Artikelarchiv

Trends__In deutschen Gärten

Kinder haben es immer schon gewusst: Draußen im Garten ist es immer noch am schönsten. Foto: Rudy and Peter Skitterians/Pixabay

Als Anfang 2020 die Corona-Pandemie die Welt in eine Krise stürzte, besannen sich in Deutschland viele Menschen auf das Private. Urlaub hieß plötzlich nicht mehr ab in den Flieger, sondern vielmehr raus in den Garten, auf die Terrasse oder den Balkon. Die Deutschen gaben sich stärker ihrer Liebe zu den Pflanzen und Tieren hinterm eigenen Haus hin.

Garten und Balkon wurden 2020 aufgrund von pandemiebedingten Ausgangsbeschränkungen und ausfallenden Auslandsaufenthalten zu wichtigen Freizeitsorten. Das Online-Portal „Baumarkt Manager“ rechnet beispielsweise vor, dass der Umsatz von Garten- und Balkonmöbeln in jenem Jahr um über 17 Prozent stieg. Schon ein Jahr später aber war der Boom vorbei: 2021 verzeichnete der Handel bei den Möbeln für Draußen einen Umsatzrückgang von zehn Prozent.

Diese Entwicklung vollzog sich auch in den für die Heimtierbranche relevanten Segmenten. „Aus unserer Sicht hat sich der Trend in Bezug auf Neukunden abgeschwächt und nun geht es eher um bedarfsorientierte Nachkäufe“, sagt Axel Sperling, Geschäftsführer der „Zooma“ Zoofachmarkt Beteiligungs GmbH. Viele größere Anschaffungen seien in den ersten Monaten der Pandemie getätigt worden – vorgezogene Investitionen, so Sperling. Weil es jetzt beispielsweise im Bereich Kaltwasserfische mehr Halter gebe, rechnet er aber auch für die Zukunft mit einem zufriedenstellenden Grundbedarf.

Energieeffizienz wird wichtiger

Zu den Trends im Teichbereich äußert sich Ulli Gerlach aus dem „Zookauf“-Einkauf für Aquaristik, Terraristik und Gartenteich. Überall dort, wo Technik im Einsatz ist, spiele das Thema Energie eine zunehmend wichtige Rolle; effiziente Produkte seien derzeit besonders gefragt. In der Beratung seien hierfür Beispielrechnungen hilfreich, die dem Kunden aufzeigen, dass ein Gartenteich kein teures Hobby sein muss, so Gerlach. Digitale Produkte für den Teich würden ebenfalls häufiger nachgefragt, etwa um Pumpen, Filter oder Wasserspiele über das Smartphone zu steuern. „Dieser Ansatz lässt sich ebenfalls mit dem Thema der Energieeffizienz verbinden“, sagt Ulli Gerlach.

Neben dem Teichbereich habe das Hobbyfarming in den ersten Pandemiemonaten geboomt, sagt Axel Sperling. Auch wenn es sich um eine verhältnismäßig kleine Zielgruppe handele, werde dieser Sortimentsbereich bei der „Zooma“ immer wichtiger und das Unternehmen verspricht sich hier weiteres Wachstum und viel Potenzial. Die Obi-Baumärkte beobachten hingegen ein zunehmendes Interesse an der ganzjährigen Fütterung von Vögeln. Auch im Sommer werde gefüttert, so die Pressestelle auf zza-Anfrage, wohl auch, weil es weniger Insekten gebe.

Tier füttern, Obst und Gemüse anbauen

Neben der Fütterung von Tieren bauten die Deutschen gerne Obst und Gemüse an, so Obi. Dabei soll der Garten aber pflegeleicht sein. Stichworte hier: Mähroboter und Bewässerungssysteme. Das Thema Nachhaltigkeit werde in allen Gartenbereichen auch immer wichtiger, was sich beispielsweise in der steigenden Nachfrage nach Meisenknödeln ohne Netz zeige. Die Kunden setzten gerne auch mal auf bienenfreundliche Pflanzen oder Wildwiesen.

Für Axel Sperling von „Zooma“ ist Nachhaltigkeit längst mehr als ein Trend. „Bei vielen Kundinnen und Kunden bildet sich verstärkt ein Bewusstsein für nachhaltig produzierte Produkte“, sagt er. Auch die verwendeten Rohkomponenten stünden auf dem Prüfstand. Und obwohl die Situation in vielen Haushalten wirtschaftlich angespannt ist, interessierten sich die Kunden auch dann für nachhaltige Produkte, wenn sie teurer sind als konventionelle. „Es ist davon auszugehen, dass sich der Markt mit seinen verschiedenen Qualitätsstufen und Preisniveaus noch stärker und schneller ausdifferenziert als in der Vergangenheit“, sagt Sperling.

Das Bewusstsein für Natur und Nachhaltigkeit nehme zu und werde in Zukunft immer weiter im Mainstream ankommen, so Sperling weiter. Daher sieht die „Zooma“ dieses Segment als äußerst wichtig an. „Natürlich sorgen aktuelle Krisen bei manchen Kunden für eine gewisse Preissensibilität und Kaufzurückhaltung“, so der „Zooma“-Manager. Es sei jedoch davon auszugehen, dass sich dies umkehren wird, sobald Deutschland und seine Bürger wirtschaftlich in ruhigere Fahrwasser kommen. „Dann werden auch diese Sortimentsbereiche wieder stärker zulegen.“

Dominic Heitz