Praxistest mit Hundetragen__Komm, wir machen Huckepack!

Beim Hunter-Modell Madison befindet sich der Ausguck im oberen Bereich. Foto: S. Gierok

Für viele wird der Sommerurlaub dieses Jahr wohl eher mit Wanderungen in deutschen Mittelgebirgen stattfinden. Hundehalter, die ihren Vierbeiner mitnehmen wollen, müssen sich fragen: Schafft er ausgedehnte Touren? Oder braucht es Hilfsmittel? Die zza-Redaktion hat Hundetragen in der Praxis getestet.

Eine Woche lang lagen abwechselnd zwei Rucksäcke und eine Bauchtrage auf Daylas Hundedecke. Dayla, eine acht Jahre alte und zirka fünf Kilogramm schwere Havaneser-Hündin, die ihre Halter gerne überall mithinbegleitet, war ausgewählt, diese Produkte zu testen. Damit sie sich in diesen Tragen auch wohlfühlt, sollte sie sich bereits im Vorfeld der Ausflüge mit den neuen Produkten anfreunden.

Immer wieder konnte die neugierige, aber auch etwas ängstliche Hündin im Innern der Rucksäcke beziehungsweise der Bauchtrage ein unwiderstehliches Leckerli entdecken. Und da das Verlangen größer war als die Vorsicht, krabbelte sie – nach ausgiebigem Beschnuppern der Tragen – hinein, um sich den Snack zu sichern. Schon bald entstand so etwas wie Vertrautheit und sie kroch samt Spielzeug freiwillig in ihre neuen Höhlen.

Wandern mit Hund

Die Besitzer von Dayla, zza-Redakteurin Sabine Gierok und ihr Partner, sind begeisterte Wanderer. Insbesondere seit Corona zieht es die beiden zu immer längeren Touren in den Schwarzwald oder die nahgelegene Pfalz. Während ihre Hündin Touren bis zehn Kilometer prima – wenn nicht sogar begeistert – mitläuft, fällt sie bei darüber hinausgehenden Wanderungen zurück, vor allem wenn ordentlich Höhenmeter hinzukommen.

Doch was macht man mit Hunden, die zu jung, zu alt oder zu schwach und dem Wandermarathon ihrer Halter nicht gewachsen sind? Gibt es im Handel nicht spezielle Hunderucksäcke oder Bauchtragen? Auf Anfrage bei Hunter und Trixie erhielt die Redaktion positive Rückmeldung: Beide Anbieter stellten ihre Artikel gerne zum Ausprobieren zur Verfügung. Der Praxistest konnte also losgehen.

Erstmal frei laufen

Als Teststrecke diente eine zirka 16 Kilometer lange Wanderung auf Waldwegen mit rund 350 Höhenmetern. Da der Einstieg gemächlich startete, durfte sich Dayla für die ersten sechs Kilometer frei bewegen und auspowern. Mit zunehmender Steigung fiel der Hund zurück und die Halter entschieden, ihr Tier in den Trixie-Rucksack William zu setzen, den Daylas Halter bereits die ganze Zeit über auf dem Rücken trug. Die beiden gepolsterten Schultergurte konnten zuvor ohne Probleme auf eine bequeme Passform eingestellt werden. Der Brustgurt ließ sich über die Gurte mit etwas Geduld ebenfalls optimieren.

Der Rucksack selbst ließ sich vorne per Doppel-Reißverschluß öffnen, sodass man den Hund einfach hineinsetzen konnte. Mit den beiden Reißverschlüssen links und rechts wurde das Fach soweit geschlossen, dass der Hunde noch hinausschauen konnte. Zumindest hatte es Dayla für sich so entschieden. Der Reißverschluss ist so verarbeitet, dass er das Tier nicht stört oder gar verletzt. Direkt darüber befindet sich ein Sichtfenster aus Meshgewebe, das auch abgedeckt werden kann.

Weiterer Ausguck

Eine Idee wäre, wenn sich dieses Gewebe, vielleicht per Klettverschluss, öffnen ließe – so gäbe es einen weiteren Ausguck. Natürlich hätte Dayla auch oben rausschauen können – so hat es der Hersteller vermutlich vorgesehen – aber sie bevorzugte die geschilderte Variante.

Der großzügige Haupteinstieg, der ebenfalls noch ausprobiert wurde, war auch über einen Doppelreißverschluss bis zum Rucksackboden zu öffnen, was dem Hund einen leichten Einstieg erlaubte. Dayla fühlte sich dort pudelwohl  – falls man das so sagen darf – bis zur flachen Schlussetappe, die sie wieder selbst laufen konnte. Die fünf Kilo, die ihr Halter zusätzlich schleppen musste, ließen sich dank eines einstellbaren Beckengurts gut bewältigen.

Ruhig und entspannt

Dayla verhielt sich während der gesamten Tragedauer ruhig und entspannt. Sie saß auf dem mitgelieferten Kissen und schaute das Gros der Zeit zufrieden aus dem Rucksack. Über eine Kurzleine mit Karabinerhaken hätte man sie zusätzlich sichern können, doch war dies in ihrem Fall nicht notwendig. Kurzzeitig zog sie sich sogar ganz ins Innere des Rucksacks zurück. Dann hätte man die Taschen komplett schließen können, was vielleicht bei Regen oder stürmischer Witterung hilfreich wäre. Durch die mehrfachen Gewebeeinsätze ist für ausreichend Frischluftzufuhr gesorgt. Der Rucksack aus Polyester verfügt außerdem über eine Seitentasche, in der neben der Leine, auch noch ein paar Leckerlis und die Hundebeutel Platz fanden.

Die gleiche Tour hat Dayla ein weiteres Mal im Hunter-Rucksack Madison verbracht. Im Prinzip war ihr Verhalten ähnlich: Nur dass sie weiter oben herauslugte, da der Rucksack aus robuster Baumwolle nicht über einen zweiten Einstieg verfügt. Der größte Unterschied zum Wettbewerbsprodukt William lag im Einstieg von oben, der für manchen Hund vielleicht nicht ganz so komfortabel ist wie ein Einstieg von vorne. Dafür hat er eine doppelte Seitentasche, in der neben der Leine auch die Trinkflasche schnell greifbar war, sowie weitere verschließbare Fächer. Außerdem – sehr praktisch – hängt noch ein Außentäschchen mit Kotbeuteln am Rucksack.

Hoher Tragekomfort

Ansonsten verfügt der Rucksack über die gleichen Ausstattungsmerkmale wie das erste Testmodell: Sitzkissen, Sicherungsgurt, Lufteinlässe. Auch der Tragekomfort mit der gepolsterten Rückpartie ist genauso hoch wie beim Vorgänger, denn auch hier lassen sich Schulterriemen und Brustgurt individuell einstellen. Was leider fehlte, war ein Beckengurt, der das zu tragende Gewicht besser verteilen würde. Dafür ließe sich der Rucksack an einem Trolleygestänge befestigen – diese Option haben die Tester allerdings nicht genutzt.

Gerne ausprobiert wurde dafür die Kangoo- Tasche von Hunter, die wie der Name suggeriert, an einen Kängurubeutel erinnert. Die aus Polyester bestehende Trage wird mit verstellbaren und gepolsterten Gurten über die Schultern gehängt, am Rücken geschlossen und dann vor dem Bauch getragen. Die Höhe des Innenraums lässt sich mittels Reißverschluss etwas verstellen; mit einem regulierbaren Gummizug lässt sich der Beutel zudem ein wenig zusammenziehen.

„Merkwürdige Tragevariante“

Dayla war diese im Vergleich zum Rucksack jedoch sehr offene Trageposition nicht ganz geheuer und obwohl sie im Innern mit einem Nylongurt gesichert war, verhielt sich relativ unruhig. Daher entschieden ihre Halter, sie damit lediglich auf dem Waldparkplatz spazieren zu tragen. Auch der Träger war froh, dass er sie damit nicht längere Zeit transportieren musste – er persönlich fand diese Tragevariante „merkwürdig“. Das mag jedoch ein ganz individuelles Empfinden sein. Für sehr kleine Hunde wie beispielweise ein Chihuahua dürfte die Bauchtrage sehr gut funktionieren. Und für eine Shopping- Tour oder einen Städtetrip hat diese luftige Tasche, die zudem über zwei unterschiedlich große Seitentaschen für Zubehör verfügt, durchaus ihre Berechtigung.

Festzuhalten bleibt: Wer keinen allzu schweren Hund besitzt, kann mit den beiden Hunderucksäcken sehr lange und anspruchsvolle Wanderungen unternehmen. Der Tragekomfort ist angenehm und vergleichbar mit einem regulären Rucksack. Das Volumen bietet kleineren Hunden ausreichend Platz, um darin entspannt zu verweilen. In den Außentaschen lassen sich wichtige Utensilien und Zubehör verstauen; die Sitzkissen sind herausnehmbar und leicht zu reinigen.

Auch nach mehreren Einsätzen sehen die Rucksäcke noch immer top aus. Wer Spaß an gemeinsamen Aktivitäten hat, seinen Vierbeiner aber nicht überfordern möchte, für den dürften Hunderucksäcke eine praktische Alternative bilden. Auf eines müssen sich Hundehalter dann aber gefasst machen: auf viele schmunzelnde Gesichter und zahlreiche Kommentare von anderen Wanderfreunden.

sg