Artikelarchiv

Klaus Mittermeier im Interview__„Für uns ist Gevo eine Perle“

Foto: Gevo

Gevo gilt im Wildvogelfutter als feste Größe, zuletzt aber fehlte es etwas an Schwung. Nun hat Mühldorfer Nutrition das Familienunternehmen übernommen. Mühldorfer-Vorstand und Gründer Klaus Mittermeier erklärt, warum er in Gevo eine „Perle“ sieht, welche Pläne er für die Marke hat – und warum Meisenknödel dabei eine zentrale Rolle spielen.

zza: Herr Mittermeier, Mühldorfer hat den Wildvogelfutter-Spezialisten Gevo übernommen. Warum dieser Schritt?

Klaus Mittermeier: Gevo ist ein gesundes, mittelständisches Unternehmen mit gutem Ruf, aber zuletzt fehlte es etwas an der Zukunftsphantasie. Gründer Gerd Schierhold hat die Marke mit viel Herzblut aufgebaut und sich aus Altersgründen zurückgezogen. Sein Sohn Markus geht jetzt ebenfalls seinen eigenen Weg. Für uns ist Gevo aber eine Perle, weil die Marke mehr transportiert als nur Futter und Business – nämlich Nachhaltigkeit, Natur- und Vogelschutz. Genau diese Werte wollen wir weitertragen.

zza: Was macht Gevo für Sie so attraktiv und wie wollen Sie die Marke weiterentwickeln?

Mittermeier: Das Know-how im Bereich gesunde Wildvogelfütterung ist enorm, vor allem in der zweiten Management-Reihe, die weiter an Bord ist. Ohne diese Basis hätten wir die Übernahme nicht gemacht. Wir bringen jetzt den nötigen Drive hinein und wollen die Marke deutlich größer machen. Eine Verdoppelung der Umsätze reicht uns nicht – wir setzen noch einen drauf. Der Handel begrüßt das sehr: Viele Partner haben uns gesagt, wie froh sie sind, dass mit uns wieder Kontinuität und Stabilität zurückkommen. Natürlich braucht es dafür klare Verantwortlichkeiten: Mein Vorstandskollege Andreas Altermann und ich entwickeln den Mühldorfer Unternehmensbereich „Horse & Farming“, zu dem auch Gevo gehört, auf Vorstandsebene. Für das tägliche Geschäft ist Sales Director Dave Weckwerth Ansprechpartner für den Handel.

zza: Welche Rolle spielen Vertrieb und Marktstrategie?

Mittermeier: Eine große. Wir bauen Private Label stark aus, stärken aber parallel die Marke „Gevo“. Schon jetzt haben wir einige große Listungen bekommen – obwohl die Saison eigentlich schon vorbei war. Die Händler merken: Gevo lebt wieder. Private Label dauert naturgemäß länger, weil wir gemeinsam mit den Kunden entwickeln. Das betrifft nicht nur den Fachhandel, sondern auch Baumärkte und den LEH. International kann Gevo von der Vertriebsstärke von Mühldorfer profitieren, da wir in mehr als 40 Märkten aktiv sind, meist mit Importeuren. Unser Schwerpunkt bleibt Europa, vor allem der DACH-Raum, Skandinavien, Benelux und Spanien. Wir wollen auch mit Gevo ein europäischer Player werden.

zza: Welche Investitionen planen Sie am Standort Leer?

Mittermeier: In Leer steht uns ein moderner Maschinenpark, unter anderem die Meisenknödelanlage, zur Verfügung und hier wollen wir in nächster Zeit Millionen investieren. Wir erweitern maschinell und personell. Nur mit hochtechnisierten Anlagen kann man wettbewerbsfähig produzieren. Das Know-how und die Menschen vor Ort sind da – darauf bauen wir. Außerdem prüfen wir gerade weitere Optionen in diesem Segment. Das würde unser Angebot zusätzlich stärken. Momentan gibt es dort auch viele Teilzeit- und Minijob-Kräfte, aber wenn wir die Umsätze mehr als verdoppeln wollen, müssen wir natürlich auch die Mitarbeiterzahl stark nach oben anpassen. 

zza: Welche Synergien ergeben sich durch die Eingliederung in die Mühldorfer Gruppe?

Mittermeier: Vor allem im starken Mühldorfer Vertrieb und Einkauf. Im Farming-Bereich kaufen wir riesige Mengen Rohstoffe ein – davon profitiert Gevo. Auch in Entwicklung und Produktmanagement gibt es Überschneidungen. Wer Pferdefutter oder Farming-Produkte konzipieren kann, kann auch im Wildvogelfutter unterstützen.

zza: Bleibt Gevo beim Wildvogelfutter oder wollen Sie das Segment ausbauen?

Mittermeier: Gevo bleibt klar fokussiert. Die Marke steht für Wildvogelfutter und genießt großes Vertrauen bei den Kunden. Zubehör haben wir in der Gruppe schon verschiedentlich ausprobiert, aber nicht alles war erfolgreich. Daher lassen wir in der Gevo die Finger davon. Der Markt für Wildvogelfutter ist außerdem groß genug. Die Produkte sind Mitnahmeartikel, die in allen Vertriebskanälen funktionieren: vom Fachhandel über den LEH bis hin zur Tankstelle. Das Sortiment selbst ist wissenschaftlich fundiert und breit aufgestellt. Die Renner bleiben, die letzten zehn Prozent Penner sortieren wir aus, doch dafür kommen neue Ideen hinzu. Fakt ist: Wildvogelfutter gibt Naturfreunden ein gutes Gefühl – mit jedem Kauf. Und Gevo ist eine starke Marke, die mit Glaubwürdigkeit überzeugt.

Sabine Gierok