Ins rechte Licht gerückt__Wie sich Ziervögel wohlfühlen

Foto: André Peukert

Welches Licht brauchen Vögel für ein gesundes Leben? Der Zoologe Dr. Stefan Hetz berät zu idealem Lichtklima und Haltungsbedingungen für Ziervögel.

Vögel sehen anders als Menschen. Kurz gesagt, sehen sie gewissermaßen schneller und bunter. Schneller, weil viele Vögel pro Sekunde deutlich mehr Bilder als Menschen sehen. Das menschliche Auge verarbeitet maximal 65 Bilder pro Sekunde – manche Vogelarten kommen dagegen auf weit über 100. Der Fliegenschnäpper etwa löst mehr als 140 Bilder pro Sekunde auf. Das muss er auch. Schließlich will er bei der Nahrungssuche schnelle Beutetiere wie Insekten mit den Augen verfolgen und schnappen.

Bunter sehen Vögel, weil sie über vier Farbrezeptoren verfügen. Menschen besitzen nur drei: für Rot, Grün und Blau. Vögel hingegen können im blauen und violetten Spektrum – im sogenannten UV-A Bereich – besser Farben unterscheiden als Menschen. Was den Menschen schon ultraviolett ist, nehmen viele Vögel noch als Licht wahr. Wegen der vier Farbrezeptoren bezeichnet man Vögel auch als Tetrachromaten, was so viel wie Vierfarbseher bedeutet.

Einige Vögel, wie Greifvögel, zeigen auch eine deutlich höhere Sehschärfe. Bei ihnen ist die Auflösung in für die Sichtjagd wichtigen Bereichen des Auges im Vergleich zum Menschen drastisch erhöht. So erklärt sich auch das sprichwörtliche Adlerauge.

Ein Platz an der Sonne?

Bei solch großen Unterschieden in der Optik ist es klar, dass menschliche Wohnräume mit einer für uns angenehmen Beleuchtung nicht immer optimale Voraussetzungen für einen Vogel bieten. ZZF-Heimtierreferent Dr. Stefan Hetz sagt: „Auch wenn wir unsere Beleuchtung als durchgängig hell wahrnehmen, kann es sein, dass sie für das Vogelauge flackert.“ Wichtig sei es deshalb, dass der Vogelhalter sich um flackerfreie Lichtquellen, das passende Lichtspektrum und Helligkeit für den Vogel kümmere.

Den Vogelkäfig in Fensternähe aufzustellen, reicht hier eher nicht aus. „Durch das verglaste oder sogar mehrfachverglaste Fenster kommt keine blau-violette Strahlung in nennenswerter Stärke beim Vogel an“, so Hetz. Diese sei aber wichtig für die Bildung von Vitamin D3. „Ob das Licht dennoch ausreicht, hängt auch davon ab, in welche Himmelsrichtung das Fenster zeigt. Aus Norden kommt keine direkte Sonnenstrahlung an. Direkt am Südfenster kann es aber gefährlich warm werden.“ Deshalb sollte die Voliere zugfrei und nicht direkt in der Sonne stehen. Die Vögel brauchen auch in ihrem Käfig immer Zugang zu einem Schattenplatz. Ein Platz am geöffneten Fenster ist sicher eine gute Möglichkeit für mehr Licht, aber natürlich nur, wenn der Vogel nicht gerade frei fliegt.

Für jeden Zweck die passende Leuchte

Um dem Bedürfnis des Vogels nach mehr Helligkeit zu entsprechen, helfen zusätzliche Leuchten. Diese werden im Handel oft als Vogellampen bezeichnet. Sie weisen ein tageslichtähnliches Spektrum auf, manchmal wird die Farbtemperatur in Kelvin (K) angegeben. Sie sollte dann zwischen 5.000 und 6.500 K liegen. Gut ist auch, wenn im blau-violetten Spektralbereich (UV) etwas mehr Licht abgegeben wird. Da für Reptilien UV-Licht schon länger ein Thema ist, bietet der Zoofachhandel hier eine Auswahl an geeigneten Leuchten.

Für eine gleichzeitige hohe Lichtausbeute kommen technisch Metalldampflampen, LEDs und Leuchtstoffröhren zum Einsatz. Die ersteren beiden erreichen als Punktstrahler eine hohe Beleuchtungsstärke, die Leuchtstoffröhren sind etwas weniger hell. Metalldampflampen werden mit hohen Frequenzen betrieben, sind träge und flackern deshalb nicht. Lichtstärke und die für die Bildung von Vitamin D3 wichtige UV-Ausbeute sind sehr hoch, so dass oft sogar ein Schutzglas als UV-Filter verwendet wird.

LEDs können mit Gleichstrom oder sehr hohen Frequenzen betrieben werden und flackern ebenfalls nicht. Bei Leuchtstoffröhren gibt es zwei Möglichkeiten, das Flackern zu verringern: trägere Leuchtstoffe und eine höhere Betriebsfrequenz. In Verbindung mit einem erhöhten blau-violetten Spektralbereich sind diese Lampen für Vögel sehr gut geeignet.

Hell am Tag – dunkel in der Nacht

Außer der ausreichenden Helligkeit ist ein deutlicher Tag-Nacht-Rhythmus entscheidend für einen erholsamen Schlaf und die innere Uhr des Vogels. „Vögel brauchen eine ausreichend lange Dunkelphase. Das Licht muss dafür nachts aus sein und der Raum dunkel, sonst kann der Vogel nicht schlafen oder hat einen unterbrochenen Schlaf“, sagt Hetz.

Abdecken mit einem Tuch sei aber keine Alternative: Das könne dem empfindlichen Atemsystem des Vogels schaden. Wenn die Vögel ihre Aktivität nach dem Licht ausrichten, frühmorgens aktiv sind und sich gegen Abend am Schlafplatz aufhalten, sollte alles stimmen.

In einem vogelgerechten Raum kommt das Licht idealerweise von oben. Beim Freiflug ist besonders darauf zu achten, dass die Vögel nicht gegen die Fensterscheiben fliegen können oder die Scheiben spiegeln. Das lässt sich zum Beispiel durch eine Gardine verhindern. Der Raum sollte so eingerichtet sein, dass sich die Vögel beim Fliegen nicht verletzen können, sie also nicht gegen Hindernisse fliegen und auch sicher landen können. Landeplätze, die relativ hoch liegen, geben den Tieren eine gewisse Sicherheit.