Umfrage zur neuen GOT__Verständnis ja, aber Preissteigerung zu extrem

Die neue Gebührenordnung für Tierärzte stellt für viele Tierhalter eine große finanzielle Herausforderung dar. Foto: Pixabay

    Ein Jahr nach Inkrafttreten der neuen Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) präsentieren das Horse Future Panel und die Takefive-Media die Ergebnisse der Befragung zu den Auswirkungen der GOT-Anpassung.  

Insgesamt zeigt sich, dass die meisten Befragten von der neuen GOT gehört haben. So gaben 62 Prozent an, dass sie grob wissen, was die neue GOT beinhaltet, 31 Prozent wissen nach eigener Angabe genau, welche neuen Gebühren sie beinhaltet und 7 Prozent haben zwar schon von der GOT gehört, wissen aber nicht, was sie beinhaltet. Jeder Dritte ist persönlich durch die Tierärztin oder den Tierarzt darüber informiert worden, 53 Prozent sind über das Internet auf die neue GOT aufmerksam geworden. Im Durchschnitt berichteten die Befragten von einer wahrgenommenen Kostensteigerung um 55 Prozent aufgrund der neuen GOT. Die stärksten Gebührenerhöhungen haben die Befragten bei den Pferden wahrgenommen, gefolgt von den Hunden und Katzen.  

Wenngleich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Befragung grundsätzliches Verständnis für die Preiserhöhungen haben, treiben die Kosten viele Menschen an ihre Grenze. So stimmen 68 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die neue GOT sinnvoll ist, allerdings seien die Preissteigerungen zu extrem. Darüber hinaus stimmen rund 88 Prozent zu, dass die „Preissteigerungen für die eigene Lebenshaltung und die für das Tier sowie die Erhöhung der Tierarztkosten“ viele Tierhalter „an die Grenze des finanziell Machbaren“ treiben. 82 Prozent äußern die Sorge, dass die hohen Kosten durch die neue GOT den Tierschutz gefährden.  

Inzwischen geht mit den höheren Kosten offenbar eine Verhaltensänderung in Bezug auf tierärztliche Behandlungen einher. So gaben 64 Prozent an, dass sie sich genauer überlegen, ob sie mit ihrem Tier eine tierärztliche Praxis beauftragen. 61 Prozent haben die Kosten „dazu bewogen, bestimmte tierärztliche Leistungen zu überdenken oder abzulehnen“. Zudem schränken 56 Prozent ihren eigenen Konsum bewusst ein, um sich die gestiegenen Preise für mögliche tierärztliche Behandlungen leisten zu können. Und 47 Prozent haben seit Inkrafttreten der neuen GOT die tierärztlichen Besuche für ihr Tier reduziert.  

Das Haustier-Trendbarometer ging auch der Frage auf den Grund, inwiefern sich die geänderte Gebührenordnung auf die Tierhaltung an sich auswirkt. 59 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich aufgrund der neuen GOT kein weiteres Tier mehr anschaffen werden, 37 Prozent denken nach eigener Angabe eher darüber nach, ihr Tier bei einer schweren Krankheit oder Verletzung gegebenenfalls einschläfern zu lassen, 12 Prozent planen angesichts der Kosten, ein Tier wegzugeben. Und 8 Prozent haben aufgrund der GOT bereits mindestens ein Tier weggegeben. Erwartungsgemäß ergibt sich bei diesen Aussagen zum Tierbestand eine Abhängigkeit zwischen dem Haushaltsnettoeinkommen und der Beantwortung der Fragen. Je höher das Einkommen, umso seltener wird die GOT als Hinderungsgrund empfunden, sich ein weiteres Tier anzuschaffen. Ebenso sinkt mit zunehmender Höhe des Einkommens die Bereitschaft, das Tier im Falle einer schweren Erkrankung oder Verletzung einschläfern zu lassen.  

Drei Viertel der Befragten machen sich Sorgen, wie sie tierärztliche Behandlungen fortan finanzieren sollen. Zugleich steigt die Bereitschaft zum Abschluss einer Tierkrankenversicherung. Zwar haben nur 13 Prozent der Hundebesitzer, 11 Prozent der Pferdebesitzer und 6 Prozent der Katzenbesitzer seit Einführung der neuen GOT eine Tierkrankenversicherung, jedoch ziehen dies rund 25 Prozent der Pferde- und Hundebesitzer sowie 17 Prozent der Katzenbesitzer in Betracht.

Hohe Teilnahmebereitschaft zeigt die Emotionalität

„Unsere Befragung und die hohe Teilnahmebereitschaft zeigt die Emotionalität hinsichtlich der Kostensteigerungen in Gesellschaft und Tierhaltung: Die Angst, das eigene Tier in einer gesundheitlichen Notsituation aus finanziellen Gründen nicht bestmöglich versorgen zu können, scheint erheblich“, schätzt die Geschäftsführerin des Horse Future Panel Dr. Christina Münch die Ergebnisse ein. „Gerade in den aktuell wirtschaftlich unsicheren Zeiten und angesichts stark gestiegener Preise in unterschiedlichen Bereichen des täglichen Lebens werden zusätzliche finanzielle Belastungen als äußerst herausfordernd wahrgenommen. Zwar haben viele Befragte Verständnis für die Anpassung der Gebühren, zugleich sind sie jedoch verunsichert. Sowohl in Bezug auf die Versorgung ihrer derzeitigen Tiere als auch hinsichtlich der Anschaffung weiterer Tiere.“ Die Ergebnisse seien ein Indikator für die Stimmungslage bei den Heimtierhaltern. Es bleibe abzuwarten, wie sich die Wahrnehmung der Gebühren künftig und mit einem gewissen zeitlichen Abstand zu ihrer Erhöhung weiterentwickle; und, inwieweit die Preissteigerungen tatsächlich Auswirkungen auf die in Deutschland gehaltenen Tiere haben werden.  

„Wir sehen zudem einige Potenziale der Umfrageergebnisse“, meint Stephan Schlüter, Geschäftsführer der Takefive-Media. Gerade hinsichtlich des Angebots an Tierkrankenversicherungen gebe es noch viele Möglichkeiten. Darüber hinaus könnten telemedizinisch gestützte Dienste durchaus noch mehr an Relevanz gewinnen. „Natürlich ist die Kostensteigerung in vielen Segmenten ein großes Thema. Zugleich können sich für bestimmte Akteure der Branche neue Chancen ergeben, um die tierärztliche Versorgung der Heimtiere zu flankieren und den Kostendruck minimieren zu helfen.“

An der Umfrage im Oktober 2023 nahmen 5.095 Tierbesitzer deutschlandweit teil. Sie stehen für 120.000 Tiere, darunter 13.500 Pferde, 6.200 Hunde und 5.900 Katzen. Die Ergebnisse der Befragung in Kurzform sowie das Chartbook mit weiteren Ergebnissen sind hier  abrufbar.