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Nachhaltigkeit__Voll im Zeitgeist

Der neue Hersteller Fair Food sagt, sein Name sei Programm. Klaus Wagner, der sich als „Greenologe“ bezeichnet und seit Jahren mehr Nachhaltigkeit in der Heimtierbranche fordert, hat das Unternehmen, das übersetzt „faire Ernährung“ bedeutet, vor eineinhalb Jahren gegründet. Er will zeigen, dass eine nachhaltige, CO2-neutrale Produktion ohne Erdgas-Einsatz und ohne gekaufte Zertifikate machbar ist.
Für seine große Idee einer komplett decarbonisierten Herstellung hat Klaus Wagner seine gesamte Kompetenz und Erfahrung in das Projekt eingebracht. So konnte er den erfahrenen Betriebswirt Peter Brylski als Unterstützung für die Fair Food-Geschäftsführung gewinnen. Beide kennen sich von ihrer Zeit bei Josera. „Ich war sofort überzeugt, als ich zum ersten Mal von dem Produktkonzept hörte und erlebte, wie beeindruckt namhafte Brancheninsider bei unseren ersten Gesprächen waren. Das ist ein Konzept, das mit Leichtigkeit eine echte grüne Transformation einer Branche ermöglicht“, sagt Peter Brylski.
Weiterhin konnte Wagner zwei Lead-Investoren finden, die voll und ganz hinter dem Start-up stehen. Wobei Wagner den Begriff Start-up nicht so gerne hört: „Klar, wir sind innovativ, wir sind hip und wir sind ein relativ kleines Team. In diesem Sinne haben wir Startup- Eigenschaften. Andererseits sind wir ein vollumfänglicher, zertifizierter Futterhersteller – insofern sehen wir uns im Kreise renommierter Futterhersteller“, wirft Wagner ein.
Investitionen in Millionenhöhe
Offizieller Sitz der Firma ist in Laudenbach; außerdem gibt es ein Büro in Wertheim und die Produktion in Blaufelden-Wiesenbach. Die Investitionen für Produktionsaufbau, Verwaltung, Vertrieb und Marketing gingen laut Wagner in die Millionenhöhe. Deshalb waren die beiden Fair Food-Geschäftsführer ganz glücklich, dass sie sich auf der Interzoo erstmals einem breiten Fachpublikum vorstellen konnten.
Und die Resonanz war nach eigenen Angaben super. „Obwohl wir nur einen winzigen Stand hatten, der in letzter Minute geplant und bestückt wurde, haben wir ein extrem positives Feedback erhalten“, sagt Wagner. Die führenden Fachmarkt- Ketten hätten ernsthaftes Interesse bekundet und wollten die Produkte in ihr Sortiment aufnehmen.
Klimaneutral und hochwertig
Der Firmengründer ist stolz auf seine Innovation, die auf mehreren Ebenen Nachhaltigkeit ausdrückt: klimaneutrale Produktion, hochwertige Rohstoffe, schonende Verarbeitung und eine umweltfreundliche Verpackung. Unter dem Markennamen „Fair & Fresh“ hat Fair Food vier verschiedene Topping-Sorten entwickelt, die zum Aufpeppen übers Trockenfutter oder als Ergänzung der Barf-Mahlzeit dienen. Außerdem hat Fair Food ein vollwertiges Nassfutter entwickelt, das es in drei bis vier Sorten geben soll.
Während die Toppings auf Frucht- beziehungsweise Gemüse basieren, beruht das Nassfutter unter anderem auf 30 bis 50 Prozent Huhn. Und nicht nur die Rohstoffe sind qualitativ hochwertig, auch die Herstellungsmethode – niedrigste Prozessierung durch Dampfgarung – sorge für eine naturnahe, tiergerechte und geschmackvolle Ernährung, hebt Wagner hervor.
Noch ist das Angebot überschaubar, aber auch hier hat das Energiebündel Wagner schon Pläne für die Zukunft. Der nächste Schritt seien Produkte mit Bio-Rohstoffen. An der dafür notwendigen Zertifizierung werde gerade gearbeitet. Auch was alternative Proteinquellen angeht, will Wagner künftig etwas bieten.
„Ich habe verstanden, dass wir die Tierhalter erstmal für eine fleischreduzierte Ernährung gewinnen müssen. Diese muss gut aussehen und lecker riechen, damit der Halter sie für sein Tier akzeptiert.“ Daher will er sogenannte Übergangsprodukte entwickeln, die allmählich auf eine fleischfreie Ernährung hinführen. Vergleichbar mit Hybrid-Autos, die Verbrenner-Bekenner zu E-Fahrzeugen überleiten sollen.
Mit frechen Sprüchen
Wagner, der stets mit Verve von seinen Überzeugungen spricht, geht natürlich für sein aktuelles Projekt in die Vollen. Mit frechen Sprüchen sorgt er für Aufmerksamkeit. Auf den Slogan „Verkochte Dosen sind noch nicht mal was für die Tonne“, der neben Flyern und Aufklebern auch auf seinem T-Shirt prangt, sei er schon oft angesprochen worden. Dann kann er ausholen und über ein weiteres Lieblingsthema aufklären – Portionsbeutel aus einem komplett recyclebaren Monomaterial. Damit ist die Verpackung seiner Produkte nicht nur sehr umweltfreundlich, der Inhalt bleibt bei ungekühlter Lagerung auch zwölf Monate haltbar.
„Bei der Katze ist der Beutel schon lange etabliert, warum also nicht auch für den Hund?“, fragt Wagner. Das Marketing und die Werbung sollen auf jeden Fall so aufmerksamkeitsstark und provokant bleiben, an manchen Stellen werde das verkaufsunterstützende Material noch nachgearbeitet. Auf jeden Fall soll die Marke nun mit voller Kraft in den Zoofachhandel kommen.
„Das Interesse ist da. Wir hatten sehr viele Händler an unserem Interzoo-Stand, die einen Bedarf für unsere Produkte sehen“, freut sich Wagner. Vor allem die Themen Ressourcenschonung und Vermeidung von Kohlenstoffemissionen, mit denen sich immer mehr Menschen auseinandersetzen, will Fair Food hervorheben. „Das Produkt ist fair zu den Leuten: Es ist preislich attraktiv, besitzt eine hochwertige Rezeptur, ist praktisch in der Anwendung, muss nicht gekühlt werden und macht 90 Prozent weniger Müll als eine herkömmliche Dose“, fasst Wagner die Vorteile zusammen.
Neben der eigenen Marke „Fair & Fresh“ geht das Unternehmen sogar noch einen Schritt weiter und bietet auch Private Label-Produkte für ausgewählte Kunden an. Wagner sieht darin kein Risiko, im Gegenteil: Der Markt für klimafreundliche Produkte sei so groß, dass ihn seine Marke allein nicht abdecken könne. Private Label- Produkte sollen die Kategorie stärken und groß machen, denn die Produkte treffen den Zeitgeist, ist Wagner überzeugt.
Sabine Gierok