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Interview mit Trixie-Geschäftsführer Volker Haak__„Es wird weiter bergauf gehen“

Als Volker Haak 1985 bei Trixie seine Ausbildung anfing, hatte das Unternehmen inklusive der Inhaber sieben Mitarbeiter. Den ersten Interzoo-Stand buchte das Unternehmen 1986, damals mit knapp 40 Quadratmetern. 2024 wird Trixie mit 642 Quadratmetern den größten Stand der Messe aufstellen. Im Interview spricht der Geschäftsführer über Meilensteine, Wachstum und Erfolg.

zza: Herr Haak, Trixie feiert in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen. Wie hat es das Unternehmen geschafft, so lange erfolgreich zu sein?
Volker Haak: In einem Wort: Kontinuität. Wir hatten immer den Antrieb, fair mit Lieferanten und Kunden umzugehen. Und wir wollen dem Fachhandel und Endverbraucher immer ein gutes Preis- Leistungs-Verhältnis bieten. Zudem wurden die Erträge ausnahmslos in die Entwicklung des Unternehmens gesteckt. Ich würde sagen, dass wir heute, was Logistik und Service angeht, führend in unserer Branche sind.

zza: In diesem halben Jahrhundert hat sich der Heimtiermarkt dramatisch verändert. Wie definieren Sie Ihre Rolle als Großhändler und Unternehmen in der Wertschöpfungskette heute?
Haak: Ich würde uns heute gar nicht mehr als Großhändler bezeichnen. Kurz nach Gründung des Unternehmens hatte Bonnik Hansen sich dazu entschieden, eine Eigenmarke zu importieren, die dann auch unter ‚Trixie‘ verkauft wurde. Inzwischen sind 98 Prozent unserer Umsätze Trixie-Artikel. Wir erfüllen kaum noch die klassische Großhandelsfunktion, haben heute eine eigene Produktentwicklung und können uns so ein Stück weit vom Wettbewerb absetzen. Der klassische Großhandel hat es sicherlich schwer heute und muss seinen Platz zwischen Handelskette und Industrie mehr oder minder als Logistiker wahrnehmen oder sich auf den unabhängigen Handel fokussieren, der aber natürlich nicht mehr so viel Marktanteil hat.

zza: Sie selbst sind seit fast 40 Jahren bei Trixie. Was waren aus Ihrer Sicht seitdem die Meilensteine der Unternehmensgeschichte?
Haak: Der erste große Meilenstein war 1986, als wir zum ersten Mal zur Interzoo gefahren sind, damals noch in Wiesbaden. Wir hatten einen 36 Quadratmeter großen Stand. Das hat uns erste Kontakte ins Ausland beschert. Als zweiter Meilenstein kam die Wiedervereinigung Deutschlands. Das war in den Zeiten ein riesiges, neues Marktvolumen. Wir sind dort relativ auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern gestartet und waren dann direkt ganz vorne mit dabei. Als dann in den 90ern die Franchisesysteme und Onliner aufkamen, sind wir mit denen gemeinsam gewachsen. Wir waren damals mit unserem Außendienst schon so weit, dass wir überall liefern konnten. 2002 war dann der jüngste Meilenstein, als wir nach Tarp umgezogen sind. Dort haben wir in den folgenden Jahren ständig die Logistik erweitert, um genug Fläche für das Wachstum zu schaffen.

zza: Den 50. Geburtstag feiert man nur einmal im Leben, das gilt auch für Unternehmen. Was haben Sie zu diesem Jubiläum geplant?
Haak: Für uns bedeutet das 50-jährige Jubiläum sehr viel, weshalb wir auch einiges geplant haben. Wir werden einen großen Relaunch der Marke vornehmen, so nach dem Motto: Wir werden 50, aber Trixie ist jünger denn je. Wir möchten mit der Marke noch mehr Sichtbarkeit beim Endverbraucher gewinnen und noch stärker wahrgenommen werden. Wir wollen uns dafür noch moderner aufstellen. Zur Interzoo werden wir viele Angebote machen. Die Messe wird das Kick-off für unser Jubiläumsjahr. Wir werden dann auch eine neue Preisliste präsentieren, die etwa 1.500 Preissenkungen beinhaltet.

zza: Trixie ist auch wieder auf der Interzoo mit einem großen Stand vertreten. Mit welchen Erwartungen geht es im Mai nach Nürnberg?
Haak: Mit ganz viel Vorfreude. Was das Geschäftliche angeht, müssen wir schauen, ob die Konsumlaune bis dahin wieder ein bisschen besser ist. Wir freuen uns auch, weil die Interzoo immer der Zeitpunkt ist, an dem wir ganz viele Neuheiten vorstellen. Der Katalog kommt kurz danach. Und wir wollen am Freitagabend eine ganz große Jubiläumsparty in Nürnberg veranstalten. Wir werden Kunden, Lieferanten und viele Branchenkollegen einladen. Es soll ein Branchentreff werden, weil wir zeigen wollen, dass die Branche eine große Familie ist.

Volker Haak

zza: Welche Trends sehen Sie gerade im Heimtierbereich und mit welchen Entwicklungen rechnen Sie in naher Zukunft?
Haak: Ungebrochen ist der Trend zu mehr Nachhaltigkeit. Das wollen wir auch unterstützen. Wir haben vor zwei, drei Jahren damit angefangen, eine Serie aus recycelten Materialien herzustellen. Wir müssen aber feststellen, dass der Endverbraucher nur bereit ist, nachhaltige Produkte zu kaufen, wenn sie nicht deutlich teurer sind, am besten preisgleich. Das ist auch der Anspruch, mit dem wir in die Produktentwicklung gehen. Wir wollen mehr und mehr klassische Produkte auf recycelte Materialien umstellen, gerade im Kunststoffbereich. Nachhaltigkeit geht natürlich noch viel weiter, auch über die Produkte hinaus. Wir haben eine Nachhaltigkeitsmanagerin eingestellt, die uns eng begleitet. Müllvermeidung, weniger Plastik, wenn möglich, und andere Dinge hinsichtlich der Lieferketten − wir wollen uns überall verbessern.

zza: Ein Trend ist sicher auch das Private-Label-Segment, das viele Händler für sich entdeckt haben. Wie geht Trixie mit dieser sich ändernden Nachfrage um?
Haak: Das beschäftigt uns in der Tat sehr stark, weil unsere größten Kunden so zu unseren Wettbewerbern werden. Das ist keine einfache Situation, weil gerade unser Brot-und-Butter-Geschäft selbst gemacht wird, also Artikel, die relativ einfach importiert werden können und keine hohe Komplexität haben. Wir müssen uns der Situation aber stellen und deshalb haben wir auch viel in die Produktentwicklung investiert. Unser Anspruch ist es, einfach ein Stück schneller zu sein und es besser zu machen als unsere Kollegen. Um den Umsatz bei uns halten zu können, bieten wir offensiv Private-Label-Produkte an mit unserem Know-how und unserer Service-Qualität für die Kunden, die selbst etwas machen oder eine eigene Marke etablieren wollen.

zza: Großhändler aller Branchen schauen stets auch auf die globalen Rahmenbedingungen und die sind angesichts der Kriege und Konflikte schwierig. Wo liegen hier für Trixie die Herausforderungen?
Haak: Es ist permanent eine neue Herausforderung. Begonnen hat es ja schon vor dem Krieg mit der Pandemie. Da kam es erstmals zu großen Problemen in der Lieferkette. Damals hatten wir enorm steigende Seefrachten und zusätzlich einen Nachfrageboom, dem man kaum gerecht werden konnte. Der Angriff auf die Ukraine führte zu Energiekrise, Inflation und Konsumzurückhaltung, also in Teilen genau das Gegenteil zum Boom. Das war eine schwierige Situation, die wir aber sehr gut gemeistert haben. Wir hatten auch eine Weile lang Überbestände, weil niemand mit dem Schluss des Booms und dem Krieg rechnen konnte. Das starke Umsatzwachstum in der Pandemie hat uns dabei geholfen, die Mehrkosten zu kompensieren. Wir haben die hohen Logistikkosten nicht in unsere Kalkulationen genommen, weil wir Angst hatten, dass die Endverbraucherpreise auf einem Niveau landen, wo weniger gekauft wird. Die Geschwindigkeit, mit der die globalen Krisen kommen und die Konflikte entstehen, die können wir nicht sauber einkalkulieren. Wir leben von einer hohen Lagerhaltung und versuchen immer, für einige Monate Ware am Lager zu haben, um auch mal Lieferverzögerungen problemlos zu überstehen. Aber die sich ständig ändernden Seefrachten sind für uns eine sehr große Herausforderung.

zza: Schauen Sie bitte einmal in Ihre Glaskugel: Wo sehen Sie Trixie in zehn Jahren?
Haak: Zehn Jahre kann man heute gar nicht mehr planen. Aber ich bin überzeugt davon, dass wir weiterhin sehr gut dastehen werden. Unser Wachstumspotenzial liegt natürlich vornehmlich im Ausland. Wir machen mittlerweile ungefähr 60 Prozent unserer Geschäfte international. In Deutschland wollen wir unsere Marktstellung möglichst halten, gerade auch was die Private-Label-Ausrichtung unserer Kunden angeht. Insgesamt geht unsere Richtung weiterhin nach vorn; wir müssen ständig besser werden, um weiterhin unsere Marktposition zu halten. Ich glaube aber auch, dass wir in einer krisensicheren Branche unterwegs sind, das haben die letzten Jahre ja gezeigt. Wir arbeiten in einer Branche, wo der Fachhandel den ganz großen Vorteil hat, dass er die Kunden immer wieder zu sich ins Geschäft bringen kann. Andere Branchen, zum Beispiel im Konsumgüterbereich, haben nicht diesen ständig wiederkehrenden Bedarf. So kann unsere gesamte Branche optimistisch sein. Es wird weiter bergauf gehen, definitiv.

Dominic Heitz