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Terraristik-Fachhandel__„Ich konnte meine Umsätze jährlich steigern“

Geschäftsführer Jürgen Eckert (Mitte), Terrarienbauer Hemmo Nickel und Aushilfe Maraska Fischer. Foto: Sabine Gierok

Im fahrradfreundlichen und ökologisch angehauchten Freiburg besitzt Jürgen Eckert mit seinem Terraristik-Fachgeschäft einen gewissen Exotenstatus. Doch sein Fachwissen, seine Eigenmarke und sein großes Tierangebot haben ihn weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht.

Seine Expertise in Sachen Terraristik setzt Jürgen Eckert bei geschätzt über 27 Jahren an. Ein Findling in einer Bananenkiste war sein erster Kontakt zu sogenannten exotischen Tieren und weckte seine Leidenschaft. Im Laufe seiner beruflichen Laufbahn war er für die Firma Hoch in Waldkirch tätig und bei Zoo Burkart in Freiburg leitete er die Terraristik-Abteilung. Vor neun Jahren hat sich Jürgen Eckert dann mit dem Fachgeschäft „Tropen & Exoten“ im Freiburger Stadtteil Brühl selbständig gemacht.

Auch wenn der Markt mit den rund 150 Quadratmetern Verkaufsfläche schon an seine Grenzen gerät, halten ihn die hohen Mieten in der beliebten Stadt am Fuße des Schwarzwaldes davon ab, umzuziehen. Sein Vermieter ist ihm wohlgesonnen, liegt mit ihm auf gleicher Wellenlänge. „Er reist sehr viel und fotografiert Reptilien in der Natur. Das hat es mir damals leicht gemacht, die Zusage zu erhalten“, sagt Eckert.

Voll eingerichtete Terrarien

Schwerpunkt seines Geschäftes sind die Tiere – darunter Zwerg-Bartagamen, Geckos, Nattern, Anolis und andere. Viele Arten hat er lange Jahre selbst gezüchtet. Das macht seine Beratung zu Reptilien, Amphibien und Wirbellosen vorbildlich. Eckert weiß, wovon er spricht. Mit rund 140 besetzten Terrarien dominiert die Tierpräsentation das Geschäft. 95 Prozent seiner Tiere sind Nachzuchten. Und diese sitzen nicht in Plastikboxen, sondern – das ist ihm sehr wichtig – in voll eingerichteten Terrarien.

Natürlich gibt es auch entsprechendes Zubehör wie Beleuchtung, Dekoration, Technik, Futtermittel, Futtertiere und Souvenirs. Das Angebot in diesen Bereichen habe er jedoch bewusst gestrafft, sein Fokus liege auf Qualität. „Man braucht keine 20 Näpfe von zehn Firmen in zig Farbvarianten“, ist er überzeugt. „Meine Kunden wollen funktionale Produkte. Und ich möchte nur Dinge verkaufen, hinter denen ich stehen kann.“

Mehr als nur Kunden

Meist sind die Kunden auch mehr als nur Kunden. Bei vielen weiß er genau, welche Tiere sie pflegen und wie groß der Sachverstand ist. Für Fachsimpeln oder ein Gespräch findet der 44-Jährige daher immer Zeit. Das Einzugsgebiet ist sehr groß, viele Kunden kommen von weit her. „Erst kürzlich war eine Dame aus Coburg da. Sie hatte Interesse an einem Terrarium und wollte vorab sehen, wie dies in echt aussieht“, sagt Eckert. „Ich kann das gut nachvollziehen. Ich bin auch kein Online-Käufer, sondern möchte die Artikel anfassen und anschauen.“

Der Terrarienbau ist sein zweites Standbein beziehungsweise ergänzt sein Geschäft perfekt. Er hat diese selbst entworfen und verkauft sie seit rund vier Jahren unter der Marke „Terra Royal“. „Ursprünglich haben wir die Terrarien nur für unseren eigenen Bedarf gebaut“, sagt Eckert. Die Terrarien aus Kunststoff sind leicht zu transportieren und sehen sehr modern aus. Damit haben sie wohl den Nerv der Kunden getroffen. „Vor allem können wir sie in ganz individuellen Maßen fertigen“, hebt Eckert hervor. Eine gute Belüftung ist über eine Kaminschachtlüftung sichergestellt.

Produktion und Lager neben dem Geschäft

Gerade entwickelt Eckert eine eigene Webseite für diesen Geschäftsbereich. Die Produktion und das Lager sind direkt neben dem Ladengeschäft. Das macht es für den Mitarbeiter Hemmo Nickel, der die Terrarien in Vollzeit baut, leicht nachzufragen, wenn bei einer Bestellung etwas unklar sein sollte.

Ob die Terraristik rückläufig ist? Für diese Antwort muss Eckert nicht lange nachdenken: „Ich konnte meine Umsätze jährlich steigern, weiß aber nicht, wie es bei anderen läuft.“ Vor Restriktionen oder Aktionen von Tierschützern fürchtet er sich nicht: „Wenn man zeigt, was man tut, warum sollte das verwerflich sein?“

Eckert hat auch ein großes Herz für Nachwuchs-Terrarianer. Ein kleiner Junge, der mit seiner Mutter Futtertiere einkauft, fragt ihn, was denn die Skorpionhaut in dem Terrarium kosten soll. „Die darfst du einfach mitnehmen“, antwortet Eckert. Aushilfskraft Maraska Fischer verpackt sie in eine schützende Transport-Box, „damit sie nicht kaputt geht. Die ist nämlich sehr empfindlich.“

Sabine Gierok