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Politik und Tier__zza trifft Anette Kramme, MdB

In über einem Drittel aller deutschen Haushalte leben Heimtiere, darunter ist natürlich auch so mancher Politiker-Haushalt. Zahlreiche Mitglieder des Deutschen Bundestages teilen ihr Heim mit einem Tier – warum sie Tiere halten, wie sich das Zusammenleben gestaltet und welche Rolle ihrer Meinung nach Heimtiere in unserer Gesellschaft spielen sollten, ergründet unsere zza-Serie „Politik & Tier“. Hier die Antworten von MdB Anette Kramme (SPD).

zza: Sie haben ein Heimtier, welches?

Anette Kramme: Meine Allie ist aus Bulgarien, Rasse „Straßenecke“.

Wieso haben Sie sich gerade für dieses Tier entschieden?

Ich habe einen Begleiter für meinen leider mittlerweile verstorbenen Vater gesucht. Da mein Vater Rollstuhlfahrer war, sollte der Hund ruhig und zuverlässig sein. Deshalb kam ein Welpe auch nicht in Betracht.

Wie sind Sie zu Ihrem Tier gekommen?

Ich habe es ja schon kurz angemerkt. Allie ist das schönste Erbstück meines Vaters. Sie war eine bulgarische Straßenhündin, die – nachdem sie angeschossen worden war – zunächst in einem Tierheim in Sofia landete und nach einem Jahr dort in das Tierheim Pforzheim kam. Über meine Kollegin und Freundin Ute Vogt wurde ich auf sie aufmerksam. Allie war anfänglich sehr ängstlich, vor allem bei Knallgeräuschen, Klettverschlüssen, Klatschen, aber auch bei Straßenmusikanten. Aber meine Süße hat sich gigantisch gemacht. Das Öffnen von Mülleimern hat sie aber bis heute nicht verlernt.

Und warum haben Sie ein Tier? Und hatten Sie schon als Kind ein Tier?

Ich war schon immer tiernärrisch und ich weiß, dass ich nie wieder ohne Tier leben will. Es ist so faszinierend, welche Kommunikation und welches Verständnis sich über die Gattungen hinweg zwischen Tier und Mensch entwickeln. Auch wenn ich Stress hatte, reichen ein paar Minuten mit meiner Süßen, um zu wissen, das Leben ist wunderschön.

Tiere gehen nicht wählen. Unterstützt Ihr Tier Ihre politische Arbeit dennoch?

Allie ist immer bei mir. Im Kontakt mit anderen Menschen ist sie oft Türöffner. Sie ist Auslöser, dass ich angefangen habe mich stärker tierpolitisch zu engagieren. Mit dem Deutschen Tierschutzbund versuche ich gemeinsam ein Modellprojekt für Straßenhunde in Rumänien zu organisieren. Ich möchte, dass Menschen mit Behinderung Assistenzhunde über die Krankenkassen finanziert bekommen.

Sollten Tiere in unserer Gesellschaft in Zukunft eine größere Rolle spielen?

Auf alle Fälle! Tiere spielen heute ja schon eine oftmals wichtige Rolle. Sie fördern soziale Kontakte, vermitteln Werte wie Mitgefühl, Toleranz und Verständnis, schenken Sicherheit und Geborgenheit. Sie verbessern die Lebensqualität und das Wohlbefinden von Kranken und Pflegebedürftigen. Es gibt sogar Tiere mit Beruf. Als Assistenzhunde unterstützen sie ihre Herrchen, als Polizeihunde erschnüffeln sie unter anderem Drogen oder spüren Sprengstoff auf, und als Therapiehunde können sie den Zustand von Patienten erheblich verbessern. Haustiere sind nicht nur Mitglieder der Familie, sondern auch wichtiger Teil der Gesellschaft.

Welche Tiere faszinieren Sie neben Ihrem eigenen am meisten?

Ich mag alle Tiere. Vielleicht haben Pferde eine ganz besondere Faszination auf mich. Sie haben nicht nur ein imposantes und elegantes Erscheinungsbild, sie haben auch Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer. Das ist einfach beeindruckend.

Zur Person

Anette Kramme wurde 1967 in Essen geboren und studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth, wo sie auch begann, sich politisch zu engagieren. Ihr Studienort ist seitdem ihre Heimat geworden – Anette Kramme bezeichnet sich als Wahl-Fränkin. Seit 1996 ist Kramme als Rechtsanwältin in ihrer eigenen Kanzlei tätig, sie ist Fachanwältin für Arbeitsrecht und vertritt ausschließlich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Betriebsräte. 1998 wurde sie im Alter von 30 Jahren zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag gewählt, ihr Arbeitsschwerpunkt als Abgeordnete liegt seitdem im Bereich der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Seit der Bundestagswahl 2013 ist Anette Kramme Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales. In dieser Funktion war sie an der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns beteiligt und setzt sich vehement für die Eindämmung des Missbrauchs der Leiharbeit ein. Kramme ist Mitglied im Landesvorstand und Präsidium der BayernSPD und seit 2009 auch im Bundesvorstand der SPD.