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Seinen Hund richtig verstehen

Uwe Friedrich liegt eine gute Mensch-Hund-Beziehung am Herzen.

Wie funktioniert eigentlich die Körpersprache zwischen Mensch und Hund und wie lernen Hunde Lungenkrebs zu erschnüffeln? Im Interview mit my-pet spricht Hundetrainer Uwe Friedrich über die besonderen Fähigkeiten der Vierbeiner und was bei einer guten Beziehung zwischen Hund und Halter wichtig ist.

von Bettina Link

Uwe Friedrich, warum sind Sie Hundetrainer geworden?

Uwe Friedrich: Weil ich Menschen und Hunde sehr mag und es für mich sehr schön ist, zu merken, dass ich einen Teil dazu beitragen kann, dass sich ein Mensch-Hund-Team noch besser versteht bzw. sich auch ein Problem lösen lässt.

Was ist das besondere an der Arbeit mit den Tieren?

Jeder seriöse Hundetrainer arbeitet mit zwei Lebewesen – dem Hundehalter und den Hunden. Es ist sehr interessant, diese zwei Lebewesen zu einem Team zu vereinen. Dabei darf nicht nur der Hund im Vordergrund stehen, sondern auch die Arbeit mit dem Hundehalter ist extrem wichtig. Es muss ein Ausbildungsweg gefunden werden, der es dem Hundehalter ermöglicht, einen Zugang zu seinem Hund zu finden. Wenn man erkennt, dass Mensch und Hund sich verstehen, ist dies sicher ein wichtiger und sehr schöner Teil meiner Arbeit.

Worauf legen Sie besonderen Wert bei der Hundeerziehung und wie arbeiten Sie mit Halter und Hund?

Es ist mir besonders wichtig eine Struktur und eine Linie in die Mensch-Hund-Beziehung zu bringen. Ein Hund sollte ein entspannter Sozialpartner sein dürfen, der im Alltag eine Bereicherung für den Hundehalter ist. Die Bedürfnisse eines Hundes sollten durch ihn erfüllt werden. Dafür trägt der Halter die Verantwortung. Dabei möchte ich ihm Hilfestellung geben, damit er merkt, wie dies funktionieren kann ohne ein überzogenes Zeitbudget dafür zu benötigen. Ein sehr wichtiger Bereich für mich ist außerdem, den respektvollen Umgang miteinander zu fördern.

Welchen Rat geben Sie jemandem, der einen Hund haben möchte, woran denken viele vielleicht nicht?

Das ist eine gute Frage – leider wird die Beratung vor dem Hundekauf zu selten in Anspruch genommen. Der Hund sollte ins Leben passen. Es ist entscheidend, wie der Alltag eines Menschen aussieht: Ist es zum Beispiel eine kinderreiche Familie, die viel Besuch empfängt und in der es turbulenter zugeht, dann sollte man an einen Typ Hund denken, der Gelassenheit ausstrahlt, eine hohe Reizschwelle besitzt und so optimal in dieses Leben passt. Eine Beratung könnte manche Überraschung ersparen. Natürlich geht es auch darum, dass ein Hund extra Zeit benötigt und Tierarztkosten anfallen können, die auch mal in den vierstelligen Bereich gehen können, wenn etwas Ernsthaftes vorliegt. Eine Beratung vor dem Hundekauf sollte aber sehr individuell abgestimmt werden. 

Was machen Hundehalter am häufigsten falsch?

Ich denke, dass viele Hundehalter heute viel mehr mit ihrem Hund üben und Freizeitaktivitäten unternehmen, das ist sehr schön zu beobachten. Es ist aber auch auffällig, dass für viele kleinere und größere Probleme die Ursachen im Umgang im häuslichen Bereich liegen. Deshalb ist uns bei TEAMCANIN wichtig, eine genaue Analyse in diesem Bereich vorzuschalten. Häufig werden Hunde zu Hause mit Beachtung überhäuft und auf den Spaziergängen wundert man sich dann, warum die Hunde den Besitzern zu wenig Beachtung schenken.

Wie funktioniert die Körpersprache zwischen Mensch und Hund?

Bei der Körpersprache zwischen Mensch und Hund geht es darum, dass wir uns der Kommunikation unserer Hunde bedienen sollten. Wir sollten uns das Vergnügen bereiten, sie zu beobachten und ihr Ausdrucksverhalten so gut wie möglich zu verstehen. Denn nur dann können wir uns den Hunden gegenüber so mitteilen, dass sie möglichst viel von unserer Kommunikation verstehen. Dadurch würden viele Missverständnisse vermieden werden

Sie haben nicht nur Erfahrung in der Ausbildung von Schimmelsporen-, Sprengstoff-, und Drogenspürhunden, sondern bilden Hunde auch zur Früherkennung von Lungenkrebs aus. Wie lernen die Tiere das und wie lange dauert so eine Ausbildung?

Da die Ausbildung von hochspezialisierten Spürhunden eine sehr individuelle Ausbildung ist, gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, die Hunde auszubilden. Eines haben die unterschiedlichen Ausbildungswege aber gemeinsam: Es wird ausschließlich mit positiver Verstärkung gearbeitet, damit die Hunde eine sehr positive Verknüpfung mit den jeweiligen Geruchsstoffen bekommen. Die Ausbildung kann von drei Monaten bis hin zu einem Jahr dauern.

Aus dieser Arbeit heraus haben Sie SniffleDog® gegründet  – was ist das?

SniffleDog® ist eine Weiterentwicklung aus den Erfahrungen einer mehrjährigen Lungenkrebsstudie mit Hunden und eignet sich als Auslastungsmodell für Alltags- und Familienhunde. Für die Lungenkrebsstudie wurden zwischen 2009 und 2011 vier Hunde bei TEAMCANIN  darauf trainiert, anhand von Atemluftproben, die entsprechende Probe eines Lungenkrebspatienten anzuzeigen. Bei der richtigen Anzeige wurden die Hunde mit „Clicks“* und Futter belohnt. Diese positive Verstärkung**

* Clicker:
Ein Clicker ist ein kleines Gerät, das man in der Hand hält und mittels Knopfdruck ein Signal („Click“) erzeugt. Dieser „Click“ signalisiert dem Hund, dass er gerade in diesem Moment eine korrekte Handlung gezeigt hat und genau dafür gleich eine Belohnung erhält. Damit kann man dem Hund genau für dieses Verhalten belohnen, welches erwünscht ist.

** Positive Verstärkung:
Eine erwünschte Handlung wird durch eine Belohnung verstärkt. Das kann ein Lächeln, eine Streicheleinheit, ein Futterstück und vieles mehr sein. Dem Hund wird so vermittelt, dass er genau das Verhalten gezeigt hat, das man von ihm erwartet. Dadurch wird der Hund dazu animiert, explizit dieses Verhalten öfter zu zeigen.

führte zu immer mehr Selbstsicherheit bei den Hunden. Mit einer Trefferquote von 72 Prozent (Durchschnittswert) erkannten die Hunde die Proben der Lungenkrebspatienten. Die Wissenschaftler konnten sicherstellen, dass die Hunde tatsächlich in der Lage sind, spezielle organische Verbindungen, die durch die Atemluft an die Umwelt abgegeben werden, zu riechen und anzuzeigen.

Bei SniffleDog® geht es darum, den Hund auf einen bestimmten Geruch zu konditionieren. Ziel ist es, dass der Hund später in der Lage ist, kleinste Geruchsmengen mit Verleitungsgerüchen unter den sechs SniffleDog®-Behältern herauszufiltern und dem Hundeführer anzuzeigen. Der Hund lernt diese sechs Behältnisse systematisch abzusuchen bis er den „ankonditionierten“ Geruchsstoff gefunden hat und dies dem Hundehalter durch ein bestimmtes Verhalten, z.B. Nasenanzeige am Behälter oder Platzlage vor Behälter, anzeigt. Der Hund kann beispielsweise lernen Spuren von Erdnüssen anzuzeigen; ein hilfreiches Instrument für Allergiker, da der Hund vor Verzehr von Erdnüssen warnen kann.

Was liegt Ihnen bei der Mensch-Hund-Beziehung besonders am Herzen, wie sieht eine ideale Beziehung aus?

Es ist mir wichtig, dass sich ein Team entwickelt, das sich versteht und die Bedürfnisse des Hundes erfüllt werden. Zufriedenheit und Glück in einer Mensch-Hund-Beziehung ist für mich ein tolles Erlebnis. 

Was war Ihr prägendstes Erlebnis mit Hunden?

Es gibt gar nicht das eine große Erlebnis. Es waren viele kleinere und größere tolle Erlebnisse mit den eigenen Hunden. Angefangen im Kindesalter als ich den Dackel  meiner Eltern ausführte und mit ihm kuschelnd auf dem Boden lag. Später dann mein erster Diensthund, den ich aus dem Tierheim holte und vieles mehr … (lacht)