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Aggressiver Amphibienkeim__Bedroht Feuersalamander in Deutschland

Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) wird nun auch in Deutschland vom Hautpilz „Bsal“ bedroht. Foto: NABU/Karl-Heinz Fuldner

Der tödliche Salamanderpilz „Bsal“ ist nach Angaben der Technischen Universität Braunschweig erstmals in Deutschland nachgewiesen worden. Betroffen sind fast 100 Tiere, die in privaten Terrarien gehalten wurden.

Amphibien gehören weltweit zur am stärksten bedrohten und am schnellsten schwindenden Wirbeltiergruppe. Neben der Zerstörung ihrer Lebensräume durch den Menschen, ist vor allem eine weltweit auftretende Pilzerkrankung für den dramatischen Rückgang einzelner Arten verantwortlich. Ein internationales Forschungsteam um die Evolutionsbiologen Sebastian Steinfartz und Miguel Vences von der Technischen Universität Braunschweig hat nun erstmals die Amphibien-Chytridpilze Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) und Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) in Deutschland nachgewiesen.

Besonders „Bsal“, der auch als Salamanderpilz bezeichnet wird, ist hochgradig krankheitserregend und hat bereits in den Niederlanden und Belgien innerhalb weniger Jahre nachweislich zum Aussterben ganzer freilebender Populationen des Feuersalamanders geführt. Zurzeit gehe man davon aus, so die Braunschweiger Wissenschaftler, dass sich „Bsal“ über aus Asien importierte Molche in die natürlichen Vorkommen in den Niederlanden und Belgien gelangt sei. Eine Ausbreitung des Pilzes in Deutschland war daher sehr wahrscheinlich und zu befürchten.

Der positive Nachweis von „Bsal“, konnte in einer privaten Haltung von Feuersalamandern geführt werden. „Die infizierten Salamander zeigten klassische Symptome wie Hautblessuren und offene Geschwülste und starben innerhalb weniger Tage“ berichtet Steinfartz. Erstaunt waren die Forscher auch über die Aggressivität des Pilzes: Alle Feuersalamanderarten, auch solche, die nicht in Europa vorkommen, seien vom Pilz infiziert worden, berichten die Forscher in dem internationalen Fachjournal Amphibia-Reptilia.

Die Forscher sehen in der nachgewiesenen Infektion eine große Bedrohung für die einheimische Amphibienfauna. „Wir können jetzt nicht die Augen verschließen und müssen zusammen mit Naturschützern, Behörden und privaten Haltern handeln, um eine weitere Ausbreitung des Pilzes zu vermeiden“ argumentiert Vences.

Um die freilebenden Salamanderpopulationen in Deutschland zu schützen, arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem mit der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und mit den zuständigen Naturschutzbehörden zusammen. Besonders wichtig, so die Forscher, seien Quarantäne- und Sicherheitsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit privaten Haltern, aber auch ein intensives Monitoring für den Pilz in natürlichen Populationen. „Hoffnungsvoll stimmt, dass die Pilzinfektion, wenn sie rechtzeitig bei den Salamandern erkannt wird, durch eine kurzzeitige Anhebung der Temperatur auf 25°C effektiv bekämpft werden kann“, erklärt Steinfartz.

Kontakt: Prof. Dr. Miguel Vences / Dr. Sebastian Steinfartz (TU Braunschweig), E-Mail: s.steinfartz@tu-braunschweig.de