2. Parlamentarischer Abend des ZZF__Kein generelles Importverbot

Ein großer Erfolg war der zweite Parlamentarische Abend des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe e. V. (ZZF) am 26. November im Zoo-Aquarium Berlin. 210 Politiker und Medienvertreter folgten der „tierisch politischen“ Veranstaltung, die in diesem Zusammenhang über die Positionen des Wildtierhandels und den Import von Wildfängen informierte. 

Beim 2. Parlamentarischen Abend in Berlin ging es insbesondere darum, in einem zwanglosen Rahmen mit politischen Akteuren ins Gespräch zu kommen, um den Verband und dessen Ziele zu präsentieren. Denn immer wieder tauchen Medienberichte auf, die über einen florierenden Wildtierhandel im Internet berichten, über skrupellose, den Artenschutz missachtende Händler und über Sammler, die sich auf hochpreisige Raritäten fokussiert haben. Dass dadurch ungerechtfertigter Weise auch der hiesige Zoofachhandel in Verruf gerät, darüber konnte der ZZF an diesem Abend ein großes aufgeschlossenes Forum informieren. 

ZZF-Geschäftsführer Richard Wildeus und ZZF-Vizepräsidentin Ute Klein, die den wegen eines privaten Trauerfalls verhinderten ZZF-Präsidenten Norbert Holthenrich vertraten, verschafften sich mit ihren Forderungen gegen ein generelles Handels- oder Importverbot bzw. eine Positivliste politisches Gehör. „Die Klausel im Koalitionsvertrag, Abschnitt 4.2. Lebensqualität in der Stadt und auf dem Land, Seite 119, ‚Import von Wildfängen in die EU sollen grundsätzlich verboten werden’, ist für uns eine existenziell bedrohliche und unnötige Beschwernis“, betonte Wildeus explizit. „Der überwiegende Teil der in Deutschland angebotenen Heimtiere stammt aus Nachzuchten in menschlicher Obhut. Vor allem die Aquarianer und Terrarianer tragen mit ihren Nach-zuchtbemühungen dazu bei, dass interessante Arten kennengelernt und beschrieben werden und nicht mehr länger als Wildfänge, sondern als Nachzuchten auf den deutschen Markt kommen“, erklärte der Geschäftsführer die Haltung des deutschen Zoofachhandels. Im ZZF organisierte Fachhändler haben sich darüber hinaus in den sogenannten Heidelberger Beschlüssen verständigt, Tierarten, die mittels tierschutzwidriger Fang- oder Transportmethoden in den Handel gelangen, gar nicht erst anzubieten. 

Obschon der Verband die neue Tierwohloffensive der Bundesregierung sehr begrüßt, betonte Ute Klein, dass die daraus resultierenden Forderungen in Bezug auf die Heimtierhaltung allerdings differenziert zu betrachten seien: „Kontrollierte Naturentnahmen tragen im Gegensatz zur Umweltzerstörung zum Schutz der natürlichen Lebensräume von Tieren bei, denn die betroffenen Exportländer haben ein ureigenes Interesse am Schutz ihrer natürlichen Ressourcen. Einnahmen über den Wildtierhandel können die Bewohner dort langfristig nur erzielen, wenn die natürlichen Quellen erhalten und gepflegt werden. So wurde bisher noch keine einzige wildgefangene Tierart durch den Fang zum Zweck der Heimtierhaltung ausgerottet. Ein generelles Importverbot von Wildfängen würde den Artenschutz also nicht verbessern, sondern die Haltung beispielsweise von Reptilien in die unüberwachte Illegalität abdrängen, wie es in anderen europäischen Ländern zu beobachten ist, die eine restriktive Einfuhrpolitik verfolgen.“ Daher war es ein dringliches Anliegen des Verbandes, das Vorhaben der Bundesregierung an diesem Abend mit hilfreichen Empfehlungen zu unterstützen. 

Teilgenommen haben u.a. die Parlamentarischen Staatssekretärinnen Dr. Maria Flachsbarth (BMEL) und Rita Schwarzelühr-Sutter (BMUB). Stellvertretend für die Bundesumweltministerin sprach Schwarzelühr-Sutter in ihrem Grußwort: „Ich halte es nicht für sinnvoll, den Import von Wildfängen generell zu verbieten, weil davon Arten betroffen sind, die nicht gefährdet sind.“ Ziel könne nicht sein, den Wildtierhandel komplett zu verbieten, da es auch positive Effekte gebe. Ein gangbarer Weg sei ein Ausfuhrverbot von Tieren, wenn sie in den Ursprungsländern nach nationalem Recht vom Aussterben bedroht sind. Zum Abschluss lobte Schwarzelühr-Sutter die „exzellente Zusammenarbeit“ zwischen Bundesumweltministerium und der Ringstelle des Verbandes bei der Vergabe von artenschutzrechtlichen Kennzeichen. Auch hob sie die Konsultationen des ZZF mit der EU-Kommission positiv hervor. Insgesamt konnte der ZZF ein sehr erfreuliches Fazit aus der gut besuchten Veranstaltung ziehen und die Teilnehmer lobten die anregende Atmosphäre des Zoo-Aquariums für den „tierisch-politischen“ Austausch. 

 

Standpunkte und Forderungen des ZZF

Stärkung der artgerechten Tierhaltung

Zentrale Bedeutung hat die artgerechte Heimtierhaltung. Die Mitglieder des ZZF prüfen regelmäßig, welche Tiere für die private Haltung geeignet sind und unterwerfen sich den Selbstbeschränkungen im Handel mit Heimtieren, die der Verband festlegt. Der Verband versteht sich auch als Partner für die Tierhalter, die er im Rahmen verschiedener Dienstleistungsangebote berät.

Bundeseinheitliche Regelung des Handels und der privaten Haltung von „Exoten“ oder Wildtieren 

Der ZZF spricht sich gegen ein generelles, bundesweites Verbot zur Haltung gefährlicher Tierarten/„Exoten“ aus. Vielmehr fordert der Verband einen Sach- kundenachweis für die Haltung von gefährlichengiftigen Tieren. Die Haltung einiger giftiger Tierarten erfordert besondere Fachkenntnisse, die belegt werden müssen. Dazu sollte gemeinsam mit der Politik eine Liste mit meldepflichtigen Arten und ein Kriterienkatalog erarbeitet werden. Somit erhalten erfahrene Hobbyisten weiterhin die Möglichkeit, verantwortungsvoll und sicher mit gefährlichen Tieren umzugehen. Einen Sachkundenachweis für Reptilienhalter lehnt der ZZF ab.

Begriffsdefinition „Exoten“ und „Wildtiere“

In der Debatte um Import- und Haltungsverbote wird häufig über sog. „Exoten“ oder „Wildtiere“ gesprochen. Dabei ist nicht genau erläutert, welche Tierarten hiermit konkret gemeint sind. Der Verband würde in der weiteren Diskussion gerne den Begriff „Exoten“ eliminieren, weil verallgemeinernde Begriffe und Formulierungen der Artenvielfalt nicht Rechnung tragen und somit den Tierschutz behindern. Unter „Wildtieren“ versteht der ZZF Arten, die in ihrem äußeren Erscheinungsbild einer wild lebenden Art ähneln. Das heißt allerdings nicht, dass sie nicht bereits domestiziert wären oder der Domestikationsprozess bereits begonnen hat. Aus diesem Grund setzt er sich dafür ein, eine präzise Begriffsdefinition der „Wildtiere“ vorzunehmen.

Importverbot von Wildfängen

Der Handel mit Wildfängen für die Heimtierhaltung fördert den Artenschutz. Bisher wurde noch keine einzige wildgefangene Tierart durch den Fang zum Zweck der Heimtierhaltung ausgerottet. Stattdessen könnte gerade ein generelles Verbot des Handels mit Wildfängen dazu führen, dass Biotope dieser Arten gefährdet werden und so ein Artenrückgang bis hin zum Aussterben beschleunigt wird. Denn die Exportländer haben ein ureigenes Interesse am Schutz ihrer natürlichen Ressourcen, wenn von diesen profitiert wird. Außerdem weist der Verband sehr nachdrücklich darauf hin, dass ein Verbot den illegalen Tierhandel weiter stärken würde. Aus diesem Grund lehnt der ein generelles Importverbot von Wildfängen ab.

Arterhaltung in Aquarien

Der ZZF setzt sich dafür ein, dass auch künftig beliebte Aquarienfische gehandelt werden dürfen. Durch Umweltzerstörungen ist ein Rückgang vieler Fischarten in der Wildnis zu verzeichnen. Viele Exemplare bedrohter oder gar in der Natur aufgrund von Umweltzerstörung bereits ausgestorbener Arten werden nur noch in der Aquaristik vermehrt. Aquarianer tragen dazu bei, dass Arten entdeckt und beschrieben werden. Ein Verbot der Einfuhr von Wildfängen hätte negative Auswirkungen auf die Nachzuchtbemühungen. Für die Nachzucht benötigen Züchter immer wieder auch Wildfänge, die eingekreuzt werden, um inzestuöse Schäden zu vermeiden.  

Illegaler Tierhandel

Den Kampf gegen illegalen Tierhandel unterstützt der Verband uneingeschränkt. Wildfänge, die in ihren Herkunftsländern geschützt sind, dürfen nicht für den kommerziellen Lebendtierhandel in die EU eingeführt werden. Dem unerlaubten Handel mit Wildtieren muss mit harten Strafen begegnet werden. Die Bemühungen gegen den illegalen Handel müssen intensiviert und ausgeweitet werden.