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4cats in neuer Produktionsstätte__Nach der Flut

4cats-Inhaber Markus Friederich hat in eine neue Produktionsstätte investiert. Foto: D. Heitz

Als 2021 ein verheerendes Hochwasser Westdeutschland und andere Regionen verwüstete, ging darin beinahe auch Markus Friederichs Lebenswerk unter. Heute hofft Friederich für sein Unternehmen 4cats Heimtierbedarf auf eine blühende Zukunft. Am neuen Firmenstandort ist man vor dem Wasser sicher und hat an Kapazität zugelegt.

Es war ein Mittwoch, etwa 16 Uhr, als Markus Friederich aus dem Bürofenster schaute. Da war auf der anderen Straßenseite etwas Wasser. Eine halbe Stunde später war die Produktionshalle schon geflutet und die Mitarbeiter retteten sich in die Büroräume im ersten Stock. Den 14. Juli 2021 werden die Männer und Frauen von 4cats sicher nicht so schnell vergessen. Als die Flut in Stolberg angekommen war, blieb vielen von ihnen nichts anderes übrig, als in der Firma zu übernachten. Das Wasser hatte sie eingeschlossen.

„Man kann sich diese Gewalten nicht vorstellen, wenn man sie nicht selbst erlebt hat“, sagt Friederich. Es ging alles rasend schnell und wurde in wenigen Augenblicken lebensgefährlich. Die Flut schob riesige Gewichte einfach weg; Grabsteine schwammen vorüber, einige 4cats-Mitarbeiter fanden ihre Autos erst Tage später im Nachbarort wieder. In der Firma wurden Maschinen beschädigt, Ware und Material im Wert von etwa 400.000 Euro wurde zerstört. Die Reparatur der Maschinen kostete das Unternehmen weitere 200.000 Euro.

Vergiftetes Wasser

Die Mitarbeiter im ersten Stock konnten während der Nacht kaum atmen: Öl, Benzin, Fäkalien, das Wasser im Erdgeschoss war kontaminiert. Die Männer und Frauen in dem Unternehmen hatten Glück im Unglück, ernsthaft zu Schaden gekommen ist bei 4cats niemand. Laut Wikipedia haben die Überschwemmungen in Westeuropa damals über 220 Menschenleben gefordert.

Glück, sofern man bei diesen Schäden und Verwüstungen davon sprechen darf, hatte 4cats auch, weil damals das neue Firmengebäude in einem Stolberger Gewerbegebiet schon fast fertig war. Als das Wasser kam, gab es die überflutete Produktionsstätte und zwei Außenlager. Heute ist alles unter einem Dach. Rund fünfeinhalb Millionen Euro hat Friederich in den neuen Standort investiert.

Nach der Gründung des Unternehmens im Januar 2006 nähte Markus Friederich einige Jahre auch noch selbst die kräutergefüllten Schmusekissen für Katzen, das Kernprodukt des Portfolios. Damals setzte 4cats rund 35.000 Euro im Jahr um. Für 2023 peilt Friederich die drei Millionen an. Die Flut war natürlich ein ökonomischer Rückschlag; es gab einige Wochen lang Produktionsausfälle und einige Kunden schauten sich nach Alternativen um. Nach dem Umzug in Oktober 2021 in den neuen Firmensitz hat sich das Unternehmen aber erholt und blickt optimistisch nach vorn.

Automatisierte Produktion

Schmusekissen, Motivkissen und Raschelkissen – das Sortiment hat sich zwar extrem verbreitert, dreht sich aber hauptsächlich immer noch um die ursprüngliche Idee eines Kissens gefüllt mit Kräutern, auf die Katzen positiv reagieren. In der neuen Produktionshalle stehen noch immer einige Industrienähmaschinen. In der großen Halle laufen aber auch teil- und vollautomatisierte Maschinen, die Stoffe bedrucken, zusammennähen und befüllen. Bei Aufbau und Einrichtung der komplexesten dieser Maschinen sei der Ingenieur an seine Grenzen gestoßen, sagt Friederich.
Für den Unternehmer, der 4cats gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Marion Hamacher leitet, sind Grenzen aber nur Hindernisse, die überwunden werden wollen. Der Firmensitz erstreckt sich heute über 3.300 Quadratmeter, rund 50 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Die Produktion läuft in zwei Schichten. Die Halle, in der aktuell Fertigung und Lager untergebracht sind, ist so konzipiert, dass sie erweitert werden kann. Für den Kauf des im Süden angrenzenden Grundstücks hat Friederich kürzlich die Zusage der Stadt Stolberg bekommen.

Nun scheint die Stunde weiterer Expansion gekommen. „Der Markt ist da und wir sind so leistungsfähig wie nie“, sagt Friederich. Der Unternehmer peilt in den nächsten Jahren fünf bis zehn Millionen Euro Umsatz an. In Deutschland sei man schon gut aufgestellt, das Geschäft in Frankreich und England laufe an. Jetzt schielt 4cats über den großen Teich und will im US-Markt stärker Fuß fassen. Aber auch andere Länder seien interessant, so Friederich. Auf die duftenden Kissen stehen schließlich fast alle Katzen.

Dominic Heitz