Tiergestützte Therapie__Kaninchen aktivieren Schlaganfall-Patienten

Im Klinikum München-Harlaching setzen Neuropsychologen erfolgreich auf Zwergkaninchen als therapeutische Unterstützung für schwer kranke Menschen.

Wie der Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft in seiner jüngsten Ausgabe von „Mensch & Tier“ berichtet, setzt die Neuropsychologin Dr. Stefanie Böttger bei der Frührehabilitation von Patienten auf vier Kaninchen, die als Besuchstiere auf die Station kommen. Die Patienten der Station für neurologische Frührehabilitation am Klinikum Harlaching leiden unter verschiedenen Einschränkungen: Sie erholen sich von Schlaganfällen, haben Lähmungen oder Hirnschäden, sind stark immungeschwächt und müssen grundlegende Bewegungen wieder erlernen. Die Kaninchen werden den Patienten auf den Schoß oder die Bettdecke gesetzt, so dass diese beim Streicheln, Bürsten oder Füttern der Tiere motorische Bewegungen üben. „Die Kaninchen können durch ihren emotional attraktiven Reiz etwas erreichen, was anderen Therapien nicht gelingt“, sagt Dr. Böttger. „Viele Patienten können auf eine Aufforderung wie ‚Drücken Sie mal meine Hand‘ nicht willkürlich reagieren. Sitzt aber ein Kaninchen auf ihrem Bett, bewegt sich die Hand spontan zu dem weichen Fell.“

Ähnliche Effekte beobachtet sie auch bei Kranken mit Neglect-Syndrom, bei dem das Gehirn eine Hälfte des Blickfeldes ausblendet und die Patienten es selbst nicht merken. Rückt ein Tier aber auf der betroffenen Seite ins Blickfeld, nimmt der Patient es plötzlich wahr.

Diese Effekte haben die Ärzte und Neuropsychologen der Station bereits 2010 in einer funktionellen Kernspinstudie nachgewiesen. Die Resultate: Schwerkranke Patienten reagierten auf Videos von den Kaninchen wesentlich besser als auf Computerspiele, die eigens für die Therapie entwickelt wurden. Tierkontakt steigerte demnach die Hirnaktivität in Bereichen, die für Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Motivation und positive Gefühle zuständig sind.