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ZZF-Fachtagung "Wir fürs Tier"__Politische Unterstützung für die Heimtierhaltung gefordert

Am 21. Mai hatte der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF) zu seiner ersten Fachtagung „Wir fürs Tier“ mit Politikern, Tier-Experten und Sozialverbänden in Berlin eingeladen. Als Gastrednerin konnte Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, gewonnen werden. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg: Rund 100 Teilnehmer verständigten sich in zwei Themenforen auf politische Forderungen.

Als Branchenverband und Interessenvertretung hat es sich der ZZF zur Aufgabe gemacht, Heimtierhaltern und der Heimtierbranche bei den Entscheidern in Politik und Behörden Gehör zu verschaffen. Bei der ersten Fachtagung „Wir fürs Tier“ in Berlin lautete das Ziel, gemeinsam mit Politikern, Tier-Experten und Sozialverbänden ein Forderungspapier zu erarbeiten. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage: „Welche Rahmenbedingungen benötigt eine soziale und wirtschaftlich wachsende Heimtierbranche?“ Es gehe darum, die Heimtierhaltung durch angemessene Regelungen zu stärken, betonte ZZF-Präsident Norbert Holthenrich in seiner Eröffnungsrede. „Jeder Mensch sollte in der Lage sein, ein Tier zu halten, das zu seinen Lebensumständen passt und das er artgerecht versorgen kann, sei es ein Hund, eine Katze, Kleinsäuger, Reptilien oder Fische. Auch für Menschen, die auf Transfereinkommen angewiesen sind, sind Tiere wichtige Begleiter“, so Holthenrich weiter. Gastrednerin Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, stimmte in ihrer Ansprache zu: „Keine gesellschaftliche Gruppe sollte von der Tierhaltung ausgeschlossen werden.“ Dabei sei wichtig, dass potenzielle Tierhalter über eine artgerechte Haltung und verantwortungsvolle Anschaffung von Heimtieren aufgeklärt würden.

„Dass Tiere heute älter werden, ist auch Ihr Verdienst“, sagte Dr. Flachsbarth an die Adresse des ZZF, den sie für die gute und konstruktive Zusammenarbeit sowie für die freiwillige Selbstbeschränkung im Rahmen der Heidelberger Beschlüsse lobte. Auch die Liste von IVH und ZZF zu tierschutzwidrigem Zubehör sei ein „nichtselbstverständlicher Beitrag“ der Branche. Den bereits eingeschlagenen Weg, über die gesetzliche Verpflichtung hinaus aktiv zu werden, möge die Heimtierbranche weiter beschreiten. Die Parlamentarische Staatssekretärin erläuterte die im Sommer 2014 gestartete Tierwohl-Initiative von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, die unter dem bezeichnenden Motto „Eine Frage der Haltung“ steht – gemeint ist sowohl die Haltung der Tiere, wie auch die Haltung der Menschen gegenüber Tieren. Ein Ziel dieser Initiative ist die Verbesserung der Sachkunde. Auch die Eindämmung des illegalen Welpenhandels ist Teil der Initiative. In ihrer Rede rief Dr. Maria Flachsbarth die Heimtierbranche dazu auf, das Ministerium durch Aufklärung ihrer Kunden beim Kampf gegen den illegalen Welpenhandel zu unterstützen. Im Anschluss an die Reden von ZZF-Präsident Norbert Holthenrich und der Parlamentarischen Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth waren die rund 100 Teilnehmer – unter ihnen Politiker, Experten aus der Heimtierbranche inklusive der Hobby-Verbände sowie Vertreter von Tierschutz- und Sozialverbänden – eingeladen, sich an den Diskussionen in zwei Themenforen zu beteiligen. Zur Wahl standen die Foren „Heimtiere als Begleiter für den Menschen“ mit dem CDU-Politiker Klaus-Peter Schulze und „Verantwortungsvoller Umgang mit Wildtieren“ mit der SPD- Politikerin Ute Vogt. Die sich in den beiden Foren herauskristallisierten Forderungen an die Politik sind im Textkasten auf Seite 21 zusammengefasst.

Positive Wirkung von Tieren – mehr Unterstützung gefordert
Welche Rolle spielen Heimtiere als Begleiter auch im Alter oder für Menschen mit Behinderungen? Dieses Thema diskutierten im ersten Forum mit den Teilnehmern Wilhelm Schmidt, Präsident der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Dr. Klaus-Peter Schulze, MdB (CDU), Dr. Rainer Wohlfarth, Diplom-Psychologe und Präsident der European Society for Animal Assisted The- rapy (ESAAT), Prof. Dr. Thomas Blaha, Tierärztliche Hochschule Hannover und Ute Klein, Vizepräsidentin des ZZF. Moderiert wurde die Runde von ZZF-Pressesprecherin Antje Schreiber. Keiner der Diskussionsteilnehmer zweifelte an der positiven Wirkung von Tieren und auch an deren bedeutender Rolle, die sie in Zukunft einnehmen. Sie bieten einen konkreten Zugang zur Natur. Gleichzeitig rücken Tiere immer mehr in die nähere Welt des Menschen, sie sind heute schon feste Familienmitglieder. Die Hirnforschung belegt, dass Tiere ganz anders wahrgenommen werden als zum Beispiel technische Geräte. In Altenheimen besitzen sie oft Eisbrecher-Funktion, durch sie entsteht Kommunikation. Auch beim Pflegepersonal zeigt sich die positive Wirkung – der Krankenstand sinkt. Andererseits muss der Umgang mit Menschen respektiert werden, die – aus welchen Gründen auch immer – keine Tiere mögen. Eine frühe Aufklärung, quasi als Prophylaxe, soll Kindern den richtigen Umgang mit Tieren erklären. Ferner darf nicht übersehen werden, dass Tiere ebenfalls bestimmte Rechte haben, gerade, wenn sie im therapeutischen Einsatz sind. Dies sollte durch Leitlinien und Qualitätsanforderungen für tiergestützte Arbeit festgehalten werden. Die Politik kann hier durchaus einen wichtigen Beitrag leisten.

Konkrete Forderungen an die Politik waren daher unter anderem die Aufnahme von Assistenzhunden in den Leistungskatalog der Kranken- und Pflegeversicherung, Finanzierung der tiergestützten Therapie, Stärkung der Zugangsrechte für Assistenzhunde in öffentlichen Einrichtungen, ein Sachkundevorbehalt für Menschen, die mit Tieren im sozialen Einsatz tätig sind sowie die Finanzierung von tiermedizinischen Untersuchungen von Tieren in öffentlichen Einrichtungen. Auch Lehrstühle für die Forschung zur Mensch-Tier-Beziehung und zu Tieren im sozialen Einsatz wurden dringend gefordert.

Streitthema „Wildtiere“
Im zweiten Themenforum diskutierten die Teilnehmer über den „verantwortungsvollen Umgang mit Wildtieren“. Unter der Leitung von Moderator Kajo Wasserhövel stellten Ute Vogt (stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion), Svein A. Fossa (EPO-Präsident), Henriette Hackl (Vorsitzende des Tierschutzvereins Wiesbaden), Dr. Markus Biffar (ZZF-Fachgruppe Heimtierzucht und -großhandel) sowie Robert Kless (Campaigns Manager des internationalen Tierschutz-Fonds IFAW) ihre Ansichten vor. Hier prallten die Meinungen, wie erwartet, aufeinander. Die SPD-Politikerin Ute Vogt forderte ebenso wie die Tierschützer Henriette Hackl und IFAW-Manager Robert Kless strenge Verbote und Positivlisten, während EPO-Präsident Svein A. Fossa und Tierarzt Dr. Markus Biffar darauf hinwiesen, dass eine Unterscheidung zwischen Wild- und Heimtieren bzw. domestizierten und nicht-domestizierten Tieren nicht zielführend sei und es bisher schon keinen Mangel an Gesetzgebung, sondern eher beim Vollzug gebe. Keine Einigkeit erzielt werden konnte beim Thema Positiv- oder Negativlisten. Einig waren sich die Experten dagegen bei der Forderung nach einer erhöhten Aufklärung zum Umgang mit Wild- bzw. mit Heimtieren generell. Darüber hinaus sprachen sich die Teilnehmer gegen den Handel mit Heimtieren auf kommerziellen Tierbörsen und im Internet aus. In Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Verbänden sei eine Erhebung der in Deutschland gehandelten und gehaltenen Wildfänge notwendig. Zu einer sachgerechten Erarbeitung von Regulierungen des Handels und der Haltung von Wildfängen gehöre auch, mögliche unbeabsichtigte Folgen zu vermeiden. Die illegale Tierhaltung dürfe durch Überregulierung nicht begünstigt werden. In seinem Resümee des Tages merkte ZZF-Präsident Norbert Holthenrich an, dass die Politik nicht allein das Thema Heimtiere auf der Tagesordnung habe. Doch es sei gut, wenn immer wieder darüber gesprochen werde. Der ZZF pflegt auch weiterhin einen engen Austausch mit der Politik. Unter anderem veranstaltet er am 25. November 2015 zum dritten Mal einen Parlamentarischen Abend in Berlin. Das Motto lautet: „tierisch politisch!“. Schauplatz wird – wie in den beiden Vorjahren – wieder die einzigartige Atmosphäre des Berliner Zoo-Aquariums sein.
 
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