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Hundemalaria gut behandelbar bei frühzeitiger Diagnose

Wie unkontrollierbare Meereswellen brausen immer wieder neue Heimsuchungen über Mensch und Tier hinweg. Wer den Rinderwahnsinn überlebte, dem Milzbrand nicht erlag, die Schweinepest verlachte und auch die Vogelgrippe überstand, der sieht seine getreuen Hunde nun mit der sogenannten Hundemalaria konfrontiert.

Worum geht es? Es handelt sich um eine Infektion mit Blutparasiten, die wirklich verblüffend der menschlichen Malaria ähneln. Wie bei dieser schlimmen Erkrankung befallen kleinste Parasiten die roten Blutkörperchen und zersetzen sie. Es kommt in aller Regel zu einem hoch akuten und gefährlichen Krankheitsbild mit hohem Fieber, an dem Hunde unbehandelt sehr schnell sterben können. Menschen sind glücklicherweise nicht gefährdet.

Blutparsiten von Auwaldzecken übertragen

Diese Blutparasiten, die Babesien, werden von einer bestimmten Zeckenart, der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) übertragen, so wie die hierzulande leider häufige Borreliose durch unseren einheimischen Holzbock (Ixodes ricinus). Die Auwaldzecke wähnte man nur in südlichen und damit wärmeren Ländern heimisch, bei uns, im unwirtlichen Deutschland schien sie nicht vorzukommen. Daher spielte die Hundemalaria, korrekter Babesiose genannt, bei uns auch nur eine eher exotische Rolle.

Das hat sich leider geändert. Durch das allgemein wärmere Klima haben sich eingewanderte oder eingeschleppte Auwaldzecken auch bei uns in freier Natur häuslich niedergelassen. Experten finden sie in steigendem Maße in ganz Deutschland. Die Auwaldzecken lieben unbewirtschaftetes Gelände, das es durch verschiedene Agrarstrukturreformen immer häufiger gibt. In derartigen renaturierten Flächen fühlen sie sich richtig wohl, zumal wenn Wärme und Feuchtigkeit dazu kommen. Besonders häufig sind sie an den Übergangszonen zwischen Wiesenflächen und Wald zu finden. Und nun das Fatale: Wenn eine mit Babesien infizierte Mutterzecke Eier legt - etwa 3.000 bis 5.000 in einer Saison - überträgt sie die Parasiten auf ihre Nachkommenschaft. Man muss also leider davon ausgehen, dass die Auwaldzecken und mit ihnen die Babesien in Deutschland eine ständig steigende Rolle spielen werden.

Vorbeugen durch Zeckenabwehr

Eine vorbeugende Impfung gibt es gegen die Hundemalaria nicht. Zur Vorbeugung kann man also nur dazu raten, die Hunde regelmäßig mit einem der modernen und lang wirkenden Zeckenmittel zu behandeln. Naturheilkundlich eingestellten Tierfreunden sei vorsorglich gesagt, dass der beliebte Knoblauch in größeren Mengen Hunden schadet, dagegen Zecken gesund erhält und sie keineswegs abschreckt. Wer keine "Chemie" liebt, kann nach jedem Spaziergang eventuelle Zecken, welcher Art auch immer, von seinem Hund absammeln. Das lieben die Hunde sehr, man tut ihnen damit also einen Gefallen.

Bei ersten Anzeichen direkt zum Tierarzt

Wenn Hunde an der Babesiose erkranken, ergibt sich schnell ein dramatisches Bild. Etwa ein bis drei Wochen nach dem Stich einer infizierten Zecke beginnen sie zu fiebern (im Darm gemessene Temperatur über 39 Grad), wirken abgeschlagen und sind appetitlos. Wenige Tage später bemerkt man blutigen Urin (Hämoglobinurie), weil die Parasiten die roten Blutkörperchen aufgelöst haben. Zögern Sie nicht schnellstens den Tierarzt aufzusuchen und vergeuden keine Zeit mit gut gemeinten, jedoch wirkungslosen Selbstbehandlungsversuchen. Wenn der Hund aus südlichen Ländern kam oder dort mit Ihnen seinen Urlaub verbrachte oder viel am Waldesrand stöberte und mit angesogenen Zecken reich gesegnet war, sollte das bei einem Fieberschub Grund genug sein, zum Tierarzt zu gehen. Die Diagnose (Blutausstrich) und Behandlung ist dann dessen Sache. Die Überlebensaussichten sind umso günstiger, je früher die Behandlung einsetzt.

Bei der Hundemalaria besteht keinerlei Grund, übertriebene Ängste zu entwickeln. Es wäre jammerschade, wenn Hunde wegen der Besorgnis ihrer Halter weniger als sonst in Feld und Wald herumlaufen dürften. Es kann aber nicht schaden, auch an die Babesiose zumindest zu denken, wenn ein Hund plötzlich ohne erkennbaren Grund akut erkrankt.