Pets Deli__Phoenix aus der Asche

Tania Moser ist Miteigentümerin und Geschäftsführerin von Pets Deli. Fotos: Pets Deli

Mit Rocket Internet als Investor erhielt Pets Deli bei seinem Start 2015 enorme Aufmerksamkeit. Die Insolvenz nur eineinhalb Jahre später sorgte für Ernüchterung. Tania Moser, schon damals im Team, glaubte aber an die Idee. Heute ist sie Miteigentümerin und Geschäftsführerin des Unternehmens, das in den kommenden zwölf Monaten profitabel sein soll.

Pets Deli mit Firmensitz in Berlin pflegt immer noch gerne sein cooles, hippes Start-up-Image. Tania Moser, Geschäftsführerin des Online-Futtermittelhändlers, hat dagegen ihren Wohnsitz in die Schweiz verlegt und pendelt regelmäßig. Mit Video-Calls, die seit der Pandemie Alltag sind, sei das kein Problem.

Über Investoren entstand der Kontakt zu Pets Deli. „Ich fand die Marke und das Geschäftsmodell von Pets Deli superspannend und konnte mir gut vorstellen dort mitzumachen“, erzählt sie über ihre Anfänge. Im März 2016 kam sie als „Head of Business Development“ zu Pets Deli mit damals 15 Mitarbeitern. Drei Monate später hatte das Unternehmen bereits 120 Mitarbeiter und begann in sechs Ländern gleichzeitig zu expandieren. Im Mai 2017 dann das Aus – Pets Deli musste Insolvenz anmelden.

Auf und ab

„Wir hatten weder die Margen noch die Prozesse für ein solch rasantes Wachstum“, sagt sie rückblickend. Auch mit dem Fokus rein auf Barf-Produkte habe man sich zu sehr in der Nische bewegt. „In diesen eineinhalb Jahren habe ich sämtliche Ups and Downs erlebt - meine persönliche Lernkurve“, so Moser.
Dennoch hat sie weiter fest an das Konzept geglaubt und die Marke übernommen. „Ich war von Anfang an vom Ansatz überzeugt: Die Schaffung einer starken, durch Emotionen getriebenen Online- Marke. Für uns steht im Vordergrund: Der Kunde und seine Fellnase. Und somit konzentrieren wir uns auf das Einkaufserlebnis, den Spaß am Füttern und insbesondere auf das, auf das es wirklich ankommt, nämlich die Empfehlung des passenden Produktes für jedes einzelne Tier und seine Bedürfnisse“, sagt Moser. Zumal die etablierten Marken den Online-Kanal ihrer Meinung nach nicht wirklich beherrschten.

Ganz klein, mit gerade vier Mitarbeitern ist sie im September 2017 wieder gestartet. Dafür hat sie das Sortiment vergrößert – neben Barf auch Nassfutter, Trockenfutter sowie Snacks für Hunde und Katzen angeboten. Mit der auf Direct-to-Consumer (D2C)-spezialisierten Econa hat sie außerdem einen neuen Investor gefunden, den sie sehr schätzt. Seitdem ist das Unternehmen laut Moser jedes Jahr um zirka 100 Prozent gewachsen. Aktuell stehen die Wachstumsprognosen bei 40 bis 50 Prozent. Auch personell sei man wieder erstarkt: 70 Personen sind im Berliner Büro, 30 Mitarbeiter im Lager in Brandenburg sowie 20 Mitarbeiter in den stationären Pets Deli-Shops.

Bald profitabel?

Profitabel ist das Unternehmen noch nicht, aber, so deutet Moser an, die Profitabilität sei in greifbare Nähe gerückt, bis Ende des Jahres soll sie erreicht sein. Der Fokus liegt klar auf dem Online- Geschäft. Damit macht Pets Deli 86 Prozent des Umsatzes. „Das ist unsere Kernkompetenz. Und das wird auch so bleiben“, sagt Moser. „Wir kennen unsere Kunden und ihre Produktvorlieben ganz genau, da wir über eine Datenkompetenz verfügen, die so kein anderer Mitbewerber hat.“

Die regelmäßige Datenanalyse gehört zum Tagesgeschäft. Dabei wird unter anderem ausgewertet, wer der Kunde ist, wie sich die Kunden beim Onlineshopping verhalten, welche Produkte nachgefragt und wieder gekauft werden. Anhand dessen könne Pets Deli Produkte, den Onlineshop und das digitale Marketing auf Basis der Daten kontinuierlich optimieren. Der Kern des Unternehmens ist das Data-Warehouse.

Auf der anderen Seite, so Moser, gibt es 50 Prozent Kunden, die lieber stationär kaufen. In Berlin, Potsdam, Hamburg und im schweizerischen Luzern hat das Unternehmen daher eigene Stores an den Start gebracht. Damit habe man eine gute Präsenz und erreiche Kunden, die online nicht gerne einkaufen. „Auch hier wollen wir weiterwachsen“, kündigt Moser an. Mindestens zwei Geschäfte sollen jährlich eröffnen, vor allem dort, wo Pets Deli schon eine gute Markenbekanntheit hat, zum Beispiel in Nordrhein- Westfalen, München oder in größeren Städten Österreichs.

Kooperationene mit anderen Marktteilnehmern

88 Prozent der Kunden seien übrigens Frauen zwischen 25 und 45 Jahren, hat Pets Deli festgestellt, was aber nicht verwundere. „Gesunde Ernährung ist ein Thema, das stark von Frauen gelebt wird“, weiß Moser. Zusätzlich geht Pets Deli Kooperationen mit anderen Marktteilnehmern ein, wie zum Beispiel Kölle Zoo, Fressnapf, Lidl und Edeka. „Wir genießen inzwischen den Luxus, dass immer mehr Handelsunternehmen direkt auf uns zukommen. Vor ein paar Jahren sah das noch anders aus. Wir merken, unsere Markenbekanntheit ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen, unter anderem auch durch den starken Fokus auf Social Media- und Influencer-Marketing“, schildert Moser die Lage, „doch wir überlegen genau, welcher Partner der richtige für uns ist und wo die Zusammenarbeit Spaß macht.“

Auch das B2B-Geschäft soll vorangetrieben werden. Aktuell liege der Umsatz damit bei zehn Prozent. Moser will ihn auf mindestens 20 Prozent anheben, weshalb sie dafür ein eigenes, kleines Team zusammengestellt hat. Noch konzentriert sich Pets Deli auf die Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz. Doch das Thema „Internationalisierung“ wird wieder in Betracht gezogen. Und fragt man Moser nach ihrer persönlichen Zukunftsvision, nennt sie Fleischersatzprodukte in der Tiernahrung. Sie ist davon überzeugt, dass diese eine immer wichtigere Rolle im Futtermittelmarkt spielen werden.

Sabine Gierok