CHANNA GACHUA

Der TH03/02 oder eine Erfolgsgeschichte

Nein, hier geht es nicht um eine neue Membranenpumpe oder ein
anderes technisches Gerät – dies ist die (fast) unglaubliche Erfolgsgeschichte
einer Population von Schlangenkopffischen, die seit über zehn Jahren
in unseren Aquarien zu finden ist. Farblich attraktiv, im Vergleich
zu anderen Channa gachua Populationen relativ klein bleibend,
faszinieren diese Fische durch viele interessante Verhaltensweisen.

Channa gachua „Steelblue“ aus dem Banthat-Gebirge, im Vordergrund das Weibchen.
Channa gachua „Steelblue“ aus dem Banthat-Gebirge, im Vordergrund das Weibchen.

Der TH03/02 ist eine Population des Asiatischen kleinen Schlangenkopffisches Channa gachua, der in einem schönen und in der Aquaristik sehr bekannten Kalkfelsenareal bei Krabi in Thailand gefunden wurde. Der Lebensraum gleich neben dem Dorf Sra Kaew setzt sich aus drei herrlich blauen Teichen und einem ebenso blauen Fluss zusammen. Die blaue Farbe ist auf das an Karbonat reiche „Kalkwasser“ zurückzuführen, das in seiner Zusammensetzung zwischen 8 und 15° kH schwankt.
Die Teiche besitzen, wie einige andere im weiteren Umkreis, eine unterirdische Quelle, die von Wassern gespeist werden, die sich im weitläufigen Spaltensystem der Kalkberge sammeln. Der Grund der sogenannten Quelltöpfe ist wohl rund drei Meter tief. Sehr bekannt von hier sind die Kampffischart Betta simplex und der Keilfleckbärbling Trigonostigma espei. Sehr häufig ist auch eine andere attraktive
Schlangenkopfart, Channa lucius. Die C. gachua sind eher in den bachartigen Abflüssen der Quelltöpfe, die dem Fluss zustreben, zu finden.

In solch kleinen Bassins (hier ca. 60 Liter umfassend) pflegt Channa gachua „Steelblue“ seine Brut.
In solch kleinen Bassins (hier ca. 60 Liter umfassend) pflegt Channa gachua „Steelblue“ seine Brut.

Leicht zu züchten


C. gachua TH03/02 wird von engagierten Schlangenkopf-Haltern als leicht zu züchten beschrieben und wird deshalb manchmal als „Ratte“ unter den C. gachua bezeichnet. Dies wertet die schöne Population unnötigerweise ab, schließlich ist leichte Züchtbarkeit kein Nachteil. Wolfgang Harz aus Dresden hat diesen Fisch 2002 in seinem dritten Thailandbiotop gefunden – der Arbeitsname TH03/02 verweist auf Zeitpunkt und Fundort. Neben seiner schönen Färbung ist für Aquarianer interessant, dass diese Population besonders klein bleiben soll. Auch die von mir gefangenen sieben Tiere bekräftigten die Aussage über die einfache Züchtbarkeit dieser Population. Ein Paar, 12 und 14 cm groß, laichten sogar noch im Transportbeutel ab. Das andere Paar laichte zwei Tage später ab. Besonders erstaunlich war die Größe dieses Zuchtpaares: Das Männchen maß gerade 10 cm, das
Weibchen war nur einige Millimeter größer. Letztendlich werden alle bisher
mir bekannten C. gachua Populationen wenigstens 18 cm groß. In natürlichen
Gewässern, aber nicht allzu oft, findet man 20 oder 25 cm große Individuen.
Die C. gachua TH03/02 bleiben im Aquarium mit etwa 15 cm immer noch recht klein. Aufgrund der Größenvariationen der einzelnen Populationen ist es wichtig, den genauen Fundort der Tiere bzw. ihrer Vorfahren zu kennen. Der TH03/02 ist farblich attraktiver als viele andere Flachlandpopulationen von C. gachua. Auffallend auch der Geschlechtsdimorphismus dieser Population. Die Männchen besitzen im geschlechtsreifen Alter mehr Blau in der Rückenflosse und sind somit kräftiger gefärbt. Die ersten zwei Rückenflossenstrahlen sind beim Weibchen kürzer, so dass das Ende der Strahlen unter den nächsten Strahlen liegt.

Channa gachua „Steelblue“ Männchen aus dem Banthat-Biotop.
Channa gachua „Steelblue“ Männchen aus dem Banthat-Biotop.

Channa gachua „Steelblue“


Etwa 200 km südlich vom TH03/02 Biotop, im Banthat-Gebirge, fand ich
eine andere C. gachua Population. Sie ist TH03/02 ähnlich, doch sind speziell
die Männchen dieser Population noch farbenprächtiger. Ich gab dieser Population der Tradition folgend den Arbeitsnamen Channa cf. gachua „Steelblue“. Die Weibchen sind gerade in der Rückenflosse nicht so blau und der Geschlechtsunterschied ist bei dieser Population dadurch noch stärker ausgeprägt wie bei TH03/02. Ich besitze ein harmonierendes Paar, welches bisher jedoch nicht ablaichte. Schon der Lebensraum von C. gachua „Steelblue“ ist einen Besuch wert, denn dieser liegt in noch unzerstörtem Primärregenwald der Malaiischen Halbinsel. Der Bach liegt etwa auf 500 m Höhe und ist durch einen 300 m hohen, steil abfallenden Wasserfall vom Flachland isoliert. Hier ist die Zusammensetzung des Wassers komplett anders als bei Krabi, denn der Bach entspringt im Gebirge mit Basisgesteinen wie Granit. Mit 20 μS/cm ist das Wassermineralarm, sehr rein, ohne Belastung durch Nitrate und mit einem pH-Wert von 6,8. Ich untersuchte Bäche unterhalb des Wasserfalls, die Verbindung zum übrigen Flachland besitzen, und fand auch dort Schlangenkopffische
der Art C. gachua. Diese Populationen sehen komplett anders aus als die Population über dem Wasserfall, obwohl nur etwa 3 km Luftlinie dazwischen liegen. Die Schlangenkopffische unterhalb des Wasserfalls haben Ähnlichkeit mit vielen Flachlandpopulationen. Es scheinen sich in höher gelegenen, isolierten Bächen eigene Populationen herausgebildet haben. Die spannende Frage ist, ob es noch weitere Bergpopulationen gibt.