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Stadthunde

Wer in der Stadt wohnt, muss bei der Hundewahl einige Kriterien berücksichtigen.

Der Stadthund muss pflegeleicht sein. Tierfreunde sollten deswegen vorher genau prüfen, welcher Hund es in der Stadt und in eine Wohnung gut aushält. Viele Fragen wie etwa nach Größe und Rasse sind zu beachten. 

von Inge Büttner-Vogt

Was heißt Stadthund?

Der Hund wohnt in einer Mietwohnung mit etlichen Parteien. Er muss sich still verhalten, darf nur wenig und nur zu festgelegten Zeiten bellen. Seine "Gassigänge" finden um den Block statt, seine Welt sind Baumscheiben und "Straßenbegleitgrün". Wenn er Glück hat, fährt Frauchen/Herrchen abends oder am Wochenende mit ihm ins Grüne. Es kommt aber auch oft die Oma zu Besuch, dann muss Bello zurückstehen.

Welche Hunderassen könnte man in der Stadt halten?

Die meisten Menschen suchen sich ihre Hunde nach Schönheit aus. In den wenigsten Fällen beachten sie den Hundeberuf, zu dem sie gezüchtet wurden. Ein Husky oder ein Afghane an der Ausziehleine, der in der Stadt um den Häuserblock geführt wird, lässt mir das Herz bluten.

Der Stadthund muss pflegeleicht sein. Er darf keine Spuren im Treppenhaus hinterlassen, sonst gibt es Ärger mit den anderen Mietern. Hier kann man sich den Labrador, den Boxer und den leider aus der Mode gekommen Mittelschnauzer vorstellen. Auch der Pudel ist eine wunderbare Rasse. Wenn es ein langhaariger Hund sein soll, muss er auf den Arm zu nehmen sein, wenn es draußen geregnet hat.

Bei großen Hunden kann man - bei gekonnter Erziehung und Beschäftigung - davon ausgehen, dass sie sich in der Wohnung sofort hinlegen. Kleine Hunde neigen - besonders bei Unterbeschäftigung - zum Kläffen und zur Unruhe, was die Hausgemeinschaft empfindlich stören könnte.

Beagle, Jack Russell, Spaniels sind 100-prozentige Jagdhunde, die sich in der Stadt nicht wohlfühlen werden. Zwingen kann man natürlich alle Hunde - und irgendwann trotten sie auch brav mit, aber wenn man ihnen in die Augen schaut, ist das Feuer nicht mehr da. Sie haben aufgegeben. Bei uns nennt man das "Burnout" oder Depression.

Was sind Hundeberufe?

Der Schäfer-Hund macht es am deutlichsten. Hütehunde, wie Border-Collies, Australian Shepherds (Aussies) und Altdeutsche Hütehunde (wie Shadow) passen gar nicht in die Stadt. Man muss mit Verhaltensauffälligkeiten rechnen.

Wenn Sie in der Stadt wohnen, schauen Sie auf meiner Homepage www.hundimedia.de nach. Hier können Sie sich einen Fragebogen herunterladen und eine Radiosendung in meiner Audiothek des Hundewissens herunterladen und anhören ("Ich wünsche mir einen Hund"), die Ihnen helfen, die richtige Auswahl zu treffen.

Gibt es Familienhunde?

Man kann den Hunden alles nachsagen: Egoismus, Verfressenheit und vieles andere, aber nicht, dass sie Familienhunde seien. Jeder Hund innerhalb eines Wurfes und einer Rasse sind Persönlichkeiten. Wenn ich mich mit dem Hund beschäftige, kann ich ihn aber zum Familienhund anleiten und formen. Hierfür ist wichtig, dass ich ihn beschütze: Die meisten Hunde werden zu früh zu viel bewegt, die meisten Hunde sind über- oder mehr noch unterbeschäftigt - sie werden auffällig.

Was sind Auffälligkeiten?

Wenn man Hunden keine Ruhe gönnt, und sie sind durch das Stadtleben gestresst, werden sie auf sich aufmerksam machen. Das zeigt sich durch:

  • Unruhe,
  • an der Leine zerren,
  • bellen.

Durch den Stress (Adrenalin rauf, Immunsystem runter) können Hautkrankheiten und Allergien auftreten. Mit diesen Hunden muss intensiv und richtig gearbeitet werden - hier kommt geistiges Training in Frage, weniger Gassigehen an der Ausziehleine. Die Ausziehleine ist der Niedergang der Hundeerziehung und des Kontakts, weil man die Hunde ohne Ansprache herbei zurren kann. Die Schnur kann in der Stadt gefährlich werden, wenn der Hund auf die Straße laufen kann.

Südhunde aus Tötungsstationen

Ich habe ganz reizende, wunderbare Hunde kennen gelernt, vor denen ich einen tiefen Respekt habe, weil sie bereit sind, es wieder mit uns Menschen zu versuchen, nachdem man sie mit Stacheldraht an einen Baum genagelt hat (Insel Kos, Griechenland). Allerdings haben sie uns Krankheiten gebracht, die wir früher nicht kannten. Viele sind passionierte, ausgemusterte Jagdhunde, die - besonders in der prägenden Welpenzeit - keinen Kontakt zu Menschen hatten. Ihr Schicksal ist es hier sehr oft, lebenslang an der Schnappleine zu gehen. Schauen Sie genau hin und lassen Sie Ihr Mitleid beiseite. Sie müssen es 14 Jahre und mehr mit dem Hund aushalten.

Rüde oder Hündin?

Am schwersten hat es der unkastrierte Stadt-Rüde. Täglich neu wird er von seinen Hormonen dazu gezwungen, die Markierungen der Nebenbuhler zu übertröpfeln, bis nur noch heiße Luft kommt und sein Penis vor Eiter tropft. Er muss alle "Sozialspuren" auf Nebenbuhler prüfen - oder ob die hübsche blonde Hündin von nebenan schon so weit ist, um ihn zu erhören. Wenn sie ihre Duftmarke an der Linde Nr. 7, Baumscheibe rechts, hinterlässt, schnuppert er und prüft Gebiss klappernd, ob er schon landen kann. Ein Rüde markiert in einer Stunde bis zu 50 Mal, das ist für mich sinnlose Quälerei. Seine Menschen haben dafür kein Verständnis: "Pfui, nein, aus, Bello!", der Leinenruck schmerzt und noch mehr, dass seine Menschen keine Ahnung von seinen Sehnsüchten haben, die Tag für Tag unerfüllt bleiben (müssen). Er wird es demnächst schlauer anstellen: Wenn er mal frei ist, wird er sich die erste Hündin schnappen - und wenn es mitten auf dem 2. Ring ist....

Der kastrierte Stadt-Rüde hat es viel leichter. Ihn interessieren eher Pommes, Chips und Bonbons, die ihm gute Menschen in den Leinen-Weg gelegt haben. Er muss sich kaum mehr die Arbeit machen, die Sozialspuren zu überpinkeln - manchmal vielleicht die von Bello, den er vor seiner Kastration auch schon nicht leiden konnte.

Hündinnen haben es in der Stadt etwas besser. Gut, zwei Mal im Jahr werden sie von Bello verfolgt, der an der Leine zieht und glasige Augen hat und in dieser Zeit vergessen hat, was SITZ oder gar PLATZ ist, aber man hat ja als Hündin immer die Wahl.

Fazit für die Anschaffung eines Stadt- Hundes:

Fragen Sie sich folgendes:

  • Was braucht der Hund an geistigem Training, was ist er von Beruf? Sprich: Wieviel Zeit habe ich für ihn?
  • Steht im Mietvertrag etwas über Hundehaltung?
  • Wie sieht er bei Regen aus?
  • Neigt das Fell zum Verfilzen, habe ich die Zeit für die Fellpflege?
  • Neigt die Rasse zum Kläffen? (Tun alle kleinen Rassen!)
  • Muss er getrimmt werden? Kann ich die regelmäßige Haarpflege bezahlen? (Alle Terrierrassen müssen getrimmt werden: Westies, Airedales, Welsh, Foxterrier usw.) Vorteile für die Stadtwohnung: Diese Rassen haaren nicht, weil sie keinen natürlichen Haarwechsel haben.

Als Stadthund ist der Labrador von den mittelgroßen Hunden immer noch am unempfindlichsten und pflegeleicht für die Durchquerung des Hausflurs in die Mietwohnung, auch bei Dreckwetter.

Die Stadt wird durch Hunde erst "menschlicher". Sie schaffen Gespräche und Kontakte, die man sonst vielleicht nicht hat. Hunde sind anpassungsfähig, wenn sie nur mit uns zusammen sein dürfen. Sie verzeihen uns die meisten Erziehungsfehler und machen freudig mit, wenn wir über sie nachdenken und es besser machen.