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Petfood Forum Europe__Zur Zukunft der Heimtiernahrung

Die Interzoo ist zwar erst am Dienstag gestartet, aber schon am Tag zuvor gab es auf dem Nürnberger Messegelände ein erstes Highlight: Beim Petfood Forum Europe sprachen Experten aus der globalen Branche über die Zukunft der Heimtiernahrung. Veranstalter Watt Global Media hatte für die rund 300 Teilnehmer ein facettenreiches Programm auf die Beine gestellt.
Dass die Produktion von Heimtiernahrung sich unter einem gewissen Druck zur Anpassung befindet, wurde in den verschiedenen Vorträgen deutlich.
Unter dem Titel „Design-Thinking in Haustier-Snacks und Lebensmittel-Innovation: Herstellung von Verbindung und Freude” sprach David Molenberghs von Smoofl über die Bedeutung der Umstellung der Snack- und Nahrungsindustrie für Heimtiere, in der sich die Innovation oft stark auf die wissenschaftliche Entwicklung stützt.
Molenberghs erläuterte eine designorientierte Philosophie in der Produktentwicklung, die Snacks und andere Produkte zu einem handgefertigten Erlebnis machen kann. Er teilt die Prinzipien und Anwendungen eines kreativen Designansatzes, der über die traditionelle Produktentwicklung hinausgeht. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie ein solcher Ansatz nicht nur hochwertige Heimtierprodukte, sondern auch eine tiefere Markenresonanz produzieren kann, was eine neue Blaupause für die Produktdifferenzierung im Tierfuttersektor sein könnte.
Probiotika für Heimtiere
Die Entscheidung, welches Futter in den Napf kommt, treffen natürlich die Tierhalter. Und die hat Dr. Lidiia Alaverdova von Novonesis in ihrem Vortrag in den Blick genommen. Unter dem Titel „Probiotika für Heimtiere: Verständnis der Überzeugungen, Motivationen, Kaufreise und Bedürfnisse von Heimtiereltern“ referierte sie über Antrieb und Überzeugungen von Heimtiereltern in Bezug auf Probiotika und die neuesten Trends in der menschlichen Gesundheit.
Erkenntnisse aus aktuellen Marktforschungen des Unternehmens über die USA sowie einige Ergebnisse französischer und chinesischer Forschung stellen für Alaverdova eine solide Begründung dar, warum die Einbeziehung von Probiotika als funktioneller Bestandteil eine ausgezeichnete Strategie bleibt, um den Bedürfnissen von Heimtiereltern gerecht zu werden. Um maximalen Wert zu erzielen, müsse jedoch auch die Kommunikation rund um Probiotika verbessert werden, wofür die Forschung gute Erklärungen liefere.
Postbiotische Hefe versus Bakterien
Dr. Francesca Susca von Lallemand Animal Nutrition erklärte anschließend den Unterschied zwischen postbiotischer Hefe und Bakterien für Tiernahrung. Sie zeigte auf, wie diese Unterschiede zusammen mit der Stammspezifität und dem angewandten Produktionsprozess die Funktionalitäten der abgeleiteten postbiotischen Lösungen beeinflussen.
Gute Kenntnisse und ein klares Verständnis dafür, wie postbiotische Hefe und Bakterien unterschiedlich mit dem Wirt interagieren, ermöglichen die Auswahl der richtigen postbiotischen Lösung für die richtige Anwendung.
Wie Hefe helfen kann
Dr. Aleks Szopinska von Livalta/AB Agri ging der Frage nach, ob Hefe- und Hefederivate dazu beitragen können, den pathogenen Druck bei Heimtieren zu reduzieren. Neue experimentelle Ergebnisse bringen laut Szopinska mehr Erkenntnisse über die Faktoren, die an einem antihaft-/bindenden Phänomen von Bakterien beteiligt sind.
Das könne zu einem wichtigen Werkzeug für zukünftige Prophylaktik werden, die die Adhäsion pathogener Enterobakterien an Schleimhautoberflächen im Magen-Darm-Trakt von Hunden verhindert.
Biologische Mineralverfügbarkeit
In weiteren Beiträgen ging es um „In-vitro-Mineralien-Zugänglichkeit in kommerziellen vegetarischen und veganen Trockenfuttermitteln“, erläutert von Mingyang Jeremy Zhu von der Universität Wageningen. Zhu präsentierte die Ergebnisse einer Studie, die die biologische Mineralverfügbarkeit in kommerziellen pflanzlichen Hundefutter im Vergleich zu herkömmlichen tierischen Hundefutter untersucht.
Ally Motta von Microharvest sprach unter dem Titel „Mikrobielles Protein: Verbraucherwahrnehmung und Akzeptanz von neuartigem Protein bei Haustieren“. Motta bot einen Überblick über die Ernährungsaspekte von mikrobiellem Protein und befasste sich dann mit der Empfänglichkeit von Tiernahrungskäufern für diese neuartige Zutat sowie in die Akzeptanz oder Schmackhaftigkeit von Haustieren.
Aspekte der Herstellung
Nach der Mittagspause richtete sich der Fokus der Vorträge auf Aspekte der Herstellung von Heimtiernahrung. Zsoka Ardai von Mars skizzierte die prognostizierten Klimaauswirkungen auf die Lieferkette für Heimtiere in Europa und zeigte auf, dass die Pflanzen- und Fleischproduktion in den nächsten zehn Jahren zusammen mit der Verschlechterung des Bodens wahrscheinlich zurückgehen werde.
Es sei wichtig, eine sektorale oder industrielle Zusammenarbeit zu haben, die sich auf eine landwirtschaftliche Transformation konzentriert, wobei der Landwirt im Mittelpunkt steht.
Zur jungen Insektenindustrie
Zur „Zukunft der Insektenproteinindustrie“ verglich Chloe Champion von Agronutris die relativ junge Insektenindustrie mit der Entwicklung reiferer Proteinsektoren wie Schweinefleisch und Whiteleg-Garnelen. Sie verglich Daten und Ergebnisse aus diesen reifen Sektoren und zeigte, wie ihre Entwicklung dazu beitragen kann, die Verbesserungshebel zu erreichen, von denen die Insektenproteinindustrie profitieren kann.
Zu den Hebeln gehören die Verbesserung zootechnischer Kriterien wie das Futterumwandlungsverhältnis, Auswahlmuster sowie Biosicherheitsstrategien, die auf landwirtschaftlichen Betrieben in den ausgereiften Sektoren umgesetzt werden.
Thermische Energie-Extrusionstechnologie
Über „Bahnbrechende thermische Energie-Extrusionstechnologie für Tiernahrung“ sprach Ed de Souza von Wenger Manufacturing. Er präsentierte eine Verarbeitungstechnologie, die es ermöglicht, die Energiequelle für das sanfte Kochen eines Tierfutterrezepts zu überwachen, indem die thermische Energie verbessert und die mechanische Scherung gesenkt wird.
Im letzten Vortrag des Petfood Forums berichtete Dr. Isabella Corsato Alvarenga von International Flavors and Fragrances darüber, wie ein milder Extrusionsprozess widerstandsfähigere Stärke ergibt, die die Darmgesundheit von Hunden verbessere. Sie teilte die Ergebnisse einer Studie, die die Wirkung der thermomechanischen Energie auf die resistente Stärkeertrag in endgültiger Tiernahrung und die nachfolgenden Auswirkungen auf die Darmgesundheit von Hunden bewertet.
Die Studie umfasste die Verarbeitung desselben Hundefutterrezepts mit hoher Maiseinschluss durch Einschneckenextrusion unter Verwendung von drei Ebenen thermomechanischer Energie, die durch die Geschwindigkeit der Extruderwellengeschwindigkeit und die Feuchtigkeit im Fass gesteuert wird. Resistente Stärke umgeht die Verdauung im Dünndarm und erreicht den Dickdarm, wo sie zu Substrat für die Fermentation von saccharolytischen Bakterien mit anschließender Produktion von nützlichen Postbiotika wird.
Die Pausen, das gemeinsam Essen und der abschließende Empfang war den internationalen Teilnehmern Gelegenheit, sich auszutauschen und zu vernetzen.