KI-gestützte Zahnpflege__Auf den Hund gekommen

Dr. Andreas Alin (von links), Katja Lachner-Lang und Dr. Shashank Pathak sind „Doctor Woofsley“. Foto: Doctor Woofsley

Zahnerkrankungen bei Hunden werden oft viel zu spät erkannt. Acht von zehn Hunden haben laut Veterinär-Aussagen Probleme mit dem Gebiss. Eine neue KI-basierte Technik will deshalb die Prophylaxe verbessern.

„Doctor Woofsley“ heißt ein neuentwickeltes System zur Verbesserung der Zahngesundheit bei Hunden. Ursprünglich war die mit Künstlicher Intelligenz (KI) arbeitende Entwicklung für den Humanbereich gedacht. Schnell wurde aber klar, dass dies aufgrund vieler Regularien und Zertifizierungen in Deutschland nicht umsetzbar ist.

Warum das Ganze nicht auf den Hund adaptieren? Dafür sprach auch, dass Hunde Schmerzen sehr spät zeigen, Zahnerkrankungen bei Hunden extrem häufig sind, Tierarztbesuche teuer sind und das Tier bei einer Behandlung zudem noch in Vollnarkose versetzt werden muss.

Nutzen für die Hundewelt

Die IT-Entwickler und KI-Spezialisten Dr. Shashank Pathak und Dr. Andreas Alin kamen in Kontakt mit der Tierärztin Katja Lachner-Lang, die den Nutzen für die Hundewelt bestätigte. Mehr noch, sie war so begeistert, dass sie dem Team im Oktober 2023 beitrat. „Doctor Woofsley“ war geboren.

Von da an ging es rasant weiter. Im November 2023 erhielt das Start-up von AI+Munich eine Förderung, die die Prototypen-Entwicklung ermöglichte. Bereits im Frühjahr 2024 folgte ein Prototypentest mit 35 Nutzern. „Die Rückmeldungen zu der Idee waren ausschließlich positiv. Das Feedback zu Hardware und App werden wir jetzt nutzen, um das Produkt weiterzuentwickeln und mit einer verbesserten Version diesen Herbst an den Markt zu gehen“, kündigt Lachner-Lang an.

Viel Zuspruch erhielt die Lösung zur Verbesserung der Zahngesundheit bei Hunden auch auf der Interzoo, wo sich „Dr. Woofsley“ im Start-up-Bereich präsentierte. Vor allem bei verschiedenen Service-Dienstleistern, die das Überprüfen der Zahngesundheit in ihr Portfolio aufnehmen beziehungsweise zur Ergänzung ihrer Diagnose nutzen wollen, war Interesse geweckt. So kamen etliche internationale Tierärzte auf die Verantwortlichen zu.

Auch verschiedene Distributoren haben angeboten, das Produkt in ihren Ländern zu vermarkten oder Interesse an Kooperationen angemeldet. „Parallel sind wir aktuell mit einigen Investoren im Gespräch, um mit zusätzlichen finanziellen Mitteln richtig durchzustarten zu können“, sagt Lachner-Lang.

Kamera, App und Software


„Doctor Woofsley“ ist die Kombination aus einer Intraoralkamera, einer App und einer Software im Hintergrund. Mit der Kamera filmen die Hundebesitzer das Maul ihres Hundes. Die mit der Kamera verbundene App ermöglicht das Senden der Kameradaten an die Software. Dort werden die Bilder ausgewertet.

Erkannt werden sowohl verschiedene Zahnkrankheiten sowie Verfärbungen und Auflagerungen und Erkrankungen der Maulschleimhaut und des Zahnfleisches, so das Unternehmen. Die Beurteilung der Bilder übernimmt eine darauf trainierte KI.

Nach der Beurteilung wird je nach Befund eine Handlungsempfehlung gegeben. Diese reicht zum Beispiel von einer Verbesserung der Putztechnik bei leichter Verfärbung oder Zahnbelag an bestimmten Stellen bis zum dringenden Rat, einen Tierarzt aufzusuchen bei ernsthaften Erkrankungen. Hundebesitzer könnten durch solch eine regelmäßige Kontrolle – empfohlen wird alle zwei bis vier Wochen – früh Probleme feststellen und ihnen rechtzeitig vorbeugen. „Natürlich braucht das Ganze vor allem zu Beginn etwas Training“, erklärt Lachner-Lang, „wobei die Benutzer von der App Schritt für Schritt angeleitet werden.“

Über den Vertrieb hat sich „Doctor Woofsley“ ebenfalls schon Gedanken gemacht: Eine Option wäre der Fachhandel, stationär wie online. Da das Produkt sehr erklärungsbedürftig ist, ist entsprechende Unterstützung geplant. Fachhändler bekommen auf Wunsch eine Einführung und eine Demonstration des Produktes. Für die Halter gibt es Tutorial-Videos.

„Doctor Woofsley“ lasse sich bestimmt auch sehr gut über Service-Dienstleiter, wie zum Beispiel Groomer, anbieten, ist Lachner-Lang überzeugt. „Manche Hundebesitzer sind unsicher, was medizinische Themen angeht wie Krallenschneiden, Zähneputzen und so weiter“, weiß die Tierärztin aus Erfahrung. Im Rahmen einer Rund-um-Pflege könnten so ebenfalls die Zähne gecheckt werden. Und auch für Tierärzte wäre die Nutzung eine Option, um den Kunden quasi eine Zweitmeinung zu bieten, indem die Kamera den Zustand der Zähne visualisiert.

Sabine Gierok