Igel-Saison hat begonnen__Wann brauchen Stacheltiere Hilfe?

Foto: Hamburger Tierschutzverein von 1841

Herbstzeit ist Igelzeit – und damit leider auch die Zeit der falsch verstandenen Tierliebe. Jedes Jahr nehmen Tierheime unzählige Igel auf.

So nahm beispielsweise ein Tierheim des Hamburger Tierschutzverein von 1841 (HTV) nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr rund 700 dieser Tiere auf. In den vergangenen Wochen seien bereits zahleiche Igelbabys ins Tierheim gebracht worden, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Das Tragische daran: Viele Tiere seien gar nicht hilfebedürftig.

Zurzeit sind laut HTV die ersten Jungtiere auf Nahrungssuche, um sich eine ausreichend dicke Fettschicht für ihren Winterschlaf zuzulegen. Diese Zeit können sich die stacheligen Gesellen im Frühherbst auch getrost nehmen. „Die meisten Igel brauchen keine Starthilfe in ein selbstständiges Leben. Im Gegenteil: Ein Jungtier muss lernen, Nahrung zu finden“, sagt Dr. Urte Inkmann, tierärztliche Leiterin und Tierheimleitung des HTV. Eingesammelt werden sollten nur eindeutig verletzte, kranke oder sehr schwache Tiere.

Wann sollte man einen Igel in Obhut nehmen?

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es grundsätzlich verboten, Igel aus der Natur zu entnehmen. Erst nach genauer und gewissenhafter Beobachtung darf ein Igel in menschliche Obhut genommen werden. Auf jeden Fall sollte er dann tierärztlich untersucht werden. Nur in bestimmten Ausnahmen solle man einen Igel aufnehmen, so der Tierschutzverein.

Oft deuteten schon Fundorte und -umstände wie Straßen oder Baustellen auf Verletzungen hin. Kranke Igel erkenne man daran, dass sie tagsüber herumliegen, mager sind mit einer Einbuchtung am Hinterkopf und sich apathisch oder taumelig verhalten. Starker Parasitenbefall mit Zecken und Flöhen sei ebenso Grund zur Sorge, Fliegeneier oder geschlüpfte Maden ein Alarmsignal zur sofortigen Hilfe.

Junge Igel suchen auch tagsüber Nahrung

Igelkinder, die sich tagsüber außerhalb ihres Nests befinden, noch geschlossene Augen haben und sich womöglich kühl anfühlen, benötigen dringend Hilfe. Doch sollten sie nicht mit älteren Jungigeln verwechselt werden, die auch tagsüber nach Nahrung suchen. Diese sind selbstständig lauffähig, haben die Augen geöffnet und bereits ein vollständiges Fell- und Stachelkleid entwickelt.

Bei Igeln, die bei frostiger Witterung tagsüber draußen herumlaufen, kann es sich um kranke oder schwache Alttiere handeln. Oft sind es auch Jungtiere, die zu spät geboren wurden, um sich ein für den Winterschlaf ausreichendes Fettpolster anzuessen. Doch sei diese Witterung noch weit entfernt, so der HTV.

„Gewichtsangaben für den Frühherbst als Hochrechnung für das Überwinterungspolster sind unseriös, da die Fortpflanzungsperiode gerade erst anfing und ein Jungigel bis zu 100 Gramm die Woche zulegen kann. Ein ausgewachsener Igel aus dem Vorjahr ist mit aktuell 500 Gramm besorgniserregend dünn, ein Jungigel mit diesem Gewicht ist dagegen ausreichend gut genährt“, so Inkmann.

Wann ist Zufüttern sinnvoll?

Igel sind Insektenfresser, auch durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln werden sie oft ihrer natürlichen Nahrungsgrundlage beraubt. In Gärten und Parks, die zu aufgeräumt und damit arm an Insekten sind, ist das regelmäßige, artgemäße Zufüttern von Igeln laut HTV sinnvoll. Leider gäben viele Menschen den Igeln schädliches Futter, wie zum Beispiel Milch, Obst, Gemüse, rohe Eier oder gewürzte Essensreste, heißt es in der Pressemitteilung.


Wer also den stacheligen Gesellen im eigenen Garten helfen möchte, sollte draußen zufüttern – mit Bedacht und dem nötigen Wissen. Auch was die Schlafplätze angeht, können Menschen Hilfe leisten. „Man tut den Igeln einen großen Gefallen, wenn man Laubhaufen im Garten liegenlässt – dort können die Tiere einerseits sicher schlafen und finden andererseits Nahrung“, sagt die Leiterin der HTV-Tieraufnahme Katrin Hallmeyer.


Ebenso geeignet seien unter anderem alte Baumstümpfe, Hecken oder Holzstapel, Reisig, Holzverschnitt und fachgerechte Igelhäuser. Gefahrenquellen für Igel, wie zum Beispiel Kellerschächte und Gartenpools, sollten abgedeckt werden.