Bio-Produkte im Heimtierbereich__Nische mit Potenzial

Bio-Produkte liegen im Trend. Auch wenn sie noch immer nur einen geringen Teil des Umsatzes ausmachen, sind die kleinen Bio-Aufkleber auf Obst und Gemüse längst in jedem Supermarkt zu finden. Aber wie sieht es im Heimtierbereich aus?

Gesund, nachhaltig, tierfreundlich – so oder ähnlich werden Bio-Produkte beworben. Bio ist in. Laut Statista ist der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln am Lebensmittelumsatz in Deutschland von 2010 bis 2019 deutlich gestiegen, von 3,75 Prozent auf 5,68 Prozent. Der Pro-Kopf-Umsatz in Deutschland ist im europäischen Vergleich überdurchschnittlich. In Ländern wie der Schweiz, Schweden oder Dänemark liegt er sogar noch höher.

Für die Heimtierbranche liegen solche Zahlen nicht vor. Ein Blick in das Portfolio der Anbieter legt jedoch den Schluss nah, dass auch im Heimtierbereich das Thema Bio wichtiger wird. Einige Lebensmitteleinzelhandelsketten greifen den Trend auf. So bietet Kaufland nach eigenen Angaben in sämtlichen Filialen Hunde- und Katzenfutter in Bio-Qualität an. Der Vollsortimenter gehört zur Schwarz-Gruppe, dem laut Wikipedia größten Handelsunternehmen in Europa.

„Orientieren uns an Kundenwünschen“

Zweites Standbein der Gruppe ist die Discounter-Kette Lidl. Dort gibt es derzeit noch keine Bio-Tiernahrung. „Bei der Sortimentsgestaltung orientieren wir uns an den Kundenwünschen“, antwortet die Pressestelle der Kette auf eine zza-Anfrage. Mit anderen Worten: Lidl-Kunden wollen das wohl nicht. Ob es Pläne zur Sortimentserweiterung gibt, dazu wollte Lidl keine Angaben machen.

Dabei wird die Kette die Nachfrage genau beobachten, um zur Stelle zu sein, sollten die Kunden sich umorientieren. Auch andere Discounter schauen genau hin. Aldi-Süd etwa testet in ausgewählten Filialen Bio-Katzen-Nassfutter. Damit sei Aldi-Süd Vorreiter im Discount-Segment was das Thema Bio-Heimtierprodukte angeht, heißt es von der Pressestelle des Unternehmens. Der Test laufe erst seit Kurzem, daher könne man noch keine Angaben dazu machen, wie es mit der Entwicklung weitergeht.

Beim Schwesterunternehmen im Norden gibt es derzeit noch keine Pläne, Bio-Artikel ins Heimtiersortiment aufzunehmen. Man habe das Thema aber im Blick, schreibt die Aldi-Nord-Pressestelle.

Faktor Preis

Gerade bei Discountern ist der Preis ein wichtiger Faktor bei der Markteinführung eines Produktes. Wer dort kauft, schaut genau hin, was etwas kosten soll. Bei Aldi-Süd beispielsweise liegt der Preis für die 100-Gramm-Schale Bio-Katzennassfutter bei 45 Cent. Konventionell produziertes Futter dieser Sparte kostet dort 20 Cent. Bio-Preise muss man sich leisten können und wollen. Wenn sich die Ausgaben für das Hunde- oder Katzenfutter mehr als verdoppeln, kann sich das auf den Monat gesehen deutlich auf die Haushaltskasse auswirken.

Auch im Zoofachhandel setzen Unternehmen längst auf den Trend. Bio, Nachhaltigkeit und Regionalität beim Einkauf für das Tier spielten eine „zunehmend wichtige Rolle“, sagt beispielsweise Ulrike Leßmann, die bei der Futterhaus-Kette verantwortlich für Einkauf und Category Management ist. Der Anteil an Bioprodukten habe in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen und soll weiter ausgebaut werden, so Leßmann.

Noch 2010 habe es seitens der Hersteller von Tiernahrung so gut wie keine Artikel in Bio- Qualität gegeben. Vor sechs Jahren dann habe das Futterhaus erste Bio-Abteilungen in den Märkten installiert. „Heute zieht sich das Thema durch alle Sortimentsbausteine – von der Tiernahrung über Pflegeprodukte bis hin zur nachhaltig produzierten Leine“, sagt Ulrike Leßmann.

Wieviel Bio geht überhaupt?

Beim Futterhaus gehen die Verantwortlichen davon aus, dass Bio noch weiter an Bedeutung gewinnt. Dass schon Discounter mit dem Thema liebäugeln, stützt diese Annahme. Es wird spannend sein zu beobachten, wie groß der Anteil an Bio-Artikeln am Markt überhaupt werden kann. Denn eines ist schon jetzt klar: Den Produktionskapazitäten sind Grenzen gesetzt.

Der höhere Preis für Bioprodukte ist in erster Linie den alternativen Anbau- und Herstellungsverfahren geschuldet. Bio, das heißt für den Produzenten meist auch weniger Ertrag pro Quadratmeter und höhere Kosten bei der Produktion. Überspitzt gesagt reicht die Anbau- und Zuchtfläche momentan nicht aus, um konventionelle Produkte vollständig abzulösen. Bio für alle, das wird es mit den aktuellen Verfahren wohl nicht geben. So lange, bis neue Ideen in den Wertschöpfungsketten Einzug halten, werden Bio-Produkte wohl ein Nischensortiment bleiben. Wenn auch eines mit Wachstumspotenzial.

dh