Artikelarchiv

Interview mit Nestlé-Purina-Geschäftsführerin__„Ich spüre hier eine enorme Leidenschaft“

Carmen Borsche ist verantwortlich für das Nestlé Purina-Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Foto: Nestlé Purina

Carmen Borsche ist seit zehn Monaten für das Nestlé Purina-Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich. Zuvor war sie Geschäftsführerin der Kategorie Süßware. Emotional kommen beide Bereiche daher, doch die Leidenschaft der Akteure der Heimtierbranche ist etwas ganz Besonderes, verrät sie im Interview.

zza:
Frau Borsche, wie haben Sie sich in der Heimtierbranche eingelebt?

Carmen Borsche:
Ich habe die Zeit genutzt, mich in die neue Kategorie intensiv einzuarbeiten. Ich habe den direkten Austausch mit unseren Kunden gesucht, mit dem Verband und auch unsere Partner kennengelernt. Das war super wertvoll. Was mich begeistert, wie stark die Branche vernetzt ist und welche Dynamik sie besitzt. Der Einstieg wurde mir sehr leicht gemacht, weil das Team unfassbar offen war und mich herzlich willkommen geheißen hat. Zudem spüre ich hier eine enorme Leidenschaft. Nicht zuletzt hat mir die positive Geschäftsentwicklung den Einstieg erleichtert.

Politische Unsicherheiten, hohe Inflation und Zukunftsängste haben zu einem veränderten Einkaufsverhalten geführt. Die Verbraucher sparen wieder stärker. Inwieweit ist Nestlé Purina davon betroffen?

Natürlich merken wir, dass ein gewisser Umschwung im Einkaufsverhalten da ist. Ich muss aber sagen, wir haben diese Veränderungen mit dem Team und den Kunden gemeinsam gut gemanagt. Trotz einiger Herausforderungen konnten wir im vergangenen Jahr schneller wachsen als der Markt und sind immer noch sehr erfolgreich unterwegs. Wir sehen nach wie vor, dass die Tierhalter sehr anspruchsvoll sind. Wir begegnen dem, indem wir über das Produktangebot hinaus Services anbieten, wie beispielsweise unseren Shop für Tierärzte oder die digitale Plattform „Welpen-Schule“. Die Tierhalter bauen damit eine große Verbundenheit zur Marke auf, die über das klassische Produkt hinausgeht. Auch in der Tierernährung gibt es Trends.

Aktuell wird viel über alternative Proteinquellen wie Insektenproteine oder vegane beziehungsweise vegetarische Fütterung diskutiert. Wie begegnet Nestlé Purina diesem Trend?

Wir beobachten den Markt sehr genau. Schon aus Gründen der Nachhaltigkeit und der Rohstoffverfügbarkeit befassen wir uns damit, wie die Zusammensetzung der Tiernahrung in der Zukunft aussehen könnte, wie sie sich verändern wird. Momentan ist das Thema Alternativ-Proteine ein kleines Marktsegment, aber es wird auch für uns immer wichtiger. Aktuell investieren wir stark in die Forschung und schauen, was ist das richtige Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Proteinen. Pflanzliche Alternativen und Insekten-Proteinen sind dabei definitiv ein Thema.

Nestlé Purina hat auch Unternehmen und andere Marken zugekauft. Außerdem haben Sie das Förder- programm „Unleashed“ aufgesetzt, das Start-ups und neue Geschäftsideen unterstützen soll. Welche Strategie verfolgen Sie mit dieser Differenzierung?

Wie schon gesagt, wir haben in den letzten Jahren ein Ökosystem rund um das Heimtier aufgebaut. Dazu gehören unsere eigenen Produkte und Marken, dazu gehören aber auch die Beteiligungen an anderen Unternehmen. Und dazu gehört eben auch der Start-up-Accelerator „Unleashed“. Es ist unser Ziel, junge Start-ups der Heimtierbranche zu fördern und in unser Netzwerk einzubinden. Das bedeutet unter ande- rem, die Gründer und Gründerinnen mit etablierten Experten und Investoren zusammenzubringen, um uns gegenseitig zu befruchten und neue Geschäftsmodelle zu unterstützen. Wir glauben, dass Partnerschaften zwischen einem großen Unternehmen wie Nestlé und kleinen Gründerfirmen die Branche beleben können.

Sie sind damit nicht alleine unterwegs. Es entsteht ja fast schon ein Wettbewerb um Start-ups?

Ich würde das gar nicht negativ sehen, dass da ein Kampf um Start-ups entsteht, sondern ich finde es wichtig und gut, dass diese Zusammenarbeit stattfindet. Das gibt der kompletten Branche Innovationsimpulse.

Viele Heimtiere sind zu dick, weil sie zu viele Kalorien zu sich nehmen. Als Futtermittelhersteller sind Sie natürlich daran interessiert, möglichst viele Produkte zu verkaufen, gleichzeitig soll es den Tieren gesundheit- lich gut gehen. Sie kommen aus dem Süßwaren-Geschäft des Konzerns, wo es eine ähnliche Thematik gibt. Wie lässt sich dieses Dilemma lösen?

Das ist ein ganz wichtiges Thema. Es hat damit zu tun, wie verantwortungsvoller Konsum aussehen soll. Dazu gehört viel Aufklärungsarbeit. Bei der Süßware sehe ich das ähnlich. Wir sprechen dort über eine Kategorie mit hoher Emotionalität, die kleine Genussmomente schafft und Freude bereitet. Aber wir müssen den verantwortungsvollen Umgang damit fördern, das heißt zum Beispiel an den Verpackungsgrößen und Verzehrempfehlungen arbeiten. Aufklärung, maßvolle Portionsgrößen sowie passende Inhaltsstoffe, ohne dass der Genuss auf der Strecke bleibt, sind notwendig.

Haben Sie auch Heimtiere?

Ja, ich bin stolze Besitzerin einer British Short Hair-Katze. Deshalb kann ich gut nachvollziehen, dass Emotionalität in den Mensch-Tier-Beziehungen eine große Rolle spielt. Auch mein Kater freut sich, dass ich endlich in der richtigen Kategorie angekommen bin.

War es Ihr Wunsch, in diese Kategorie zu kommen?

Es muss natürlich immer alles passen, aber es war schon eine meiner Herzens- kategorien. Ich habe Purina schon länger von außen begleitet und es hat mich begeistert, welche Leidenschaft dort aufgebracht wird. Letztlich hat es mich sehr gefreut, dass es so gekommen ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sabine Gierok