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Im Land des Reptilienverbots__Ein Besuch im Reptilpark von Oslo

Der Reptilpark in Oslo beherbergt u.a. auch Perleidechsen (Timon lepidus). Copyright: Kathrin Glaw

Seit 15 Jahren hat Oslo eine kleine, aber sehr schöne Reptilienausstellung. Das ist bemerkenswert, da die Haltung von Amphibien und Reptilien in Norwegen seit 1977 gesetzlich verboten ist. Entsprechend schwierig und langwierig war es, die Genehmigungen durch die Behörde zu bekommen. Doch die Hartnäckigkeit von Are Hogner, dem Manager des Reptilparks, zahlte sich aus und so konnte er sich nach vierjähriger Überzeugungsarbeit seinen Kindheitstraum erfüllen und die öffentliche Ausstellung im Zentrum von Oslo eröffnen. 

In schön und tiergerecht eingerichteten Terrarien halten und züchten die Mitarbeiter derzeit über 50 Arten Reptilien, Amphibien, Spinnentiere sowie kleine Primaten. In den ersten Jahren betrieb Are Hogner die Anlage noch allein mit einigen freiwilligen Helfern, derzeit versorgen drei Vollzeit-Mitarbeiter und mehrere Freiwillige die Tiere. Der Oslo Reptilpark ist ganzjährig geöffnet, nur in den Wintermonaten bleibt er montags geschlossen. An dieser Stelle herzlichen Dank an die norwegischen Kollegen, die mir an einem solchen Ruhetag den Zutritt ermöglichten und an Ravn Skoglund, der sehr geduldig die Fragen zum Tierbestand und zur etwas schwierigen Situation der Reptilienhaltung in Norwegen beantwortete.

Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Etagen und im Erdgeschoss sind vor allem wasserlebende Tiere in sehr schön bepflanzten Aquaterrarien, zum Teil in sehr interessanter Vergesellschaftung, untergebracht. So leben z.B. Schützenfische mit Weichschildkröten und Nackenstachlern in einem sehr schönen Biotop-Terrarium. Auch Krallenaffen und Grüne Leguane teilen sich ein Terrarium und genießen sichtbar ihre Gesellschaft, indem sich die Affen an den Rückenstacheln des Leguans scheuern und der Leguan dies sichtlich genießt. 

In den rund zwanzig Terrarien- und Aquaterrarien im Erdgeschoss wird ein großes Spektrum sehr gut gepflegter Arten gezeigt. Eine scheue Besonderheit konnte ich dort zum ersten Mal lebend sehen – Tiere der Gattung Abronia, den sogenannten Baumschleichen. Diese sind sehr entfernt verwandt mit unseren Blindschleichen, besitzen aber im Gegensatz zu diesen kräftige Vorder- und Hinterbeine sowie einen Greifschwanz. Durch ihre versteckte Lebensweise in den üppig bewachsen Wäldern des südlichen Nordamerika und Mittelamerikas gibt es nicht viele Beobachtungen aus dem Freiland. In Europa werden die Tiere nicht so häufig in Terrarien gehalten, bei einigen Terrarianern werden sie aber erfolgreich vermehrt, was sicherlich sehr spannend ist, denn genau wie unsere einheimischen Blindschleichen gebären die Baumschleichen lebende Jungtiere.

In der oberen Etage leben neben vielen Spinnen, Insekten, Waranen, Schlangen und Agamen noch eine schöne Gruppe junger Perleidechsen (Timon lepidus), der größten und schönsten europäischen Eidechse. Diese werden in Oslo schon seit Jahren sehr erfolgreich vermehrt und sind die absoluten Favoriten von Ravn Skoglund. Wie ich aus meiner eigenen langjähriger Haltung bestätigen kann, sind die Tiere sehr intelligent und können schon nach kurzer Zeit ihre Bezugspersonen erkennen und bauen im Verlauf der Jahre eine intensive Beziehung zu den Pflegern auf. Perleidechsen können in Terrarienhaltungen mit einer regelmäßigen Winterruhe gut 20 Jahre alt werden und fühlen sich in Freilandhaltungen mit hellen und warmen Sonnenplätzen sehr wohl. 

In der oberen Etage befindet sich außerdem die Quarantäne-Station. Sie wird benötigt, weil der Reptilpark immer wieder Tiere aufnehmen muss, die aus privaten Haltungen stammen. Wie oben erwähnt, ist die Haltung von Amphibien und Reptilien in Norwegen seit 1977 verboten. Illegal gehaltene Tiere werden eingezogen. Auch die genehmigten, öffentlichen Terrarien unterliegen zahlreichen Restriktionen, so dass viele Arten im Reptilpark in Oslo nach Geschlechtern getrennt gehalten werden müssen oder Eier nicht bebrütet werden dürfen. 

Über die Auswirkungen und die Umsetzung des jetzt fast vierzig Jahre andauernden Verbots bzw. der Einschränkung der Haltung berichtete der zza ausführlich in der Ausgabe 6/2015. 

Der Oslo Reptilpark bietet neben dem Besuch der Ausstellung zahlreiche Events an, so können Fototermine gebucht werden, Geburtstagsfeiern und Abi-Partys in den Räumen veranstaltet werden. Zahlreiche Schülergruppen nutzen das ganze Jahr über die Gelegenheit, sich über die – den meisten Menschen so unbekannte und fremdartig anmutende – Tiergruppen zu informieren. Kathrin Glaw

aus zza 5/2015, Seite36-38