Publikumsliebling__Igel ist Gartentier des Jahres 2020

Igel finden immer schwerer ausreichend Nahrung. Foto:Ralf Donat

Mit 31,75 Prozent aller Stimmen gewinnt der Braunbrust-Igel die Publikumswahl der Heinz Sielmann-Stiftung und hängt damit die Konkurrenz im Rennen um den Titel „Gartentier des Jahres“ ab. 7.819 Naturfreunde haben bei der inzwischen zehnten Abstimmung mitgemacht – ein Teilnehmerrekord.

Zwischen dem 17. April und 1. Juni konnte online für einen von sechs tierischen Gartenbewohnern abgestimmt werden. Diese Aktion der Heinz Sielmann-Stiftung möchte auf den dramatischen Rückgang der biologischen Vielfalt in unserer Kulturlandschaft hinweisen. Mit 31,75 Prozent der Stimmen lag der Igel (Erinaceus europaeus) klar vor den anderen Kandidaten. Den zweiten Platz belegte mit 23,07 Prozent der Stimmen die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), dicht gefolgt vom Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus), der 17,23 Prozent der Stimmen bekam.

Igelpopulation im Sinkflug

Für ein Tier, das so populär ist, mache sich der Igel in den letzten Jahren ziemlich rar,  betont die Sielmann-Stiftung. Das Stacheltier sei europaweit in Bedrängnis geraten. Als nachtaktive Tiere sind sie schwer zu beobachten. Lange galten die Bestände als gesichert. Doch, so die Stiftung, geht die Zahl der Igel spätestens seit Mitte der 1990er Jahre stark zurück. Bis heute sei der Bestand regelrecht zusammengebrochen. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig.

Die Igel leiden besonders unter dem Insektensterben, denn sie finden immer schwerer ausreichend Nahrung. Auch die Zerstörung der Lebensräume, die intensivere Landwirtschaft und der Klimawandel spielten eine Rolle: Wird es zwischen November und Februar zu warm, wachen die Winterschläfer zu früh auf und verlieren bei der Nahrungssuche zu viel Energie.  

In jüngster Zeit sind neue technische Gefahren hinzugekommen: Mähroboter machen vor kleinen, zusammengerollten Igel nicht Halt. Auch Laubbläser und Motorsensen seien eine Gefahr für die Tiere. Die Zahl der Igel, die mit schlimmsten Verletzungen zu Auffangstationen gebracht werden, habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dabei könnten hier schon einfache Maßnahmen helfen. Mähroboter sollten am späten Nachmittag wieder die Ladestation aufsuchen und nachts Pause machen. Wenn Igelmütter mit ihren Jungtieren tagsüber im Garten unterwegs sind, sollte der Roboter gänzlich in Urlaub geschickt werden. Vor dem Einsatz von Motorsensen, soweit er denn absolut nötig sei, sollten Hecken, Holzstapel oder Reisighaufen nach Tieren abgesucht werden.

Naturnah Gärtnern für Igel und Co.

Igel lassen sich dort nieder, wo sie genügend Nahrung und Versteckmöglichkeiten finden. Da sind auch Kommunen gefragt, die Friedhöfe und Parkanlagen pflegen – und Gartenbesitzer. Beinahe jedes Ordnungsstreben im Garten schade den Igeln. Ein kurz geschorener Rasen biete keine Nahrung und keine Deckung für Insekten und damit auch nicht für Igel. Die Wildtiere profitierten davon, wenn sich wenigstens in einigen Bereichen der Gärten richtige Wiesen entwickeln können. Alles, was möglichst naturnah ist, helfe: Der Verzicht auf Pestizide, das Verwenden heimischer Pflanzen und Gehölze, weil heimische Insekten nur mit diesen auch etwas anzufangen können. Und nur, wenn es genug „Schmuddelecken“ im Garten gibt, wo das Laub nicht weggefegt wird, wo ein paar Äste herumliegen dürfen, finden Igel genügend Möglichkeiten, sich ein Nest für den Tag und für den Winterschlaf zu bauen.

„Jeder Gartenfreund kann selbst etwas für das Gartentier des Jahres tun“, erklärt Nora Künkler, Biologin bei der Heinz Sielmann Stiftung. „Die aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse zum Zustand der biologischen Vielfalt zeigen, dass wir auf einen dramatischen Wendepunkt zusteuern, wenn wir den Verlust der Artenvielfalt nicht jetzt aufhalten.“