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Snacks__Mehr als nur eine Zwischenmahlzeit

Foto: Hebi B./Pixabay

Ob als Belohnung, zur Zahnpflege oder für den ersten Hunger unterwegs – Snacks sind bei Tierhaltern und ihren Lieblingen beliebt. Seit Jahren steigt der Umsatz mit den kleinen Leckereien. Die Anbieter reagieren auf die stete Nachfrage und bieten mittlerweile ein breites Portfolio. Der zza hat sich bei Handel und Herstellern umgehört.

Fragt man in der Branche, welche Snacks besonders gefragt sind, lautet die zugespitzte Antwort schlicht: alle. So scheint der kleine Hunger derart groß zu sein, dass der Kunde die Angebote der Hersteller und des Handels in aller Regel annimmt. „Derzeit verzeichnen wir sortimentsübergreifend keine Rückgänge“, sagt Adin Mulaimovic, Geschäftsführer der Zooma Zoofachmarkt Beteiligungsgesellschaft.

Zuwächse habe es vor allem beim Hund gegeben. Die Hundesnacks bietet die Zooma in den Märkten mit attraktiven Platzierungen als Mitnahmeartikel an, um Zusatzverkäufe zu generieren. Auch wenn das Katzensegment aufhole, sieht Mulaimovic für die kommenden Jahre noch großes Potenzial.

Wachstum trotz Kaufzurückhaltung

Obwohl viele Konsumenten angesichts der Inflation der letzten anderthalb Jahre den Gürtel etwas enger schnallen mussten, sprechen auch andere Unternehmen der Branche bei den Snacks meistens von Wachstum. Deutliche Zuwächse hat beispielsweise „Das Futterhaus“ bei Katzensnacks verzeichnet, wie Ulrike Leßmann mitteilt. Leßmann leitet den Einkauf und das Category Management beim Elmshorner Franchiser.

Der Tarper Großhändler Trixie bestätigt den Trend. „Zurzeit steigt die Nachfrage bei Katzensnacks deutlich“, antwortet Julian Weiß aus dem Trixie-Marketing auf zza-Nachfrage. Einen kleinen Rückgang erlebte das Unternehmen aber bei Snacks für Ziervögel, Nager und in der Terraristik.

Gerade letzterer Bereich dürfte für die Branche noch recht leicht zu verschmerzen sein. Laut einer Studie des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe und des Industrieverbandes Heimtierbedarf fütterten lediglich 22 Prozent der Terrarien-Besitzer Snacks an ihre Tiere. Zum Vergleich: Bei Kleintieren, Vögeln und Katzen waren es weit mehr als zwei Drittel, bei Hundehaltern sogar 90 Prozent. Sieht man von der Terraristik einmal ab, sind also praktisch alle relevanten Heimtiersegmente voll auf Snacks eingestellt.

Fleisch für Hund und Katze

Bei Hunden und Katzen sei den Kunden nach wie vor der hohe Fleischanteil wichtig, sagt Adin Mulaimovic von der Zooma. „Allerdings stellen wir auch fest, dass die Nachfrage beispielsweise bei vegetarischen Snacks im Hundebereich oder Produkten mit alternativen Proteinquellen langsam zunimmt.“ Auch seien vor allem solche Produkte gefragt, die einen besonderen Ansatz bei Verpackung oder Darreichungsform bieten, etwa flüssige Snacks oder cremige Produkte, so Mulaimovic.

Smoothies und andere spezielle Getränke seien ebenfalls gefragt, weil sie die Flüssigkeitsaufnahme der Tiere unterstützen. Ulrike Leßmann vom Futterhaus sagt: „Drinks, Suppen, einfach alles zum Schlecken kommt bei Katzenbesitzern sehr gut an.“

Gesund soll es sein

Das Thema Gesundheit spielt auch eine immer wichtigere Rolle beim Kaufentscheid. Die Kunden griffen gerne zu gesunden, funktionalen Snacks, etwa für starke Zähne, kräftige Gelenke oder glänzendes Fell, so Leßmann. „Snacks sollen heute nicht nur Freude machen.“ Weiterhin gern gekauft werden auch unverarbeitete Leckereien, beispielsweise getrocknete Schweine- und Kaninchenohren. Diese Snacks muten für menschliche Augen und Mägen vielleicht etwas unappetitlich an, aber den Tieren scheint es zu schmecken.

Für das ästhetische Empfinden der Halter gibt es zum Glück ja auch noch Alternativen. So locken manche Hersteller verarbeiteter Produkte auch mit einem optischen Design, das wohl eher auf die Menschen als deren Tiere abzielt, zum Beispiel wenn die Snacks wie Donuts, Brezeln oder Croissants aussehen. Wenn es den Tieren dann auch noch gut tut, haben alle etwas davon.

Aus der Humanernährung übernommen

„Generell geht es weiter mit der Übernahme bestimmter Entwicklungen aus der Humanernährung“, sagt Adin Mulaimovic von der Zooma. Viele Snacks böten einen Zusatznutzen, der über die Belohnung weit hinausreicht. Für den Erfolg am Markt sei es wichtig, dass ein solcher Vorteil eines Produktes für den Kunden gleich erkennbar ist. Der Zusatznutzen sollte auch nicht zu speziell sein, um möglichst eine breite Zielgruppe anzusprechen. „Sonst wird es schwierig, dafür Platz im Regal zu schaffen.“

Neben den kleineren und kleinsten Entwicklungen im Snack-Segment gewinnt dort auch der gesellschaftliche Megatrend der Nachhaltigkeit an Bedeutung. „Die Qualität der Zutaten und der Herstellungsprozess spielen bei der Snackwahl ebenso eine Rolle wie kurze Transportwege“, sagt Ulrike Leßmann vom Futterhaus.

Hersteller wie Mars unternehmen hier große Anstrengungen, sowohl mit Blick auf die Verpackungen als auch auf die Herkunft der verwendeten Rohstoffe. So beobachte der Konzern, dass immer mehr Tierhalter ihre Lieblinge naturbelassen ernähren wollen. „Insofern sehen wir einen Trend zu natürlichen, fleischigen Snacks“, sagt Céline Levointurier, Geschäftsführerin von Mars Pet Nutrition Germany.

Alternative Proteinquellen

Auch rücken alternative Proteinquellen in der Snack-Herstellung stärker in den Fokus. Die Verfügbarkeit konventioneller tierischer Rohstoffe sei begrenzt, so Levointurier. Mars untersucht daher nicht nur pflanzliche Alternativen, sondern auch Proteine, die auf Insekten basieren.

„Insekten und pflanzliche Proteine sind im Hundebereich angekommen“, sagt Adin Mulaimovic. Zwar sei der Marktanteil im Vergleich zu Snacks aus Fleisch oder Fisch noch gering. Aber die Nachfrage und dafür bereitgestellte Flächen im Handel vergrößerten sich. „Die Aktzeptanz beim Endverbraucher nimmt stetig zu.“ Das sei vor allem durch den Hund getrieben, wenngleich es im Katzensegment auch erste Produkte in diesem Bereich gebe.

Natürlichkeit, Nachhaltigkeit und Gesundheit – die Trends im Snackbereich treiben die Wertschöpfungskette in der Heimtierbranche mit enormer Dynamik voran. Hersteller wie Mars oder Großhändler wie Trixie wollen der Veränderung mit angepassten, innovativen Sortimenten weiterhin Rechnung tragen. Über den Erfolg oder Misserfolg eines Produktes wird dann im Handel entschieden. Greift der Kunde zu?

Dominic Heitz