Aquaristik__Der größte Fisch

Bernd Schmölzing (rechts) und Stefan Schmölzing leiten die Geschäfte des Zierfischgroßhändlers. Fotos: D. Heitz

EFS ist nach eigenen Angaben der größte Zierfischgroßhändler in Deutschland. Firmengründer Bernd Schmölzing hat in den vielen Jahren seines Unternehmertums immer wieder einen guten Riecher für die Entwicklungen in der Aquaristik bewiesen. Manchmal sprang ihm auch das Glück zur Seite.

Ob Fressnapf, Futterhaus oder Kölle Zoo – wer in Deutschland Zierfische im Einzelhandel zum Verkauf anbietet, bezieht sie höchstwahrscheinlich auch aus Oberfranken. Seit Anfang der 90er-Jahre betreibt Bernd Schmölzing dort seinen Großhandel. Angefangen hatte die Geschichte aber schon einige Jahre früher.

„Ich wollte unbedingt etwas mit Tieren machen“, sagt der 62-Jährige. Also wurde er Metzger. Nach der Ausbildung ging er in die Industrie, arbeitete fünf Jahre lang für Siemens. Dann machte er gemeinsam mit seinem Bruder einen Zoofachhandel im fränkischen Marktgraiz auf, als Vollsortimenter mit lebenden Tieren. Endlich konnte er wirklich mit Tieren arbeiten.

Fische kann man nur demjenigen verkaufen, der ein Aquarium besitzt. Für Bernd Schmölzing bedeutete das Überstunden. Tagsüber verkaufte er gemeinsam mit seinem Bruder in dem Zoogeschäft Tiere, Futter und Zubehör. Nach Feierabend baute er gemeinsam mit seinem Schwager Aquarien und die passenden Möbel. In diesen Nachtschichten sollte eine lebenslange Zusammenarbeit ihren Anfang finden: Dieser Schwager, Stefan Popp, ist heute Produktionsleiter bei EFS.

Auch die anderen Zoofachhändler der Gegend waren an den Becken interessiert und kauften Schmölzing den Laden leer. Das Geschäft florierte und Anfang der 90er entschied sich der Unternehmer dann, voll auf den Großhandel mit Fischen und Aquarien zu setzen. Während sein Bruder dem Einzelhandel treu blieb, ahnte Bernd Schmölzing, dass sein geschäftliches Glück eher an anderer Stelle liegen könnte.

Stetiges Wachstum

Schmölzing baute einen Unternehmenssitz mit 400 Quadratmetern, oben drüber zwei Wohnungen, von denen er eine selbst nutzte. Das Geschäft wuchs stetig, Kunden aus einem Umkreis von 200 Kilometern kauften bei ihrem Marktgraizer Großhändler ein. Nach zwei Jahren verdoppelte Schmölzing die Betriebsfläche, wieder in Eigenleistung. Ab 1993 hielt er Fische in rund 700 Aquarien. Schreinerei und Glaserei für den Aquarienbau waren an anderen Orten untergebracht.

In den folgenden sieben Jahren machte sich der Zierfisch- und Aquariengroßhandel in ganz Deutschland und darüber hinaus einen Namen. Als 2000 dann im nahegelegenen Sonnefeld eine zweieinhalbtausend Quadratmeter große Halle mit stillgelegter Go-Cart-Bahn zum Verkauf stand, griff Schmölzing zu. Nach sechs Monaten Umbau nahm EFS das neue Gelände in Betrieb.

Auch wenn das Unternehmen bis heute noch Aquarien und Möbel baut – der Kern des Geschäftes ist der Handel mit Zierfischen. 2008 erweiterte das Unternehmen das Sortiment um den Bereich Kaltwasserfisch, der nach einem weiteren Jahr gleich ausgebaut werden musste. Als dann die Kunden den Großhändler immer mehr zur Meerwasseraquaristik drängten, kam das Glück ins Spiel: Unmittelbar neben dem Firmensitz wurde 2015 ein Gebäude mit 2.700 Quadratmetern frei. Schmölzing kaufte es, baute es um und installierte dort den neuen Geschäftsbereich.

Heute hält EFS allein im Süßwassersegment rund eine Million Individuen, im wachsenden Meerwasserbereich schon etwa 50.000. In dem Betrieb arbeiten 55 Mitarbeiter in Tag- und Nachtschichten. Neben der Pflege und dem Verkauf von Fischen, Korallen und Pflanzen baut EFS weiterhin Aquarien und passende Möbel, oft individuell abgemessen. Im Schnitt produzieren die Mitarbeiter 30 solcher Becken pro Tag. Sämtliche Firmenbereiche seien profitabel, so Schmölzing. Das Unternehmen versteht sich als loyaler Partner des Zoofachhandels und verkauft seit jeher ausschließlich über diesen Vertriebsweg.

Vier Wochen Quarantäne

Ein weiterer wichtiger Teil der Firmenphilosophie speist sich aus der Prämisse, das Tierwohl immer an die erste Stelle zu setzen. Vier gelernte Tierpfleger arbeiten im Betrieb; EFS bildet in diesem Beruf auch selbst aus. Alle Fische, die angeliefert werden, kommen zunächst einmal in eine vierwöchige Quarantäne. Im firmeneigenen Labor werden die Gesundheit der Tiere und die Wasserqualität aller Becken überwacht. Dieses Qualitätsmanagement im Umgang mit den Tieren hat sicher einen wesentlichen Anteil zur Erfolgsgeschichte des Großhändlers beigetragen.

Bernd Schmölzing schaut auf mittlerweile mehr als 35 Jahre Unternehmertum zurück. Ans Aufhören denkt der 62-Jährige aber noch lange nicht. „Ich habe keinen festen Zeitpunkt festgelegt“, sagt er. Irgendwann wird er sicher kürzer treten, aber dafür hat er längst vorgesorgt. Drei seiner Söhne arbeiten im Unternehmen: Stefan, mit 29 Jahren der jüngste, ist neben seinem Vater Geschäftsführer. Robert Schmölzing (30) soll zukünftig die Meerwasserabteilung leiten, Bernd Schmölzing junior leitet das Labor.

„Es läuft super“, sagt Stefan Schmölzing zur Lage des Unternehmens. Damit das so bleibt, planen die Schmölzings den Meerwasserbereich weiter auszubauen. Dafür müssen sie noch nicht einmal mehr das Glück bemühen: Auf dem Grundstück in Sonnefeld stehen insgesamt 38.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Jede Menge Platz für Aquarien.

Dominic Heitz