Politik und Tier__zza trifft Gabriele Hiller-Ohm, MdB

Schon als Kind war sie von Hunden fasziniert; heute teilen ein Pudel, ein Dackelterriermix und ein Magyar Viszla das Leben der SPD-Politikerin Gabriele Hiller-Ohm.

Zahlreiche Mitglieder des Deutschen Bundestages teilen ihr Heim mit einem Tier – warum sie Tiere halten, wie sich das Zusammenleben gestaltet und welche Rolle ihrer Meinung nach Heimtiere in unserer Gesellschaft spielen sollten, ergründet unsere zza-Serie „Politik & Tier“. Hier die Antworten von Gabriele Hiller-Ohm (SPD).

zza: Sie haben ein Heimtier, welches?

Gabriele Hiller-Ohm: Ich habe drei Hunde, einen Magyar Viszla, einen Dackelterriermix aus dem Tierheim und seit anderthalb Jahren den (sehr) kleinen Pudel meiner verstorbenen Mutter. Den Tierheimhund haben wir am längsten. Dann kam Vito der Viszla als Welpe hinzu und jetzt noch der Pudel.

Wieso haben Sie sich gerade für diese Tiere entschieden?

Hunde haben mich immer fasziniert. Schon als Kind habe ich mir sehnlichst einen Hund gewünscht, aber ein großer sollte es sein. Wir bekamen damals einen Dackel.

Wie sind Sie zu Ihrem Tier gekommen?

Meine Tochter hat mich davon überzeugt, dass wir auch einmal einen Welpen großziehen sollten. Bisher hatten wir immer ausgewachsene Hunde aus dem Tierheim. Sie hat sich intensiv über die unterschiedlichen Hunderassen informiert und vorgeschlagen einen ungarischen Vorstehhund zu nehmen. Ich fand ihre Argumente überzeugend.

Warum haben Sie ein Tier?

Die Hunde geben mir Ruhe und das Gefühl von Sicherheit.

Hatten Sie schon als Kind ein Tier?

Ja, wir hatten in unserer Familie immer viele Haustiere.

Tiere gehen nicht wählen. Unterstützt Ihr Tier Ihre politische Arbeit dennoch?

Ja, sogar sehr. Durch den engen Kontakt zu meinen Haustieren sehe ich Tiere generell als Mitgeschöpfe, die die gleichen Rechte auf ein gutes Leben haben wie wir Menschen. Wir verwehren ihnen dieses Recht jedoch. Jährlich werden allein in Deutschland circa 60 Millionen Schweine, 3,5 Millionen Rinder und 665 Millionen Geflügel getötet. Die Bedingungen unter denen sie bis zur Schlachtreife aufgezogen und gehalten werden, sind aus meiner Sicht nicht akzeptabel. Ich möchte nicht, dass Tiere für mich Qualen erleiden und sterben müssen. Ich habe mich deshalb für eine tierfreie vegane Ernährung entschieden. Für mich ist das eine sehr politische Entscheidung. Ich bin davon überzeugt, dass die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung nur durch konsequente Verringerung des Fleischkonsums sichergestellt werden kann. Weniger Tierprodukte sind außerdem gut für das Klima und die Gesundheit und sie lindern natürlich auch das Leid der Tiere. Das sind viele gute Gründe für eine Ernährungsumstellung, zumal es inzwischen viele gute pflanzliche Alternativen gibt.

Sollten Tiere in unserer Gesellschaft in Zukunft eine größere Rolle spielen?

Tierrechte sollten gestärkt werden. Diese Forderung darf sich jedoch nicht nur auf unsere Haustiere beziehen, sondern betrifft vor allem auch die sogenannten Nutztiere. Haustiere können den Blick vor der Realität verstellen. Man liebt sein eigenes Haustier, übernimmt hierfür Verantwortung. Was aber ist mit den vielen anderen Tieren? Haben sie nicht das gleiche Recht auf Respekt und ein artgerechtes Leben? Wir müssen die Entfremdung zwischen dem was wir essen und dem was das Stück Fleisch oder Fisch auf dem Teller einmal war überwinden. Werbung von glücklichen Tieren auf Verpackungen und in Werbespots sollte untersagt werden. Leider haben wir ganz offensichtlich jegliche Wertschätzung unseren Mitgeschöpfen gegenüber verloren. Das wird schon daran deutlich, dass in Deutschland jährlich 18,4 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen und vernichtet werden.

Welche Tiere faszinieren Sie neben Ihrem eigenen am meisten?

Mich faszinieren alle Tiere sehr. Ich wünschte, sie hätten eine stärkere Lobby.

 

Zur Person

Gabriele Hiller-Ohm, 1953 in Lübeck geboren, hat zwei Kinder und drei Hunde. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Pädagogik an der Universität Hamburg begann sie zunächst eine Ausbildung zur Elektroinstallateurin und dann eine Tätigkeit als Redakteurin. An der Fachhochschule Lübeck baute sie die Abteilung für der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auf und übernahm die Leitung des Büros für die Teilnahme der FH Lübeck am europäischen Berufsbildungs- und Mobilitätsprogramm „Leonardo Da Vinci“.

1983 trat sie in die SPD ein. Von 1990 bis 2002 war sie Mitglied der Lübecker Bürgerschaft und bekleidete Positionen als Senatorin der Hansestadt Lübeck (1995 bis 1997), Vorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion Lübeck (1999 bis 2002), stellvertretende Kreisvorsitzende der SPD Lübeck (2008 bis 2014), seit 1999 ist sie Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Mühlentor-Ost und seit 2013 Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Lübeck.

Seit Oktober 2002 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Für ihren Wahlkreis Lübeck zog Gabriele Hiller-Ohm seit 2002 stets als direkt gewählte Abgeordnete in den Bundestag ein. Seit 2014 ist sie Vorsitzende der Arbeitsgruppe Tourismus und damit tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. In der aktuellen Legislaturperiode ist Hiller-Ohm Ordentliches Mitglied und Obfrau im Ausschuss für Tourismus, Ordentliches Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales sowie Stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft.