ZZF-Forum in Niedernhausen__Die Branche auf dem Weg in die Zukunft

Rund 120 Teilnehmer lauschen in Niedernhausen den Ausführungen der Referenten. (Foto: Thomas E. Götz)

Beim Forum des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe hat sich in Niedernhausen alles um Herausforderungen und Perspektiven der Heimtierbranche gedreht. Zwischen den Vorträgen nutzen die rund 120 Teilnehmer die Zeit, um Kontakte aufzufrischen und neue zu knüpfen.

In diesem Jahr hatte der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) als Veranstalter das Forum unter den Titel gestellt: „Bleib‘ interessant und relevant: Wie die Heimtierbranche mit smarten Lösungen Menschen erreicht“. Damit war klar, dass der digitale Wandel eine zentrale Rolle an beiden Veranstaltungstagen spielen sollte. Und so bekamen die Teilnehmer eine Vielzahl von Beispielen vor Augen geführt, die alle eines zeigen: Die Zukunft wird anders und hat schon gestern begonnen.

In seinem Grußwort zum Auftakt versprach ZZF-Präsident Norbert Holthenrich Impulse und Anregungen – „neues Futter für wiederkehrende Themen“. Er sei stolz darauf, dass der Verband in jedem Jahr das Forum präsentieren kann, sagte er. Holthenrich appellierte zudem an die Teilnehmer, sich in der Arbeit des ZZF zu engagieren, um gemeinsam an Zielen der Heimtierbranche zu arbeiten.

Schnell und bequem einkaufen

An beiden Tagen beleuchteten die Referenten verschiedene Aspekte. Dr. Eva Stüber vom IFH Institut für Handelsforschung gab zu Beginn des Forums am Dienstagmittag einen Ausblick in die Zukunft des Handels. Ihre zentrale These: Die Nutzung des Smartphones prägt das Konsumverhalten nachhaltig.

Der Händler müsse zukünftig auf die daraus erwachsenden Ansprüche der Kunden eingehen. Die wollen beispielsweise schnell und bequem einkaufen. Um hierauf zu reagieren, sollte der Handel seine Kunden in deren – wie Stüber es nennt – Bewegungsräumen abholen, also dort, wo sich die Menschen aufhalten. Damit meint sie auch und zuvorderst das Internet. Wichtig sei es, dass alle Innovationen stets vom Kunden aus gedacht werden. „Was der Kunde fordert, muss radikal bedient werden“, sagt sie.

Auch Clemens Bauer, Geschäftsführer von Zoo Royal, referierte darüber, wie sich die Erwartungen der Kunden geändert haben oder noch ändern werden. War früher der Preis das entscheidende Kriterium, seien heute auch der Nutzen und die Annehmlichkeit­­ ­­– im Marketing-Sprech Convenience – relevant. Soll heißen: Was bekommt der Kunde beim Kauf außer dem bloßen Produkt und wie bekommt er es möglichst bequem? Eine gute Auswahl sei nach wie vor gefragt, so Bauer, aber der Händler müsse es dem Kunden einfach machen, seine Wahl zu treffen.

Mitarbeiter sind kostbar

Zu Futtermittelrecht, Kennzeichnung und daraus folgender Verantwortung für die Wertschöpfungskette in der Heimtierbranche sprach Dr. Sabine Kruse, Regierungsdirektorin a. D. „Jeder ist verantwortlich für das, was er sich ins Regal stellt“, machte sie deutlich. Schließlich gab Kommunikationsexpertin Daniela Ben Said Tipps zur Mitarbeiterführung. Weil gute Mitarbeiter immer schwieriger zu finden seien, sagte sie: „Wir können uns schlechte Führung nicht mehr erlauben“. Mitarbeiter sind laut Ben Said mittlerweile so kostbar wir Kunden.

Am Mittwochmorgen ging es digital weiter: Volker Wissmann vom Vorstand der Online Software AG zeigte auf, wie multimediales Marketing im Einzelhandel funktionieren kann. Dazu hatte er viele Beispiele aus der Praxis mitgebracht. „Verkaufen mit digitalen Medien ist möglich“, sagte er und versuchte in seinen Ausführungen eine Brücke von der Technologie- zur Heimtierbranche zu schlagen. Zwar sei für den Zoofachhandel nicht alles adaptierbar. Aber in bestehenden Strukturen zu verharren, wenn sich gleichzeitig das Umfeld stark verändert, sei nicht erfolgsversprechend, so Wissmann. Wichtig sei es, neben den Informationen auch Emotionen zu vermitteln. Und das sei eben auch digital möglich.

Kluge Katzenklos

Wie die Technik nicht nur in den Handel, sondern immer mehr auch in das einzelne Produkt Einzug hält, machte Kathleen Speichert von Sure Petcare deutlich. Die Tierhaltung sei im Wandel, der Trend zur Humanisierung von Tieren erwecke auch neue Bedürfnisse bei Haltern, sagte sie. Zudem seien gerade jüngere Menschen sehr technik-affin. Diese Begeisterung für Technik und Tiere versuchten neue Produkte zu bedienen. Dabei ziele der Nutzwert meistens auf die Tiergesundheit, die Unterhaltung der Tiere oder den Komfort für den Tierhalter ab. Schon heute gibt es intelligente Katzenklos, die wissen, wann sie sich selbst reinigen müssen. Oder aber sogenannte Aktivitätstracker, die mittels einer App auf dem Handy Alarm schlagen, wenn sich der Hund häufiger als gewöhnlich kratzt. Dem Erfindungsreichtum in den Abteilungen der Produktentwickler scheint keine Grenzen gesetzt zu sein.

Erfindungsreichtum müssen auch die Verpackungsingenieure in Zukunft beweisen. Till Isensee, Geschäftsführer von Tilisco Verpackungsmanagement, sprach über Pastikmüll im Meer, sich wandelndes Kundenbewusstsein und neue Ideen für Verpackungen. Isensee sagte, dass Nachhaltigkeit ein immer wichtigeres Kriterium für Kunden geworden sei. Studie zeigten, dass sich mittlerweile über 92 Prozent der Deutschen für Verpackungsthemen interessieren. In Ansätzen versuchte er auch darzulegen, wie der Zoofachhandel mit dem Thema umgehen könnte, etwa durch Aufklärung über Mülltrennung. In spätestens 20 Jahren werde Klimaneutralität für jedes Unternehmen ein Muss sein, prognostizierte er.

So weit nach vorn schaute Bernd Schmölzing nicht. Der Zierfisch-Großhändler aus Oberfranken ist seit Jahrzehnten mit seinem Unternehmen EFS eine Institution in der deutschen Aquaristik. Im Gespräch mit Moderatorin Antje Schreiber vom ZZF blickte Schmölzing zwar auch in die Zukunft und gab eine Einschätzung darüber, wie sich die Aquaristik in den kommenden Jahren entwickeln könnte. So verlangten viele Kunden nach immer größeren, individuell angefertigten Aquarien, die sich genau in das Wohnumfeld einpassen lassen. Seine Firma baue mittlerweile etwa 70 Sonderanfertigungen pro Woche, sagte der Unternehmer.

Schmölzing schaute aber auch zurück und ließ die Geschichte seiner Firma Revue passieren. In der Vergangenheit hatte er das ein oder andere Mal mutige Entscheidungen getroffen, etwa, als er schon vor dem großen Trend den Meerwasserbereich im Unternehmen ausbaute und später von der wachsenden Beliebtheit der Meerwasseraquarien profitierte.

Das nächste ZZF-Forum der Heimtierbranche findet vom 2. bis 3. März 2021 statt.