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Forschung__Im Namen der Labyrinthfische

Neue Namen für alte Bekannte: Drei Labyrinthfische, die Aquarianern schon länger nur unter Handelsbezeichnungen vertraut waren, wurden nun wissenschaftlich beschrieben – zwei Kampffischarten und eine Makropodenart. Welche Hintergründe die Beschreibungen haben und was die Tiere auszeichnet, erläutert Zierfische-Experte Horst Linke in seinem Beitrag.
Sehr beliebt sind seit einiger Zeit kleine rote Betta, die als Betta sp. Riau oder Betta sp. api-api gehandelt wurden. Im Mai 2025 beschrieben Ding, Lei, Haryono, Shi und Zhang diese Art als Betta mulyadii. Benannt wurden die Fische nach ihrem Entdecker Mulyadi Tjoa Hong Tjai.
Laut Erstbeschreibung weist die Bezeichnung „api-api“ im Indonesischen auf „Feuer/Flamme“ hin. Die Tiere erreichen Totallängen von etwa dreieinhalb Zentimetern. Der natürliche Lebensraum von Betta mulyadii liegt auf Sumatra. Dort finden sich zahlreiche Torfsumpfgebiete mit sehr saurem Schwarzwasser. Die pH-Werte liegen um vier bei sehr geringer elektrischer Leitfähigkeit, das Wasser ist also ausgesprochen mineralarm.
Stark gefährdet
In der Natur gilt die Art durch landwirtschaftliche Nutzung und Umgestaltung der Lebensräume als stark gefährdet. Betta mulyadii sind schlanke Fische, die in Prachtfärbung eine kräftige rote Tönung auf Körper und Flossen zeigen. Der Kopf ist oftmals nur grau bis rosé gefärbt, häufig mit Unterkopf-Streifenzeichnung sowie einem dunklen Band vom Auge bis zum Kiemendeckelrand.
Auf der roten Rückenflosse findet sich im vorderen Bereich eine weiße Begrenzung, ebenso im oberen Abschnitt der Schwanzflosse. Die roten Bauchflossen haben weiße Spitzen. Männchen zeigen meist etwas längere Flossen als die kleineren Weibchen, die oft auch die weiße Flossenbegrenzung vermissen lassen. In Stressfärbung sind die Fische überwiegend rosé.
Die gleichen Wissenschaftler beschrieben in ihrer Arbeit auch eine zweite Betta-Art, Betta iaspis. Der Name leitet sich von Jaspis ab, einem Edelstein, der in China früher als Jade betrachtet wurde. Zuvor wurde die Art von Wentian Shi als Betta sp. Jade bezeichnet. Ihr Lebensraum liegt auch auf Sumatra in einem Schwarzwasserwaldgebiet.
Geringe Leitfähigkeit
Vor Ort wurden Wassertemperaturen um 24 Grad Celsius bei einem pH-Wert von etwa vier und ebenfalls sehr geringer elektrischer Leitfähigkeit gemessen. Entdeckt wurde Betta iaspis von Thomas und Vandi Sim vom Sindo Aquarium. Wie Betta mulyadii gehört auch diese Art zu den Schaumnestlaichern, die sich bevorzugt in kleinen Unterständen durch Umschlingen paaren.
Die Fische erreichen Totallängen von drei bis dreieinhalb Zentimetern. Für die Pflege eignen sich Becken mit reichlicher Pflanzendekoration, vor allem an der Wasseroberfläche. Feiner Sand als Bodengrund sowie stellenweise eingelegte Laubblätter schaffen naturnahe Bedingungen. Das Wasser sollte mineralarm, also weich und sauer sein (pH-Wert vier bis fünf). Zusätze von Huminstoffen sind gleichfalls von Vorteil. Auch diese Art ist in der Natur durch landwirtschaftliche Nutzung und Lebensraumveränderungen stark gefährdet.
Neue Makropoden
Aus küstennahen Gebieten im Süden Chinas wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls bemerkenswerte Neuentdeckungen gemeldet. So beschrieben Freyhof & Herder 2002 aus Hongkong neue Makropoden als Macropodus hongkongensis. Auch Fische, die westlich von Hongkong in den Bergen gefunden wurden, werden derzeit dieser Art zugeordnet.
2024 folgte die Beschreibung einer weiteren Makropoden-Art aus Südchina: Macropodus minnanensis aus dem Jianjiang-Flussbecken in der Provinz Fujian, östlich von Hongkong. Laut den taiwanesischen Beschreibern I-Shiung Chen und Yuh-Wen Chiu unterscheidet sich diese Art deutlich von Macropodus hongkongensis. Lebende Tiere und Abbildungen stehen bislang allerdings nicht zur Verfügung. Im Erscheinungsbild zeigt die neue Art Parallelen zu den Fischen aus den Bergen von Gu Tong Village.
Horst Linke
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