Großmaulkampffische__Bunt und ein bemerkenswertes Verhalten
Großmaulkampffische sind etwas ganz Besonderes. Sie sind nicht nur ungewöhnlich farbig, sondern zeigen auch ein bemerkenswertes Verhalten. Daher sind sie bevorzugte Studienobjekte für naturbegeisterte Aquarianer. Zierfischexperte Horst Linke stellt nachfolgend vier besonders erwähnenswerte Arten beziehungsweise Formen vor.
Großmaulkampffische sind ausnahmslos Maulbrüter, die ihre Nachkommen im Maul erbrüten. Während andere maulbrütende Kampffischarten in vielen Ländern in Südostasien zu finden sind, bleibt die Verbreitung der Großmaulkampffische auf ein vergleichsweise kleines Areal von Sabah und Sarawak sowie der Osthälfte von Kalimantan beschränkt. Großmaulkampffische besitzen außergewöhnliche, plakative Farben. Vier Arten beziehungsweise Formen sind besonders erwähnenswert: die Orange head oder auch Candy Betta; die türkisgrünen Betta sp. Antuta; die dunkelgrüne, mit Goldglanz überzogene Betta ocellata von Tawau sowie die wohl farbigste, überwiegend schwarz und rot gefärbten Betta macrostoma. Ganz außergewöhnlich Die Betta sp. Orange head- beziehungsweise Candy-Kampffische sind im Aussehen und in der Pflege die au- ßergewöhnlichsten Aquarienfische der letzten Jahre. Die orange gefärbten, mit kräftigem Blau abgesetzten Köpfe und Flossen ergeben ein sehr eindrucksvolles Farbbild. Die Tiere erreichen Totallängen um acht Zentimeter. Ihr Verhalten untereinander kann sehr aggressiv aber auch sehr harmonisch sein. Es sind Maulbrüter im männlichen Geschlecht. Eine Vermehrung im Aquarium ist bisher noch nicht gelungen. Über die Verbreitung und deren Lebensräume ist bisher nichts bekannt. Die Form lebt vermutlich im nördlichen Gebiet von Zentral Kalimantan.
Eindrucksvolles Türkis
Durch ihre farblich besonders ein- drucksvolle Türkis-Färbung ist in jüngster Zeit eine Lokalform von Betta sp. Antuta bekannt geworden. Hierbei sind es aber nur die männlichen Fische, die in dieser plakativen Färbung erscheinen. Dabei ist der gesamte Kopf bis in den hinteren Teil des Körpers türkis-grün gefärbt. Sie sind im südlichen Teil von Kalimantan Utara im Areal des unteren Sungai Kayan beheimatet. In die- sem Gebiet gibt es unterschiedliche, farbliche Erscheinungsformen, wobei die Form der türkis gefärbten Männchen die eindrucksvollste ist. Die Weibchen sind, wie oftmals in der Gruppe, vorherrschend grau gefärbt. Auch diese Fische sind Maulbrüter im männlichen Geschlecht. Für eine optimale Pflege sind weiche und saure Wasserwerte von Vorteil. Sie können Totallängen von zehn Zentimetern erreichen.
Nur noch selten zu finden
Betta ocellata aus dem Areal der Stadt Tawau im Süden des Malaiischen Bundesstaates Sabah ist schon viele Jahre bekannt, wurde aber nur sehr selten importiert. Auch ihre Färbung ist sehr eindrucksvoll. Das sehr dunkle Grün auf dem gesamten Körper wird im vorderen Bereich häufig von einem kräftigen goldfarbenen Glanz überzogen. Die Art wurde schon 1933 wissenschaftlich beschrieben und viele Jahre als Betta uni-maculata bezeichnet. Fische dieser Art wurden erstmalig 1980 importiert und waren viele Jahre Bestand der Aquaristik. Betta ocellata wurde schon wenige Jahre nach der Ersteinfuhr 1980 von Aquarianern in der damaligen DDR in einer hellblauen Zuchtform als sogenannte „Blaue unimaculata“ gezüchtet. Betta ocellata werden um neun Zentimeter lang und sind vergleichsweise friedliche Fische, die ohne Schwierigkeiten zu pflegen und zu vermehren sind. Leider ist die Art in der Aquaristik nur noch sehr selten zu finden.
Anspruchsvolle Wunschfische
Die zweifellos farbenprächtigste Art unter den Großmaulkampffischen ist Betta macrostoma. Die Art wurde schon 1910 beschrieben und ist immer noch eine sehr gefragte und seltene Art im Aquarium. Ihre Haltung und Fortpflanzung ist trotz aller Erkenntnisse aus den natürlichen Lebensräumen immer noch problematisch. Es sind Fische, die für eine optimale Pflege biologisch sehr sauberes und bakterienarmes Wasser benötigen. Aufgrund der sehr plakativen Farben sind die Fische immer noch Wunschfische vieler Aquarianer. Die Schwierigkeitsgrade in der Pflege haben aber auch ihren Preis. Betta macrostoma erreichen Totallängen um neun Zentimeter. Diese Totallängen wurden bei einer Mehrzahl von Wildfischen im Biotop gemessen. Ihr natürlicher Lebensraum liegt an der östlichen Grenze des Malaiischen Bundesstaates Sarawak und im östlich angrenzenden Sultanat Brunei im Norden der Insel Borneo.
Pflegetipps
Die Pflege der vier hier vorgestellten Formen und Arten sollte möglichst in großen Behältern ab 100 Zentimetern Kantenlänge erfolgen. Dabei ist die Behälterhöhe zweitrangig. Eine stellenweise sehr dichte Bepflanzung bis zur Wasseroberfläche und eine sehr gute Wasserfilterung sollten Vorrausetzung sein. Das Pflegewasser sollte möglichst weich und sauer sein – um 100 μS bei 25 Grad Celsius. Als Bodengrund ist eine dünne, etwa ein bis zwei Zentimeter hohe feine Sandschicht ausreichend. Dieser feine Sand verhindert, dass Abfälle im Bodengrund versickern und die Wasserqualität verschlechtern. Außerdem sind Abfälle vom Bodengrund einfacher zu entfernen. Dekorativ gestaltete Pflanzenschalen aus gebranntem Ton ermöglichen auch bei geringer Bodengrundhöhe einen guten Pflanzenwuchs. Wenige, größere Flusssteine sowie etwas Moorkienholz als Dekoration und als Rückzugsorte sind gleichfalls empfehlenswert. Ein abwechslungsreiches, lebendes Wurm- oder Granulatfutter ist wichtig. Oberste Priorität hat jedoch ein biologisch gesundes und sauberes Wasser. Nur dann werden die seltenen und begehrten Großmaul- kampffische in voller Farbenpracht erstrahlen. Hier gilt nicht „Wasser rein und los“, sondern Beobachtung, Einfühlungsvermögen und Sachverstand sind nötig. Aber das ist eigentlich für die gesamte Tierhaltung Voraussetzung. Horst Linke