darüber zu sein, welche Abfälle recycelt werden können; bei den über 65-Jährigen ist es nur knapp eine von zehn Personen (neun Prozent).

Hier könnten laut dem Bericht öffentliche Informationskampagnen sowie einheitliche Kennzeichnungen von Verpackungen mit Recyclinghinweisen den Verbraucherinnen und Verbrauchern helfen, das unzureichende Wissen zu verbessern. In einem sind sich jedoch alle Altersgruppen einig: Recycling ist für eine nachhaltige Zukunft wichtig.

John Melia, verantwortlich für Strategieentwicklung und Innovationen bei DS Smith Recycling, hebt hervor: „Papier, Pappe und Karton sind bereits die am häufigsten recycelten Verpackungsmaterialien in Europa und gehören zu den am meisten kreislauffähigen Materialien auf der Erde.“

„Aber obwohl fast vier von fünf Karton- und Papierverpackungen bereits recycelt werden, gibt es eine riesige Chance, dies noch zu verbessern – und damit wirtschaftlichen Wert und Tausende von Arbeitsplätzen zu schaffen und gleichzeitig die wertvollen Ressourcen der Erde zu schonen“, so Melia.

„Wenn Gesetzgeber, lokale Behörden, Unternehmen und Privatpersonen zusammenarbeiten, können wir sicherstellen, dass noch weniger Verpackungen zu Abfall werden.“