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Hundeerziehung: „Wie lange dauert denn das?“

Hundeerziehung: Spielen ist wichtig
Bei der Hundeerziehung ist Geduld gefragt. Auch Hundehalter müssen an sich arbeiten.

Die Erziehung des Hundes ist mitunter gar nicht so einfach und erfordert viel Geduld — bei Mensch und Tier. Mit der professionellen Unterstützung eines Trainers für Menschen mit Hund lassen sich Lösungen finden.

von Inge-Büttner Vogt

Nicht selten wird der Mensch für den Hund zum Problem. Der Hund produziert Magenprobleme, juckt sich, haut ab, kläfft - sein Mensch versteht nur, dass sich der Hund widersetzt und ihn in seiner Gassi-Ruhe und in Zeiten der ständigen Erreichbarkeit beim Telefonieren stört. Der Hund möchte seinem Menschen zeigen, dass er so mit seinem Leben nicht einverstanden ist.

Mensch und Hund empfehle ich in solch einem Fall eine Einzelstunde. Dabei wird schnell klar, was das Problem ist: Kein Schutz, keine Führung, es wird nicht gespielt, die Leine ist ums Handgelenk gewickelt, der Hund zieht von seinem Menschen weg, hat die Ohren gen Wald gestellt und auch noch die Hinterbeine durchgedrückt. Ich halte dies als Ausgangssituation fest und erkläre, warum dies ein wichtiges Signal ist. "Ja, wenn er könnte, würde er abhauen..."

Mit dem Hund arbeiten

Es ist wichtig, mit dem Hund zu arbeiten. Nach der ersten Stunde geht der Hund schon zufriedener an der Leine, kommt an der 5-m-Leine freudig heran und ist dankbar, dass er uns verstehen kann. Der Mensch lernt, bei Begegnungen den Hund zu beschützen und ihn in allen Situationen anzuleiten. Eltern verstehen das beim Vergleich mit der Kindererziehung, Chefs mit Maßnahmen zusammen mit dem Personal, wenn die Firma droht, vor die Wand gefahren zu werden. Überall gibt es Strukturen und Rituale, die zu einem entspannten Miteinander führen. Wenn jeder weiß, was er zu tun hat, herrscht Zufriedenheit. Der Hund läuft nicht mehr weg.

Der Mensch ist nach einer Übungsstunde platt, der Hund auch. Man muss seine eigenen Schwächen überwinden und ausgelassen spielen lernen - das ist harte Arbeit. Mit der professionellen Unterstützung eines Trainers für Menschen mit Hund zeigen sich erste Erfolge in den meisten Fällen sehr schnell.

Geistiges Training

Die leichtesten Fälle sind, wenn der Hund auf dem Spaziergang und zu Hause zu bisher einfach zu wenig geistig trainiert wurde. Unter meiner Anleitung fängt der Mensch an, ausgelassen und fröhlich zu spielen und auf jedem täglichen Spaziergang den Hund für sich zu interessieren. Dieses Verhältnis ist damit sehr schnell geklärt: der Mensch ist spannend geworden, der Hund bleibt gern.

Die schwierigsten Fälle sind die Menschen, denen der unerzogene Hund auf die Nerven geht, die aber keine Lust haben zu trainieren und nicht die Notwendigkeit sehen, speziell an sich selbst zu arbeiten. Eine klassische Frage ist dann z.B. "Wie lange dauert denn das?". Ich sage: "Lebenslang, 1.000 Male für eine Übung. Manchmal klappt's gleich, manchmal dauert es Monate. Das hängt von Ihrer Sturheit ab und Ihrer Lust, ein Jahr lang hart für 14 Jahre Frieden zu arbeiten!"

Wiederkehrende Fragen der Hundehalter

Typische Aussagen, mit denen ich mich als Trainerin für Menschen mit Hund immer wieder konfrontiert sehe:

(1) "Das habe ich mal probiert, hat aber nicht geklappt!" Wenn man dem Menschen sagt, wie lange Menschen zum Psychiater oder ins Sportstudio gehen müssen um überflüssigen geistigen oder körperlichen Ballast loszuwerden, nicken sie - vielleicht. Auch bei der Hundeerziehung braucht es Ausdauer.

(2) "Ich möchte weiter nichts, mein Hund soll nur hören!" - Der Hund schaut mich an und signalisiert: "Warum? Auf diesen totlangweiligen Menschen, der weder von Jagd noch von einem anständigen gemeinsamen Spiel was versteht etwa? Warum in aller Welt soll ich zurückkommen, wenn er mich ruft? Er packt mich im Genick und nimmt mich an die Leine. Immer, wenn er nach mir greift, mache ich einen kleinen Sprung zur Seite - oberhundestark, ich lach mir einen Knochen, weil er mich nicht kriegt!" Bedenken Sie: Kommen muss man sich verdienen! Da ist erst mal Verständnis für die Bedürfnisse des Hundes angesagt! Spannend muss man werden - hier geht es nicht um ein paar Leckerchen sondern um Köpfchen.

(3) "Warum ist der Hund mir denn nicht dankbar und haut immer ab. Ich habe ihn doch aus einer Tötungsstation gerettet und es ihm nur schön gemacht!" "Hör mal, Mensch! Für mich ist Verwöhnt-werden das Schlimmste, was Du mir antun kannst. Du gibst mir keine Regeln, Strukturen, spielst nicht mit mir. Und das Futter aus dem Napf kannst Du auch behalten. Mülltonnen sind spannender und die blöde Ausziehleine schnürt mir den Hals zu!"

(4) "Warum geht denn mein Hund bei Ihnen sofort an der Leine, aber bei mir nicht?" "Ich habe mit dem Hund keine gemeinsame Geschichte der falschen Behandlung hinter mir, ich zeige, dass er mir vertrauen kann. Deshalb akzeptiert er es gleich, dass ich führe. Wir arbeiten das in Dein Verhältnis auch hinein- nur Geduld!"

(5) "Wenn Sie dabei sind, macht mein Hund alles und hört gut, wenn ich mit ihm allein bin, stellt er die Ohren auf Durchzug." "Wenn ich mit einem Hund arbeite, bin ich ganz Übung, bin hochkonzentriert und habe die "Mentale Leine" (Kraft, Konzentration, Wissen, Ausdauer und Liebe) voll ausgefahren. Da wir jederzeit unser Verhalten auf den Hund spiegeln, kann er das spüren. Wenn Ihnen etwas anderes durch den Kopf geht, will der Hund nicht, und er hat völlig recht damit!"

(6) "....und wie lange dauert so was?" - Lebenslang - basta!