Faszination Landassel__Vom Kosmopoliten zum Heimtier

Foto: The Pet Factory

Von allen auf der Erde vorkommenden Krabbeltieren ist die Assel eines der ganz wenigen, die – mit Ausnahme der Antarktis – weltweit vorkommt. Obgleich sie äußerlich ein bisschen mehr Ähnlichkeit mit einem Käfer hat, zählt sie zu den Höheren Krebstieren, die außerdem über Kiemen verfügen. Kein Wunder also, dass sie fasziniert und von Terrarienfreunden gern gehalten wird.

Vor allem im Terrarium ist die Weiße Assel (Trichorhina tomentosa) schon lange als Bodenpolizei bekannt. Zwar sind diese Krabbeltiere mit gerade einmal fünf Millimetern weitaus kleiner als andere Arten und mit dem bloßen Auge nicht ganz so einfach zu beobachten, dafür ist ihre Pflegedienstleistung umso größer.

Putzkolonne fürs Terrarium

Unermüdlich vertilgen sie die Hinterlassenschaften der Terrarienbewohner, vom Futterrest bis hin zur Ausscheidung, und bieten unerwünschten Mitbewohnern wie beispielsweise Schimmelpilzen damit keinen Einlass. Da sie zudem mehr Feuchtigkeit als andere Arten bevorzugen, lassen sie sich prima auf ein Leben in der Terrarien-WG ein.

Vor allem in Dendrobatenterrarien kommen sie wunderbar zurecht und vermehren sich gut. Letztlich dienen sie hier nicht nur als Putzkolonne, sondern auch als Snack für beispielsweise Pfeilgiftfrösche oder Kröten. Aber auch in einer Aufzuchtbox macht die Weiße Assel eine gute Figur: Vor allem Kinder können sie toll mit einer Lupe beobachten und auch mikroskopieren. Bei einer durchschnittlichen Temperatur zwischen 18 bis 25 Grad Celsius lassen sich Weiße Asseln prima halten.

Panda, Kuh oder Dalmatiner?

Mit ihrem schwarz-weiß gefleckten Aussehen erinnert die Panda-Assel (Porcellio laevis) auf den ersten Blick schon an eine Kuh. Oder an einen Panda. Oder an einen Dalmatiner. Aus diesem Grund hat dieses Krabbeltier auch viele verschiedene Namen: von Dalmatinerassel bis Panda-Assel wird sie auch gerne einmal Dairy Cow genannt.

Die Panda-Assel wird ungefähr 2,3 bis 2,5 Zentimeter groß und eignet sich damit prima als Beute für mittelgroße Reptilien, wie zum Beispiel Geckos und Bartagamen. Die Panda- Assel hat aber, wie nicht anders zu vermuten, auch etliche Fans, die sie allein ihres Aussehens und der leichten Pflege wegen als Heimtier halten.

Rasante Vermehrung

Diese tagaktiven Tiere können prima beobachtet werden, da sie den ganzen Tag unermüdlich arbeiten. Sie vermehren sich rasant und lassen sich sogar mit anderen Farbschlägen kreuzen, sodass man aus ihnen tolle Farbvarianten herauszüchten kann. Die Farbzucht ist eines der interessanten Merkmale, die die Panda- Assel aufzubieten hat.

Mit bereits ungefähr acht Monaten vermehren sie sich. Durch ihre ausgesprochen gute Verträglichkeit mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit können sie auch im Schnecken-Terrarium gepflegt werden. Bei einer Temperatur zwischen 18 und 26 Grad Celsius lassen sich die Pandas optimal pflegen.

Mehrere Farbformen

Kubanische Asseln (Porcellionides pruinosus) gibt es mittlerweile in mehreren Farbformen. Die graue Form entspricht der Nominatform, die orangefarbige ist eher selten in der freien Wildbahn anzutreffen. Auch sie ist eine tageslichttaugliche Kandidatin, die sich noch dazu aufgrund ihrer auffälligen Farbe besonders gut für schwerfuttrige und mäkelige Terrarien-Lieblinge eignet.

Mit ihrer möglichen Endgröße von ungefähr nur 1,2 Zentimeter eignen sich Kubanische Asseln hervorragend für kleine bis mittelgroße Reptilien. Vor allem Frösche können der besonderen orangefarbenen Farbform nur schlecht widerstehen. Im Terrarium gehalten übernehmen sie ihrer Art entsprechend einen großen Teil der Aufräumarbeiten und dienen noch dazu als nützliches Lebendfutter.

Vor allem im Laub sind sie häufig anzutreffen und knabbern dieses bis auf die Blattstiele und das Gerippe herunter. Bei einer konstanten Temperatur von 25 Grad Celsius ist ihre Reproduktionsrate am höchsten. Gepflegt werden können sie aber auch bei 23 bis 26 Grad Celsius. Vor allem bei einem Dauerangebot von Futter wachsen die Krabbler zügig heran und vermehren sich schon im Handumdrehen.

Landasseln brauchen feuchte Luft

Eines haben die Landasseln alle gemein: Ohne ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit, mit der sie stets ihre Kiemenfächer befeuchten, vertrocknen sie recht schnell. Daher sind unerwartete neue Kolonien in den heimischen Gefilden eher nicht zu befürchten, wenn denn mal einzelne Tiere versehentlich ausgebüxt und auf Wanderschaft gegangen sind.

Sogar in den Geschlechtern lassen sich die Asseln optisch auseinander halten: die Weibchen tragen unter ihrem Bauch einen Brutsack, das sogenannte Marsupium. Im Durchschnitt erreichen Asseln ungefähr ein Alter von zwei Jahren. In einer Kunststoffbox mit fest schließendem Deckel lassen sich Asseln wunderbar halten und pflegen und bis zu einem bestimmten Punkt auch nachzüchten.

Kurze Wege

Zu Beginn lohnt es sich, mit einer eher kleineren Box zu beginnen und bei zunehmender Assel-Population auf eine größere umzusteigen. Gerade am Anfang startet eine Zucht wesentlich schneller, wenn die Tiere keine großen Strecken zurücklegen müssen, um einander oder auch ihr Futter zu finden. Vorteilhaft ist es, im Deckel der Box eine Gaze anzubringen, sodass ein Gasaustusch gewährleistet wird, da die Asseln anderenfalls ersticken können.

Als Bodenbewohner bevorzugen sie ein Bodensubstrat, das in etwa zu einem Drittel aus Humus und zwei Dritteln aus Laubwaldhumus gemischt wurde. Nadelgehölze in allen Varianten sind in der Box eher ungeeignet. Untergemischte Holzkohle, in Bruchstücken oder pulverisiert, hat den positiven Nebeneffekt, Schimmelbildung entgegenzuwirken. Eingebrachtes Moos dient außerdem als Wasserspeicher, Laub und Weißholz als weiteres Futter sowie als Rückzugsmöglichkeit.

Substrat als Wasserspeicher

Da vor allem die konstante Aufrechterhaltung der Feuchtigkeit enorm wichtig ist, sollte das Substrat nicht weniger als fünf bis acht Zentimeter Höhe aufweisen, um diese gut zu speichern. Um den Feuchtegehalt besser kontrollieren zu können, bietet es sich an, eine bestimmte Ecke zu wässern und diese zu kontrollieren, bis das Wasser völlig verdunstet ist. Das kann ungefähr ein bis zweimal pro Woche der Fall sein.

Eine äußere Wärmequelle in Form einer Heizmatte ist nur notwendig, wenn die von den Tieren ideale Zucht- und Wohlfühltemperatur nicht konstant gehalten werden kann, was aber bei den Standard-Landasseln eher selten bis gar nicht vorkommt, da diese sich problemlos bei Zimmertemperatur halten und vermehren lassen. Heizmatten sollten aber nur an den Seiten der Box angebracht werden und nicht darunter, da das Substrat ansonsten zu schnell austrocknen und die Tiere dadurch versterben würden.

Licht für das Betrachten

Eine Beleuchtung ist bei der Assel-Zucht nicht notwendig, vielmehr dient sie dem optimalen Betrachten der Tiere. Bei der Auswahl eines Leuchtmittels sollte darauf geachtet werden, dass es sich um keine aufwärmende Lampe handelt, die die Box unnötig aufheizen und austrocknen würde.

Landasseln sollten permanent gut im Futter stehen. Neben regelmäßigen Gaben mit verschiedenen Laubblättern und Hölzern können sie auch optimal mit diversen Gemüsesorten, die in der Küche anfallen, gefüttert werden, zum Beispiel Kartoffeln, Süßkartoffeln sowie Salate, Kohl, Zucchini, Gurke und mehr. Praktisch sind auch getrocknete Gemüseflocken, die sich gut dosieren lassen. Ebenfalls knabbern die Asseln gerne Fischfutterflocken, Futtersticks und stellenweise kleinere Würmer. Größere Assel-Arten schleppen die Sticks teilweise sogar in ihr Versteck, um sie in Ruhe zu fressen.

Alle Assel-Arten sind grundsätzlich auf eine sehr gute Calciumquelle angewiesen, da sie anderenfalls schnell räuberisch werden und sowohl ihre eigenen verstorbenen Artgenossen, als auch ihre Jungen auffressen können. Daher sollte ihnen ständig ein gutes Mineralpräparat, wie zum Beispiel Sepiaschalen, angeboten werden.

Lou Herfurth