Vergesellschaftung im Aquarium__Ein Lieblingsplatz für jede Art

Foto: Dr. Stefan K. Hetz

Wenn Tierliebhaber zum ersten Mal ein Aquarium einrichten, versuchen sie es vielleicht erstmal mit einer einzigen Fischart. Dabei gibt es mannigfaltige Möglichkeiten, mehrere Arten in einem Biotop zu vergesellschaften. Der Zoologe Dr. Stefan Hetz erklärt in einem Podcast, worauf Aquarianer achten sollten.

Die Vergesellschaftung von Fischarten in einem Aquarium ist sicher eine der ersten Fragen, die sich jemand stellt, der neu in das Hobby Aquaristik einsteigt. Stefan Hetz erläutert im Gespräch mit Lucas Müller bei „my-fish“, worum es bei der Vergesellschaftung von Fischen in Aquarien im Kern geht: um das Zusammenleben verschiedener Arten auf engem Raum. Dabei habe jede Art ihre spezifischen Ansprüche, die der Betreiber in Betracht ziehen müsse.

Wichtig sei es beispielsweise, dass sich die Arten auch aus dem Weg gehen können. In der Natur finde man Fische an verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Gegebenheiten, so Hetz. Der Trick für eine erfolgreiche Vergesellschaftung in einem begrenzten Raum sei, dass genau diese natürlichen Aufenthaltsorte im Aquarium mit eingeplant werden.

Das Aquarium beobachten

Wie die einzelnen Arten sich in dem Aquarium verhalten, etwa in welchen Bereichen sie sich besonders gern aufhalten, können Aquarianer selbst oder auch mit moderner Technik beobachten. In dem Podcast spricht Hetz ganz als Wissenschaftler über seine eigenen Untersuchungen, die ihm Aufschluss über das Leben der Tiere geben, auch wenn er selbst nicht immer ein Auge auf das Biotop wirft.

Hetz hält zum Beispiel Zwergbuntbarsche zusammen mit Spritzsalmlern. Er spricht darüber, dass die Spritzsalmler sich vor allem oben, etwa im oberen Drittel aufhalten und auch nicht in die unteren Bereiche des Aquariums schwimmen. „Ab und zu sieht man, dass ein Apistogramma hoch kommt und die Spritzsalmler dann ganz schnell reagieren“, so Hetz. Bei der Fütterung gehe es dann durcheinander.

Der Zoologe schaut bei solchen Gesellschaftsaquarien genau hin, inwieweit die Größe der bevorzugten Plätze ausreicht, ob die Fische diese Plätze komplett ausnutzen oder sie vielleicht sogar mal verlassen. Wo sind die Reviergrenzen? Sind die Sandflächen groß genug? Gibt es ausreichend Höhlen oder zu viele Konflikte? Aus diesen Erkenntnissen entwickeln sich Ideen für Ausgestaltung und Besatz von Aquarien.

Wenn zwei sich streiten

Hetz zeigt sich begeistert über die Dynamik in solchen Gesellschaftsaquarien, wo vielleicht zwei Arten mal die Sandflächen als Aufenthaltsort tauschen. Solche Beobachtungen münden in Handlungen, etwa in Modifizierungen des Habitats, die im besten Fall zu einer Verbesserung der Lebensumstände der Tiere führen.

Wenn sich also die Fische um Höhlen oder andere Ressourcen streiten, sollte der Halter das Aquarium dementsprechend umgestalten und neue Angebote schaffen. Es sei in seinen Augen völlig ausreichend, wenn die Gesellschaft in kleineren Aquarien nur aus drei Arten besteht, so Hetz. Das sei alle Male besser, als eine „Fischsuppe“, für die der Mensch immer noch eine weitere Art sucht, die mit hineinpassen könnte.

Lieber weniger Arten, dafür aus jeder Art ein paar Tiere mehr und vielleicht sogar noch weitere Aquarien nebendran, plädiert Hetz. Die Arten in einem Aquarium sollten gut miteinander harmonieren und möglichst wenig Ansprüche haben, die sie miteinander konkurrieren ließen. Hetz zieht einen Vergleich zum menschlichen Wohngemeinschaften: Wenn alle den gleichen Lieblingsplatz auf dem Sofa haben, ist der Konflikt vorprogrammiert.

Welche Fische sind tag-, welche nachtaktiv und wie verträgt sich das in einem gemeinsamen Habitat? Gibt es Präferenzen beim Futter? In welcher Beckenregion leben die Arten am liebsten? Auf dem Weg zum stabilen Gesellschaftsbecken sind solche Beobachtungen wichtig. Die könne der Halter entweder selbst machen oder aber beispielsweise eine Kamera aufstellen und mittels Soft- und Hardware Muster aufzeichnen und auswerten.

Hier geht es zum Podcast auf „my-fish“.

dh