Aktionskunst gegen Korallensterben__Alles nur gehäkelt

Foto: Frieder-Burda-Museum

  Wie sieht die Zukunft der Korallen-Riffs aus? Werden bald keine mehr existieren? Schreiten der Co2-Anstieg, die Erderwärmung und die Versäuerung der Ozeane weiter voran? Mit ihrem „gehäkelte Korallen“-Projekt wollen die beiden australischen Künstlerinnen Christine und Margaret Wertheim auf die Zerstörung des Great Barrier Reefs und der Korallen-Riffs weltweit aufmerksam machen.    

Erstaunlich, welche Wirkung und Ausdrucksstärke selbst gehäkelte Korallen haben: Beim Betreten des Frieder-Burda-Museums in Baden-Baden tauchen die Besucher in ein wahres Meer aus Farben und Formen ein. Doch die Faszination dieser handgearbeiteten Korallen hinterlässt beim Besucher gleichzeitig ein bedrückendes und beklemmendes Gefühl: Wird es diese Meisterwerke der Natur in den Weltmeeren bald nicht mehr geben? Wird die globale Erderwärmung die Korallenriffe zerstören? Werden dann nur noch Fotos oder nachgestaltete Mini-Riffe in Aquarien an diese wertvollen Ökosysteme erinnern?

Emotional und monumental

Mehr als 4.000 Menschen aus ganz Deutschland haben über 40.000 Häkelobjekte an die Geschwister Christine und Margaret Wertheim geschickt, damit diese „das bisher größte Satellite Reef dieser Art“ herstellen konnten, wie der Begleittext der Ausstellung mitteilt. Viele dieser Mitwirkenden haben außerdem explizit bekundet, wie wichtig sie dieses Projekt fänden und wie stolz sie seien, ein Zeichen für mehr Umweltschutz setzen zu können. In acht Monaten haben die beiden Künstlerinnen die Häkelwerke zu sechs großen Korallen-Skulpturen sowie zu mehreren Korallen-Bildern gestaltet, verteilt auf verschiedene Räume - freistehend im Raum, in aquarienähnlichen Becken oder als Relief an der Wand. Thematisiert wird nicht nur die enorme Leuchtkraft und die vielfältigen geometrischen Formen, sondern auch die Korallenbleiche sowie die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll und weitere Belastungen. So sind einige der Gebilde nicht aus konventionellem Häkelgarn, sondern aus Kunststoffbändern gefertigt. Bei Anemonen schauen Kabelbinder, mit denen die textilen Teile befestigt sind, wie Antennen hervor. Kondensatoren und kleine Plastikteile mischen sich in den Kies der Präsentationsbecken. „Das Projekt ‚Crochet Coral Reef‘ (gehäkeltes Korallenriff) sensibilisiert und regt zum Nachdenken an über diese große anthropogene Krise. Es stellt eine künstlerische Installation dar, die sowohl emotional als auch monumental ist“, erläutert das Frieder-Burda-Museum.

Die beiden Künstlerinnen haben ähnliche Projekte bereits in 50 Städten weltweit umgesetzt, jedoch hat das Baden-Badener Projekt „eine bislang noch nie dagewesene Resonanz hervorgerufen“. Auf der Bienale von Venedig 2019 wurde das Projekt erstmals einer internationalen Kunstöffentlichkeit vorgestellt. Die Thematik der absterbenden Korallen wird auch vom Zoofachhandel und einigen Unternehmen der Branche immer wieder aufgegriffen und mit diversen Spendenaktionen für entsprechende Aufforstungsaktivitäten unterstützt. Deshalb dürfte die Ausstellung nicht nur Kunstfreunde zum Nachdenken anregen – sie ist vielleicht auch für Aquarienfans sehenswert? Gefördert wird das Baden-Badener Projekt übrigens durch den Energieversorger ENBW, der für jede eingesandte gehäkelte Koralle eine Spende an die Meeresschutz-Organisation Sea Shepherd Deutschland überweisen wird.

Die Ausstellung des „Baden-Baden Satellite Reef“ ist unter dem Titel „Wert und Wandel der Korallen“ noch bis zum 26. Juni 2022 im Frieder-Burda-Museum in Baden-Baden zu sehen.