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Tiernahrung__„Wir planen groß“

Michael (l.) und Markus Koller, Geschäftsführer von Pro Pet Koller. Foto: Pro Pet Koller

In Gesellschaft und Politik ist in letzter Zeit häufig von einer Multi-Krise die Rede. Auch die beiden Pro Pet-Inhaber, die Brüder Michael und Markus Koller, wissen, was es heißt, ein Problem nach dem anderen zu lösen. Nach Jahrhundert-Flut, explodierenden Gaspreisen und Lieferengpässen gab es jetzt endlich wieder einen Grund zum Feiern – das 30-jährige Firmenjubiläum.

Zum 30-jährigen Jubiläum bringt der Futtermittelhersteller Pro Pet eine eigene Jubiläumsedition jeweils für Hund und Katze heraus. „Solche Ideen können wir schnell und flexibel umsetzen, da wir eine eigene Produktion besitzen“, sagt Michael Koller, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Markus leitet. Während Michael den Fokus auf Zahlen und Marketing hat, verantwortet der technikaffine Bruder die Produktion. Von ihm kam überhaupt der Impuls, eine eigene Fertigung aufzubauen.

Bis 2017/18 war das Unternehmen ein reines Handelsunternehmen, gegründet von Werner Koller, dem Vater der beiden. Mit „Mac’s“ hatte dieser in den 90er Jahren den Trend einer getreidearmen Hundeernährung aufgegriffen und eine solide Fachhandelsmarke aufgebaut. Die beiden Söhne setzten diese Aufgabe erfolgreich fort, wollten das Unternehmen aber weiterentwickeln und unabhängiger machen.

Planung und Tests

Nach einem Jahr intensiver Planung und Vorbereitung sowie vielen Tests gründeten sie Anfang 2018 ihre eigene Produktionsgesellschaft. Im nahegelegenen Hellenthal fanden sie das geeignete Areal mit passender Halle dafür. 2019 war Produktionsstart. „Im Nachhinein klingt das alles ganz einfach. Aber eine eigene Fertigung aufzubauen, die perfekt in die übrigen Abläufe passt, ist ein anspruchsvolles Szenario für das Gesamtunternehmen“, sagt Markus Koller. „Und nur weil man eine tolle Küche hat, kann man noch lange nicht gut kochen“, bringt Michael Koller diese Erweiterung auf den Punkt.

Denn die Marke „Mac’s“, inzwischen komplett getreidefrei, war im Fachhandel sehr beliebt und sollte es auch bleiben. „Der Relaunch in den 2000er Jahren hat unserer Marke nochmals einen Riesenschub gegeben, das wollten wir nicht aufs Spiel setzen“, sagt Michael Koller. Mit der neuen Produktionsanlage galt es nun das eigene Produkt zu kopieren. „Da merkt man erst, wie viel Produktions-Know-how in einem Produkt steckt“, erklärt er die Herausforderung. Natürlich haben die Koller-Brüder diese gemeistert.

Umzug nach Kall

2021 zog Pro Pet mit der Verwaltung und dem Lager von Schleiden-Gmünd nach Kall um. „Wir dachten, nun haben wir für die nächsten Jahre ausreichend Platz, doch inzwischen wird es schon wieder eng“, sagt Koller beim Firmenrundgang. Aktuell arbeitet Pro Pet an vier Standorten: In Kall befindet sich die Verwaltung und das Lager, in Hellenthal die Produktion, in Schleiden-Gmünd die Verpackung und in Harperscheid ein angemietetes Lager. Allerdings sollen die Standorte in naher Zukunft auf zwei – Kall und Hellenthal – konzentriert werden. Das spart Kosten und Zeit.

Im neuen Kaller Gewerbegebiet hat Pro Pet ein 15.000 Quadratmeter großes Grundstück erworben, worauf in den nächsten zwei bis drei Jahren gebaut werden soll. „Wir planen groß“, verrät Koller. „Produktion und Lager werden erweitert, denn wir wollen expandieren.“ Zur Expansion gehöre auch, die beiden neuen Marken „Joe & Pepper“ sowie „Eifel Land“ im Markt zu etablieren. Die passenden Vermarktungskonzepte liegen schon seit geraumer Zeit in der Schublade. Wegen Produktionsengpässen ließ man diese aber ruhen.

Flut bringt Millionen-Schaden

Mit dem Umzug nach Kall wurde nämlich auch der Verpackungsbereich nach Schleiden-Gmünd verlagert. Kaum waren die Maschinen dort aufgebaut, kam die Jahrhundert-Flut und richtet einen Millionen-Schaden an. „Das war eine echte Katastrophe“, gesteht Michael Koller, „wir hatten keine lieferfähige Ware mehr. Wir konnten in Hellenthal lediglich bis zur silbernen Dose produzieren. Für alles andere fehlten uns die Maschinen. Wir haben dann die Ware per Hand auf die Paletten gepackt und nach Holland zum weiteren Verpacken geschickt.“ Letztlich ergab dies aber nur einen Bruchteil des gesamten Volumens.

Dank ihres guten Netzwerkes und freundschaftlicher Unterstützung sind die beiden mit einem blauen Auge davongekommen. Im November 2021 lief endlich wieder alles wie gewünscht und die Brüder blickten optimistisch in die Zukunft. Bis im März 2022 Russland die Ukraine angriff. „Die Gaspreise explodierten“, erinnert sich Koller an die nächste Hiobs-Botschaft. „Doch auch hier hat mein Bruder Markus sofort nach Alternativen gesucht und eine Lösung für die gasintensive Produktion gefunden“, sagt Koller.

Großes Fest

Dennoch war diese Umstellung mit Umbauten und dem Einholen von Genehmigungen verbunden, was wiederum Zeit und Nerven kostete. Deswegen war es beiden jetzt wichtig, nach all den Schwierigkeiten das Mitarbeiter-Team und dessen Solidarität zu würdigen: Im September wurde das 30-jährige Unternehmensjubiläum mit einem großen Mitarbeiterfest in Kall gefeiert. Passend für den Handel gibt es seit Oktober die spezielle Jubiläums-Edition (Huhn & Gans in der 400 Gramm-Dose für die Katze; Wild & Kaninchen in der 400- und 800-Gramm-Dose für den Hund) als „5+1-Angebot“ begleitet von Plakaten, Regal-Karten, Luftballons und Luftschlangen für die Fläche. Daneben ein Happy Birthday-Bundle mit Foto-Wettbewerb für Social-Media-taugliche Aktionen.

Damit will man auch den Gedanken des Familienunternehmens stärker herausstellen: „Wir sind ein mittelständisches Unternehmen aus der Eifel“ so die Botschaft. Überhaupt will Pro Pet wieder stärker die Werbetrommel rühren. Sowohl für die neuen Marken „Joe & Pepper“ sowie „Eifel Land“ als auch für die Marke „Tundra“, die gerade einem kompletten Relaunch unterzogen wurde. Die Kampagne dafür startet im Oktober. Für das kommende Jahr ist außerdem eine spezielle Aktion in Kooperation mit einem Kino-Film geplant. „Das braucht etwas Vorlaufzeit und dann ist das Timing sehr wichtig“, erklärt Koller. Aus Markenschutzrechten darf er dazu leider nichts verraten, das Projekt soll aber für ordentlich Aufmerksamkeit sorgen.

Auch die Produktentwicklung soll weiter vorangetrieben werden. Kürzlich wurde erstmals ein Insektenfutter herausgebracht, für die Marke „Joe & Pepper“ gab es ein neues Welpen- beziehungsweise Kitten-Futter, außerdem ein Sensitivfutter für Hunde und ein Monoprotein-Futter für Katzen. „Wir können jetzt endlich so arbeiten, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir wollen Gas geben und unser Portfolio kräftig ausbauen“, sagt Michael Koller.


Sabine Gierok