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Einhodigkeit beim Rüden erkennen und behandeln

Bei der Geburt eines Hundes liegen die Hoden noch in der Bauchhöhle. Erst nach einigen Wochen sollen sie in den Hodensack wandern. Doch nicht immer klappt das und ein Hoden bleibt im Bauchraum. Dann spricht man von Einhodigkeit (Kryptorchismus) und das bedeutet für den Hund, dass er um eine Behandlung nicht herum kommt.

von Dr. Rolf Spangenberg

Bei allen männlichen Säugetieren - abgesehen vom Elefantenbullen - liegen die Hoden außerhalb der Bauchhöhle in einem Hautsack. Dort haben sie es ein bis zwei Grad kühler als im Bauch. Bei der Geburt befinden sich die Hoden noch in der Bauchhöhle. Beim Rüden wandern die sehr kleinen Hoden dann langsam in den Hodensack ein. Mit etwa acht Wochen sollten sie dort angekommen sein. In der Zwischenzeit schlüpfen sie zwischen Hodensack und Leistenkanal hin und her.

Es kann passieren, dass dieser Vorgang nicht exakt funktioniert. Dann bleibt ein Hoden im Leistenkanal stecken oder verschwindet in der Bauchhöhle.

Wenn der Hoden im Leistenkanal stecken sollte – es ist fast immer nur einer -, kann vorsichtig versucht werden, ihn in den Hodensack zu massieren. Beim  Menschen versucht man, dies durch eine Hormonbehandlung zu ermöglichen. Doch meistens klappt das nicht. In der Regel bleibt dann ein Hoden im Bauchraum, man spricht von Einhodigkeit (Kryptorchismus).

Kryptorchismus - was hilft dem Hund?

Leider neigt der Bauchhoden zu bösartiger Entartung. Genauer: Es besteht das um den Faktor 14 erhöhte Risiko, dass es zu einer bösartigen Gewebewucherung im Hodengewebe kommt. Deshalb wird der Tierarzt empfehlen, ihn operativ zu entfernen. Das ist leider nicht ganz einfach und erfordert eine Bauchoperation mit Vollnarkose, die nicht risikolos sein kann. Man muss mit Kosten zwischen 150 und 300 Euro rechnen.

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Der Kryptorchismus ist leider erblich, daher ist der Rüde nicht mehr zur Zucht geeignet, obwohl er auch mit nur einem Hoden fortpflanzungsfähig wäre. Ein verantwortungsvoller Tierarzt wird daher eine komplette Kastration in einer Sitzung vorschlagen, also auch den Hoden im Hodensack mit entfernen.

Einhodigkeit lässt sich einfach feststellen

Der Kryptorchismus ist von Laien sehr leicht zu diagnostizieren. Einfach bei dem über acht Wochen alten Rüden den Hodensack vorsichtig abtasten. Lässt sich nur ein Hoden feststellen, hat man noch genug Zeit um sich in Ruhe zu überlegen, wann man zum Tierarzt gehen will. Man kann sich auch darauf einstellen, was er sagen/raten wird und wie man die entstehenden Kosten bewältigt. In jedem Fall sollte man nicht auf obskure Ratgeber hören, die mit alternativen Vorschlägen, die nur unnötiges Geld kosten, helfen wollen!